Schön langsam wird in der Südsteiermark vielen unheimlich, was der Münchner Steuerberater, Wirtschaftstreuhänder, Wein- und Genussfreak Hans Kilger alles aufkauft. Auch das Loisium Hotel in Ehrenhausen wanderte in seinen Besitz.

Loisium Hotel in Ehrenhausen. © Loisium Hotels

Verkäufer der Immobilie war eine Investorengruppe um Susanne Kraus-Winkler und Gerhard Nidetzky, den Gründern der Loisium Hotels. Kraus-Winkler ist zudem Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich. Der Kaufpreis wurde natürlich nicht genannt, ist aber jedenfalls erheblich. Das Investment in Ehrenhausen belief sich auf rund  20 Millionen Euro.

Die beiden Verkäufer stoßen ihre Investments mittelfristig immer ab, aber nur dann, wenn der Preis stimmt. Die Südsteiermark boomt, auch das Loisium freut sich über beste Auslastung nach dem Lockdown. Ein Schnäppchen wird das Hotel in Ehrenhausen daher nicht gewesen sein.

Der Kauf der Immobilie des mit Abstand größten Hotels der Südsteiermark mit über 100 Zimmern und 200 Betten war der bisher größte Coup von Hans Kilger. Im Unterschied zu den anderen Genussinvestments und den Weinaktivitäten wurde der Loisium-Deal diskret abgewickelt. Nach außen blieb alles beim Alten: der Betreibervertrag ist unverändert, das Haus steht – wie das Schwesterhotel in Langenlois im Kamptal – unter Management der Loisium Betriebsgesellschaft, die wiederum zum Besitz der mDrei-Holing GmbH mit Sitz in Wien gehört, die in Sachen Loisium von Partner Mustafa Özdemir geführt wird.

Nichts mit dem Verkauf zu tun hat der Direktorenwechsel beim Loisium Ehrenhausen: Bernhard Luef wechselte schon davor zur Kilger-Gruppe und soll sich um Schloss Gamlitz kümmern. Sein Nachfolger im Loisium ist Markus Röder.

Steirisches „Schlaraffenland“

Kilger sieht vor allem die Südsteiermark als „letztes Schlaraffenland Europas“ (Zitat), das international wachgeküsst werden will. Das bezieht er scheinbar auch auf die im Verhältnis ausnehmend günstigen Immobilienpreise der „österreichischen Toskana“. Hier steckt er den Großteil seiner Investitionen (und die seiner Mitinvestoren) hinein.

Genau das beunruhigt mittlerweile aber Winzer, Wirte und Bürgermeister in der Südsteiermark, ja sogar die Landespolitik. Treibt der Münchner mit seinen Aufkäufen die Immobilien- und Grundpreise in schwindelnde Höhen? Wo Einheimische und „reguläre“ Investoren nicht mehr mitkönnen? Wie sieht die Zukunft der gastronomischen Betriebe aus, die augenscheinlich nicht alle gewinnbringend arbeiten (können)? Besteht Gefahr, dass die Liegenschaften zu Spekulationsobjekten werden?

Wer fürchtet sich vor Hans Kilger?

Dazu passt auch, dass die Grundstücke rund um das Loisium Ehrenhausen schon vor dem Hoteldeal im Besitz von Hans Kilger und anderen Investoren waren. Hier soll dem Vernehmen nach ein Immobilienprojakt hochgezogen werden, mit Appartements, Chalets und Villen, teils im Eigentum und serviciert.

Hans Kilger lässt Bedenken nicht gelten, verweist auf seine Mission als Genussbotschafter, der seine Ideen vom reinen, puritischen Genuss gesunder und nachhaltig erzeugter Lebensmittel umsetzen möchte. Den Dingen Zeit geben, sich zu entwickeln, ist eine weitere Säule seiner Philosophie. Beim Wein klingt das so: „Ein Wein, der nur im ersten Jahr nach der Ernte beeindruckt und dann abfällt, kann nicht zu den Großen gezählt werden. Er muss sich langsam und stetig entwickeln und viele Jahre Potenzial haben.“

Hans Kilger füllt die Seiten der heimischen Gourmetmagazine schon seit einigen Jahren mit vielbeachteten und mutigen Projekten rund um Wein, Gastronomie, Genuss und Tourismus. Vor einigen Jahren fing er an, in der Südsteiermark Rebflächen zu erwerben und mit Winzern Partnerschaften zur Produktion seiner Weine unter der Marke Domains Kilger einzugehen.

