Im Brexit-gebeutelten Großbritannien sind scheinbar Dinge möglich, die noch vor kurzem undenkbar waren. So kam im Juni 2020 eine Weinflasche aus Karton auf den Markt. Pfui, Teufel! Oder?

Genau genommen ist die durchaus anspruchsvoll designte Kartonflasche eine Tetrapak-Variante. Die „Frugal bottle“ besteht aus relativ dichtem Karton, der innen mit einer hauchdünnen Kunststoffschicht bezogen ist. Die Flasche wird vom Hersteller „Frugalpac“ als leichte und umweltfreundliche Alternative zu Glas beworben. Mit nur 83 Gramm pro 0,75 Liter-Gebinde ist die Kartonflasche bis zu fünfmal leichter als herkömmliche Glasflaschen. Die Flasche ist blickdicht, man kann den Inhalt also nicht sehen.

Weinfreunden treibt es freilich die Grausbirnen raus, wenn sie an feine Kreszenen im kunststoffbeschichteten Karton denken. Für hochwertige Weine wird das Gebinde wohl nie eine Alternative sein. Den Markt jener Weine, die schon bisher im TetraPak (bottle-in-bag) gefüllt wurden, kann die stylishe Flasche aber durchaus erweitern.

Hergestellt wird das Ding zu 94% aus Recyclingkarton. Die Innenbeschichtung ist hauchdünner Kunststoff (plastic food-grade liner). In der Wiederverwertung soll diese rund 15 Gramm leichte Innenbeschichtung, so Frugalpac, gut recyclebar sein. Nicht zuletzt wird, in Zeiten wie diesen, auf den CO2-Fußabdruck verwiesen, der sechsmal geringer sein soll wie bei einer Glasflasche. Supermärkte begrüßen natürlich das geringe Gewicht und die leichtere Handhabung in der Logistik. Auch am Transport fällt viel Gewicht weg.

Übrigens: der erste in die Kartonflasche gefüllte Wein ist ein Cantina Goccia 3Q 2017 aus Italien, eine Cuvée aus Sangiovese, Merlot und Cabernet Sauvignon. Preislich natürlich aus dem Segment der Billigweine.