Die Rosé-Weine aus dem schon vorab gefeierten Jahrgang 2019 werden diesem gerecht, zumal der Rosébereich mit einem allgemein höheren Qualitätsniveau und stilistischer Vielfalt einhergeht. Bei Österreichs größter Rosé-Verkostung hat Vinaria die besten Weine ermittelt.

Roséweine stehen in der Gunst der WeinliebhaberInnen nach wie vor hoch im Kurs: verlockende Farbe und intensive Frucht in Verbindung mit dem häufig präsenten Sommerweincharakter, erfreuen besonders in der warmen Jahreszeit gleichermaßen Auge, Nase und Gaumen. Und das gilt für einen zusehends größeren Anteil der Rosés aus klassischen Sorten wie Zweigelt, Blaufänkisch & Co. Schien in den Anfangsjahren des Booms teils bereits eine pinke Farbe als Eintrittskarte in so manchen Gaumen zu reichen, so wird das verlockende Farbenspiel nur noch selten durch weniger charmante Einträge in Nase und/oder Gaumen getrübt.

Deutlich weniger Bemängelungen hat Vinaria in den vergangenen Jahren hinsichtlich organoleptischer Reminiszenzen vom biologischen Säureabbau. Wobei gilt: Am Prozess der malolaktischen Gärung bei Rosé (wie auch anderen Weinen) gibt es damals wie heute im Prinzip wenig auszusetzen. Beanstandet werden bei unseren Verkostungen jedoch Weine, bei denen sich laktische oder joghurtige Beitöne hartnäckig halten. Das gilt natürlich umso mehr für solche Vertreter, wo Frische und Frucht im Vordergrund stehen sollen.

Sehr positiv ist weiters der Trend zu bewerten, dass Roséweine aus klassischen Sorten im Allgemeinen spürbar trockener ausgebaut werden, als das noch vor fünf, sechs Jahren der Fall war. Zwar haben Weine mit mehr oder weniger merkbarem Restzuckerspitz oft einen unmittelbar ansprechenden Charme, doch bleibt die Süffigkeit beim Genuss mehrerer Gläser nicht immer bestehen. Begrüßenswerter Nebeneffekt dieser Entwicklungen ist, dass der Sortencharakter mehr Betonung erfährt.

Fruchtiger Sortenfächer - Wichtigste pinke Sorte ist naheliegenderweise Österreichs roter Hauptdarsteller Zweigelt, der mit Unmengen Frucht punkten kann und zudem im Idealfall sowohl Esprit als auch Harmonie mitbringt. Blaufränkisch erscheint im Rosébereich etwas kniffeliger, denn manchmal scheinen die Weine allzu asketisch auszufallen, vor allem, wenn sie allzu leicht sind. Andererseits gibt es bei dieser Sorte auch ganz tolle Vertreter, wie auch ein Blick auf die Bestenliste zeigt. Hin und wieder als Hauptdarsteller findet man auch noch Cabernet oder Merlot, die von der Frucht und Säure ebenfalls attraktive und sortentypische Vertreter ergeben können. Letztlich gibt es auch noch das in der Folge separat behandelte Unikat Schilcher, das wir heuer erstmals – wenn auch als getrennte Subgruppe – in die Roséverkostung integriert haben.

Großen Einfluss auf Stil und Charakter haben aber auch andere Faktoren. So etwa, ob der Rosé aus Saftabzug bei der Rotweinerzeugung stammt oder durch Pressung dezidiert der Roségewinnung gewidmeten Traubenchargen gewonnen wurde. Erstere sind meist schlank, frisch und fruchtbetont und als Sommerweine trefflich geeignet, die gepressten Rosés haben in der Regel spürbar mehr Struktur und Körper vorzuweisen.

Weitere charakterbildende Kriterien sind die Gradation des Traubenguts bei der Lese, die jeweilige Maischestandzeit und gegebenenfalls. die malolaktische Gärung sowie Schwefeleinsatz und Praxis bei Filtration. Schlussendlich prägend ist der Ausbau – meist im Stahl, teils aber auch im Holz und anderen Behältnissen. 2019 ist jedenfalls beim Rosé exzellent ausgefallen; Rosés mit transparenter Frucht und viel Vitalität und Frische waren von leicht bis kräftig möglich.

Sonderfall Schilcher - Schilcher beziehungsweise die ihm zugrunde liegende Sorte Blauer Wildbacher ist unverwechselbar und einzigartig – zumindest wenn er aus den Terroirs seiner Urheimat Weststeiermark kommt. Dennoch handelt es sich zweifelsfrei um einen Roséwein, weswegen ihn Vinaria in diesem Jahr zur Verkostung dazugenommen haben. Es war ein Superjahr mit ungewöhnlich hohen Gradationen. 20°KMW und mehr waren keine Seltenheit. Das eröffnete die Möglichkeit, mit dem Lesezeitpunkt zu spielen, je nach Intention des Winzers.

