Für Aufsehen sorgte im Sommer der für Aussenstehende eher überraschende Verkauf des florierenden Loisum Wein & Spa Hotels in Ehrenhausen (Südsteiermark). Ein Teil des Erlöses wurde nun in ein Loisium in der Champagne investiert.

Powerfrau & Hotel-Lady: Susanne Kraus-Winkler © Loisium

Verkauft wurde dabei die Immobilie, am Betrieb durch die Loisium Holding ändert sich nichts. Susanne Kraus-Winkler ist Immobilien-Investorin, Hotel-Mitbegründerin und Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich. Mit Hang zum Wein. Jetzt bringt sie das Loisium-Konzept nach Frankreich, ins Mutterland des Weines. Spatenstich in der Champagne war trotz Corona vor wenigen Wochen.

Davor stand der Verkauf des zweiten Loisium-Hotels in Österreich, jenes in Ehrenhausen (das erste steht in Langenlois im Kamptal). Verkäufer der Immobilie war eine Investorengruppe um Susanne Kraus-Winkler und Gerhard Nidetzky, den Gründern der Loisium Hotels. Käufer war – Vinaria berichtete – der umtriebige Südsteiermark-Investor Hans Kilger aus München (Domaines Kilger, Schloss Gamlitz).

Susanne Kraus-Winkler investiert nun einen Teil des Erlöses in das schon länger geplante dritte Loisium-Hotel, das erste in Frankreich. Dieses entsteht mitten in der Champagne, in der Gemeinde Mutigny, etwa eine halbe Autostunde von der Stadt Reims entfernt. Die Corona-Pandemie konnte den Baustart nur verzögern, nicht verhindern. Spatenstich war vor wenigen Wochen unter viel medialer und politischer Anteilnahme in der weltbekannten französischen Region.

In der Champagne gibt es zwar den begehrtesten Schaumwein der Welt und viel alte Bausubstanz, aber kein Hotel mit zeitgenössischer Architektur und klar weintouristischem Ansatz. Diese Lücke erkannten lokale Granden und wurden auf das erfolgreiche Loisium-Konzept in Östereich aufmerksam, die Kombination aus Wein, Design, Spa und Meeting. Durch den Boom des Weintourismus exakt am Punkt.

Kontakte waren schnell geknüpft, Susanne Kraus-Winkler fackelt in solchen Situationen nicht lange, macht Nägel mit Köpfen. Das Ergebnis wird das „Mutigny Resort Hotel“ sein, das im Mai 2022 eröffnen soll. Mit 101 Zimmern, einem Restaurant mit 200 Sitzplätzen, Spa und Seminarräumen. 6.000 Quadratmeter werden verbaut und fügen sich in die wunderbare Landschaft ein, im Herzen der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Appellation Champagne.

25,5 Millionen Euro werden investiert, die Hälfte als Eigenkapital, von Susanne Kraus-Winkler, der staatlichen Beteiligungsagentur Caisse des Depots und dem französischen Projektentwickler Artestate. 70 Arbeitsplätze werden entstehen. Die Region Champagne möchte mit diesem Leitprojekt einen großen Schritt in der weintouristischen Entwicklung machen

Am Spatenstich nahm auch Österreichs Botschafter in Frankreich, Michael Linhart und Mustafa Özdemir als Partner und Geschäftsführer der LOISIUM Betreibergesellschaft teil. Ebenso zahlreiche politische Vertreter der Region Grand Est. Darunter auch der Initator des Projekts Bernard Beaulieu, früherer Bürgermeister von Mutigny und regionaler Winzervertreter.

Vinaria sprach mit Susanne Kraus-Winkler über das Projekt und ihre Vision.

Vinaria: Warum ein Loisium gerade in der  Champagne?

Susanne Kraus-Winkler: Es sind regionale Wein- und Tourismusvertreter an uns herangetreten, da sie ähnliche Konzepte für ihre Regionen entwickeln wollten. Der Standort passt einfach zu unserer Loisium-Idee. Dazu kommt, dass es in der Champagne keine Hotels mit moderne Architektur und Design gibt. Die Region ist international sehr bekannt, liegt nicht weit von großen Märkten wie Paris, Strassbourg oder Basel entfernt.

Wird das Haus in Frankreich gleich aussehen wie die Loisums in Österreich?

Loisium steht für anspruchsvolle, zeitgenössischen Architektur und modernes Design, damit sprechen wir ja eine ganz bestimmte Community an, die dieses Ambiente gezielt sucht. Daher wird auch das „Mutigny Resort Hotel“ diesem Anspruch gerecht werden, ansonsten wird es ganz unterschiedlich aussehen. Was unsere Hotels in Frankreich und Österreich verbindet, ist unser Loisium-Angebot, die perfekte Kombination von Wein, Design und Spa, Weinerlebnis und Konferenz.

