Österreichs Sektlandschaft bietet ein immer breiteres Spektrum an sehr guten bis ausgezeichneten Premium-Sekten mit langer Hefelagerung. Vinaria testete heimische Sekte mit Reifeprüfung. Das freut Sieger Fred Loimer (Foto) besonders.

Sieger der Sekt-Verkostung © Vinaria

Vor nicht langer Zeit von großen Schaumweinkellereien beherrscht, hat sich die heimische Sektlandschaft in den letzten Jahren nachhaltig gewandelt: Das ehemals aus überwiegend banalen, jugendlichen Pricklern mit prallen Perlen bestehende Angebot an Schaumweinen aus Rot-Weiß-Rot wurde in den letzten 30 Jahren – anfangs zaghaft, in jüngerer Zeit immer überschwänglicher – um immer neue sprudelnde Facetten bereichert.

Vor allem im Premium-Bereich hat sich in kurzer Zeit viel getan: Hochwertige Sekte mit langer Hefelagerung werden mittlerweile von zahlreichen Erzeugern angeboten. Diese bieten neben Charakter und Eigenständigkeit auch gute Lagerprognosen.

Der EU-Beitritt brachte neben Warenfreiheit auch neue Trends im sprudelnden Bereich, und so feierten kohlensäurehaltige Weine unterschiedlicher wie unzusammenhängender Begriffskategorien wie Spumante, Frizzante und Prosecco mehrheitlich Riesenerfolge. Kein Wunder, hatten diese doch neben der sexy Italo-Bezeichnung auch noch geschmacklich die Nase vorne: Meist mit kräftigem Zuckerrest versehen, eroberten sie die Gaumen mit molliger Trinklust, der die schlanken, kargen und deutlich trockeneren heimischen Sekte wenig entgegenzusetzen hatten.

Im hochpreisigen Segment hatte Österreich damals kaum etwas zu bieten. Dieses Mini-Segment dominierten einige wenige Grands Marques aus der Champagne, allen voran Pommery, Veuve Cliquot und Moet Henessy.

In den Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts starteten ein paar Einzelkämpfer wie etwa Georg Hugl, die sich der Erzeugung und Vermarktung von Qualitätssekt annahmen. In der Folge stießen auch heimische Top-Betriebe wie Malat und Bründlmayer sowie Steininger dazu. Auch große heimische Sekthäuser wie Schlumberger, Kattus und Co. forcierten ihre Bemühungen um Imagesteigerung und Ausbau des Sortiments im gehobenen Qualitätssegment.

Mit Szigeti betrat schließlich ein wichtiger Player die heimische Sektlandschaft; die Golser Firma fungierte als Erzeuger ebenso wie als Fremdversekter, was vielen heimischen Weingütern ohne eigene Kapazitäten die Aufnahme eines Sekts aus eigenem Traubenmaterial ins Sortiment ermöglichte. Im jüngsten Jahrzehnt ging‘s im schäumenden Segment steil nach oben: Die Schaumweinqualität wurde insgesamt deutlich gesteigert, dazu die Palette an heimischen Sekten durch zahlreiche neue, spannende Kreationen und Produktvariationen immens bereichert.

Herkunft als Herzstück

2014 wurde als erster großer Meilenstein die dreistufige Qualitätspyramide geschaffen, die 2015 schließlich rechtlich verankert wurde. Dieses Regelwerk zu „Österreichischer Sekt geschützter Ursprung“ macht Erzeugern diverse Vorgaben – neben Bestimmungen zu Herkunft und Herkunftsbezeichnungen reicht das von der Ernte über die Traubenverarbeitung, Vinfizierung und Versektung über die Lagerung bis hin zum frühesten Zeitpunkt der Vermarktung.