Diese haben sich rasch einen guten Ruf in der Weinszene erarbeitet. Christian Reiterer, Spitzenwinzer aus der Weststeiermark, ist Mastermind hinter Kilgers steirischen Weinen. Uwe Schiefer kümmert sich um die edlen Rotweine aus dem Südburgenland. Zuletzt ließ Hans Kilger mit dem Engagement des aus den Familienbetrieben ausgeschiedenen Walter Polz aufhorchen, der sich um die Vermarktung all der Aktivitäten und Produkte kümmern soll.

Jaglhof, Schloss Gamlitz und, und, und

Der erste Abstecher Kilgers zu Gastro-Immobilien war der Jaglhof in Sernau bei Gamlitz. Ein Anwesen in prachtvoller Lage mit wechselhafter Geschichte, Restaurant mit Panoramaterrasse und einigen Gästezimmern, früher sogar mit Gebietsvinothek. Aktuell bietet die Weinkarte eine Art Werkverzeichnis des mittlerweile stattlichen Sortiments der Domaines Kilger.

Jüngster Zugang ist das historische Schloss Gamlitz mit riesigem Weinkeller und Hotel, das zum Zentrum der Kilger’schen Aktivitäten in der Steiermark ausgebaut werden soll. In diesem Fall freut sich Hans Kilger „nur“ über einen Pachtvertrag, dem Vernehmen nach über rund 30 Jahre. Die Immobilie ist in einer Familienstiftung geparkt und derzeit nicht veräußerbar. Ein Vorkaufsrecht darf man wohl voraus setzen.

Dazwischen liegen Wirtshäuser mit oder ohne Gästezimmer, etwa der Stupperhof in Kitzeck, der Kirchenwirt in Eibiswald oder ein Restaurant in Ratschen (Südburgenland). Auch ein Campingplatz mit Cafe („Loarmoar“, Gamlitz) oder ein Imbiss-Stand passen dem genusshungrigen Unternehmer ins Konzept, wenn sie nur zu haben sind. Zahlreiche Genuss-Shops überziehen das Land, haben Ableger in Wien und Kilgers Heimatstadt München.

Uwe Schiefer & Johann Lafer

Im Südburgenland startete der Selfmade-Millionär fast zeitgleich wie in der Steiermark, dort in Partnerschaft mit Uwe Schiefer, einem der allerbesten und am meisten ausgezeichneten Rotweinwinzer Österreichs. Das Weingut „Schiefer pur“ befindet sich in Welgersdorf in der Weinregion Eisenberg DAC. Mittlerweile sind die Projekte in der Schiefer & Domains Kilger GmbH & Co KG zusammengefasst. Dazu gehört neben dem Weingut, das Vinaria mit der Höchstwertung von 5 Sternen auszeichnet, auch die Weinbar „Krawall“ am Wiener Naschmarkt.

Neben dem Wein betreibt Hans Kilger große Landwirtschaften mit Viehzucht in möglichst naturnahen Lebensräumen für die Tiere. Bisons, Büffel, Yaks, Watussirinder und andere Wildtiere werden derart stressfrei und artgerecht gehalten, liefern erstklassiges Fleisch. Ausgangspunkt der Aktivitäten Kilgers waren riesige Landwirtschaften in Siebenbürgen in Rumänien.

Mittlerweile ist auch der gebürtige Steirer und ehemalige deutsche Fernsehkoch Hans Lafer ein Genussbotschafter der Domains Kilger. Ende August wurde in Wien der erste Wein aus der Selektion Johann Lafer präsentiert, ein weststeirischer Sauvignon Blanc.