Was wird das Besondere in der Champagne sein?

Das Hotel hat eine außergewöhnlich prachtvolle Lage. In der Champagne haben wir einen Standort mit Blick über hunderte Hektar Weingärten, aus denen von kleinen und großen Produzenten Champagner erzeugt wird. Unser Standort liegt am Rand eines Nationalparks und wenige Minuten von Ay und Epernay entfernt. Reims ist nur 35 Autominuten weg.

Wer investiert? Wer betreibt?

Investoren sind meine Holdinggesellschaften Merimee, dazu die französischen Partner, Caisse des Depots und Artestate. Betrieben wird das Hotels in der Champagne durch unsere österreichischen Betreiberpartner, die seit 2018 auch in die Betriebsgesellschaften der Loisium Hotels in Österreich voll eingestiegen sind. Als verantwortlicher Betreiberpartner ist seitens der LOISIUM Holding Mustafa Özdemir in die Entwicklung in der Champagne voll eingebunden und war auch beim Spatenstich dabei.

Wie riskant ist eine solche Investition in Corona-Zeiten?

Ich denke, man sollte sich jetzt richtig für die Zukunft nach Corona aufstellen. Investitionen in grüneren, smarteren und individuelleren Tourismus wird sicher die Zukunft gehören.

Eine Österreicherin bringt den Franzosen ein Weinhotel – klingt cool, oder?

Na ja, wir sind ein Team, sowohl was die Investoren betrifft als auch die Betreiber. Aber ja, ich denke es ist toll, dass Österreicher ein Hotelkonzept haben, das man in Frankreich so beachtenswert fand, dass man es auch für den französischen Tourismus haben will. Vor allem in Kombination mit einem so traditionellem Produkt wie Wein und Champagner.

Was verbindet die Weinländer Österreich und Frankreich?

Vor allem die Leidenschaft zum Wein. Österreich ist im Verhältnis zu Frankreich ein sehr kleines Weinland, aber ich erlebe in beiden Ländern viel Emotion und Leidenschaft rund um das Thema Wein. Es sind vor allem die Menschen, mit denen wir im Zuge der Projekte zu tun haben, die uns immer gleich ins Herz schließen.

Wäre nicht auch Italien ein guter Markt? Sie sind ja ein Toskana-Fan.

Ja, über Italien haben wir schon nachgedacht, es hat sich aber noch nichts Passendes ergeben. Wir bleiben weiter dran. Vor allem seit mein Mann und ich das Haus in der Toskana von Hugo Portisch gekauft haben, ist die Idee, auch ein Loisium Hotel in dieser Region zu verwirklichen, immer präsent. Schauen wir mal.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Standorte aus?

Wir wählen die Standorte nach der Weinregion aus: wie bekannt ist sie, wie groß, wie ist die Winzerstruktur? Andererseits sind ein großes Einzugsgebiet und die unkomplizierte Erreichbarkeit wichtig. Flughafen, Straße, Schiene. Dann wollen wir nahe am Wein sein, mit verführerischen Blicken über die Region.

Planen Sie in Österreich weitere Standorte? In anderen Ländern?

Wir würden gerne in Deutschland ein oder zwei Standorte haben, denken über weitere in Frankreich und eventuell in Italien nach. Im Grunde ist jede Weinregion, vorerst in Europa, denkbar. In Österreich gibt es Gespräche über einen dritten Standort. Und das Stammhaus in Langenlois wird gerade erweitert, unter anderem um 30 Zimmer und ein modernes Konferenzzentrum.

Das Konzept der Loisium-Häuser in einem Satz?

Die Loisium Wine & Spa Hotels und die WeinWelt samt Vinothek sind Hotspots für Winelover, Foodies und alle, die ein ganz besonderes Wine-Spa-Erlebnis suchen.

Weinreisen boomen. Ist das der Trend 2030?

Es ist trendy geworden, zum Wein zu reisen. Es hat noch nie so eine große und spannende Vielfalt an Weinreisen und Weinerlebnissen gegeben. Wein steht heute für vieles rund um Regionalität, Emotion und Ursprünglichkeit, in Zukunft wird sich das verstärken. Die tollen Naturlandschaften mit ihren sich fast meditativ hinziehenden Weingärten und sanften Hügeln sind Plätze, an denen Menschen sich selbst spüren und erfahren können. Wenn dann noch die „Weinseligkeit“ dazu kommt, ein gutes Glas bei prachtvollem Sonnenuntergang, geht nichts mehr drüber. Und ja, wenn wir es schaffen, dieses Angebot nachhaltig mit viel Herz und Hirn individuell erlebbar zu gestalten, dann werden „Reisen zum Wein“ immer boomen, auch über einen „Trend“ und Corona hinaus.