Erfreulicherweise gibt es immer mehr Winzer, die dem Rosé verstärktes Augenmerk schenken, und noch erfreulicher ist dabei die Tatsache, dass viele davon eine spezifische eigene Handschrift haben. Pioniere in dieser Sparte sind u.a. die Domäne Wachau, Gerhard Pittnauer und Karl Steininger. Besonders auffällig sind die Bemühungen von der dem Roséthema komplett verfallenen Pia Strehn aus Deutschkreutz, die in diesem Jahr fünf verschiedene Vertreter gefertigt hat.

Bester Schilcher und Gesamtsieger wurde Christian Reiterer mit seinem herausragenden und charaktervollen Ried Engelweingarten Alte Reben, knapp gefolgt vom besten klassischen Rosé – dem vielfältigen und feincremigen Blaufränkisch Rosé namens „Der Elephant im Porzellanladen“ von Pia Strehn, die mit ihrem „Sushi“ einen weiteren Top-Ten-Wein beisteuerte; ebenso wie Reiterer mit Lamberg. Das Spitzentrio ergänzte der mineralische Hochgrail von Stefan Langmann, dessen gutes Potenzial ebenfalls klar ersichtlich war.

Trinkvergnügen in Perfektion vermitteln die folgenden Vertreter aus dem klassischen Segment: Meinhard Forstreiters greller wie überschwänglich fruchtiger Pink sowie Kurt Feilers samtig-reicher Rosé aus Rust. Knapp dahinter folgen das Schilcherweingut Friedrich mit Langegg und Pirkhofberg, Herbst mit Schilcher Klassik und Jöbstl mit Schilcherberg, mittendrin das Weingut Prieler aus Schützen mit Blaufränkisch. Danach liegen dicht an dicht jede Menge weiterer Rosés von hoher Qualität. Die Zukunft darf man hier durchaus durch die rosa Brille betrachten.

Zur Verkostung - Zugelassen waren trockene Roséweine aus Österreich aus dem Jahrgang 2019. Die Weine wurden in mehreren Vorverkostungen gedeckt verkostet. Für die Finalverkostung wurden die besten 27 Weine aus den Vorverkostungen ausgewählt. An den Verkostungen nahmen Hans Pleininger, Adolf Schmid und der Autor Peter Schleimer teil.

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Topliste Schilcher Österreich 2019 (Auszug)

17,0   Christian Reiterer | 2019 Schilcher Rosé Ried Engelweingarten Alte Reben WST
16,7   Langmann | 2019 Schilcher Ried Hochgrail WST
16,5   Weinbau Herbst | 2019 Schilcher Klassik WST
16,4   Friedrich | 2019 Schilcher Ried Langegg WST
16,3   Schilcherei Jöbstl | 2019 Schilcher Ried Schilcherberg WST
16,2   Christian Reiterer | 2019 Schilcher Ried Lamberg WST
16,0   Christian Reiterer | 2019 Rosé Schilcher Klassik WST
16,0   Friedrich | 2019 Schilcher Ried Pirkhofberg WST
16,0   Peiserhof | 2019 Schilcher Klassik WST
15,9   Schilcherei Jöbstl | 2019 Schilcher Eibiswald WST
15,9   Langmann | 2019 Schilcher Stainz WST15,8   Jauck-Wieser | 2019 Schilcher Ried Burgegg WST
15,8   Peiserhof | 2019 Schilcher Eibiswald WST
15,7   Weingut Klug | 2019 Schilcher Ried Hochgrail WST
15,7   Familie Lackner | 2019 Schilcher Ried Gasselberg WST
15,7   Thomas Strohmaier | 2019 Schilcher Klassik WST 

Topliste Rosé Österreich 2019 (Auszug)

16,8   Familie Strehn | 2019 Der Elephant im Porzellanladen BG
16,5   Weingut Forstreiter | 2019 Pink NÖ
16,4   Feiler-Artinger | 2019 Rosé FP BG
16,3   Familie Strehn | 2019 Sushi Ö
16,1   Weingut Prieler | 2019 Rosé vom Stein (BF) BG
15,9   Rudolf Rabl | 2019 Langenloiser Zweigelt Rosé NÖ
15,9   Johann Topf | 2019 Zweigelt Gleichgepresst NÖ
15,8   Domäne Wachau | 2019 Rosé 1805 Reserve WA
15,8   Weingut Steininger | 2019 Merlot Rosé NÖ
15,7   Weingut Christ | 2019 Petershof Rosé WI
15,7   Reithmaier | 2019 Cavallo Zweigelt Rosé NÖ