Die Verwendung der Bezeichnung  Österreichischer Sekt g.U. ist übrigens nur in Verbindung mit den Begriffen „Klassik“, „Reserve“ oder „Große Reserve“ zulässig.  Herzstück der dreiteiligen Pyramide ist die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.), wobei die darin definierte Herkunft für die Kategorien Klassik und Reserve recht großzügig dimensioniert ist: Es muss ein generisches Weinbaugebiet vulgo Bundesland angegeben sein, aber auch nicht mehr  – eine nähere Bezeichnung ist nicht zulässig. Bei der Großen Reserve müssen die Trauben aus einer Gemeinde stammen, die Angabe einer Großlage oder Ried ist erlaubt, sofern das Traubenmaterial zu mindestens 85 Prozent von dort stammt.

Für Klassik sind alle Methoden der Sekt-herstellung zulässig, es müssen mindestens neun Monate auf der Hefe verbracht werden und jegliche Farbe und Zuckerstufe zulässig sein; dagegen gelten bei den oberen Kategorien deutlich strengere Regeln: Handlese und Ganztraubenpressung sind vorgeschrieben. Außerdem gilt eine wesentlich längere Mindestverweildauer auf der Hefe von 18 (Reserve) bzw. 30 (Große Reserve) Monaten. In Sachen Restzucker sind ausschließlich die Stufen Brut, Extra Brut oder Brut Nature zugelassen.

Reife Leistung, Loimer an der Spitze

Da die Sektpyramide nicht von allen Produzenten verwendet wird, hat Vinaria als Hauptkriterium für die große Verkostung von Premium-Sekten eine Mindestlagerzeit auf der Hefe von 24 Monaten festgelegt; zudem waren ausschließlich Sekte der Kategorien Brut, Extra Brut und Brut Nature (zero) zugelassen.

Den Sieg bei der Premium-Sekt-Verkostung holte sich respekt-BIODYN-Winzer Fred Loimer mit seiner grandiosen Blanc de Blancs Große Reserve 2013 Brut Nature (!), knapp dahinter landete Christian Madl mit dem vor überschwänglicher Frucht und Eleganz übergehenden „Von den Weißen“. Knapp dahinter folgte Bründlmayers Extra Brut Reserve aus dem Jahrgang 2012. Auch die nachfolgenden Sekte wurden sehr gelobt: Harkamps Brut Reserve sowie die 2016er Große Reserve Extra Brut vom Weingut Buchegger, gefolgt von einem Trio aus Jurtschitsch mit dem besten Rosé der Verkostung, dem Chardonnay vom Weingut Kästenburg sowie der St. Georgen Großen Reserve von Szigeti. Auch dahinter ging es Schlag auf Schlag – mit weiteren hochklassigen Sektproduzenten wie Schloss Gobelsburg, Steininger, Stift Klosterneuburg, A-Nobis und Schlumberger.

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Ausgeschrieben war die Verkostung für österreichische Premium-Sekte mit mindestens 24 Monaten Hefelagerzeit der Restzuckerstufen Brut, Extra Brut und Brut Nature. Knapp 50 Weine wurden gedeckt verkostet. Vinaria bedankt sich bei der Vinothek des Freiguts Thallern (Gumpoldskirchen) für die Logistik und Räumlichkeiten. Es verkosteten Hans Pleininger, Adi Schmid, Viktor Siegl und Peter Schleimer.

Topliste Premium Sekte aus Österreich (Auszug)

17,3   Fred Loimer | 2013 Blanc de Blancs Brut Nature Große Reserve
17,1   Christian Madl | 2013 Von den Weißen
17,0   Bründlmayer | 2012 Extra Brut Reserve
16,8   Hannes Harkamp | NV Brut Reserve
16,7   Weingut Buchegger | 2016 Extra Brut Große Reserve
16,6   Weingut Jurtschitsch | NV Brut Rosé Klassik
16,6   KulturWeingut Kästenburg | 2015 Chardonnay Große Reserve Brut
16,6   Sektkellerei Szigeti | 2014 St. Georgen Brut Große Reserve
16,5   KulturWeingut Kästenburg | 2015 Riesling Brut Große Reserve
16,4   Weingut Schloss Gobelsburg | NV Blanc de Blancs Brut
16,4   Weingut Steininger | 2015 Grüner Veltliner Brut Große Reserve Steinhaus
16,2   Christian Madl | 2015 Cuvee Speciale Brut
16,2   Weingut Stift Klosterneuburg | NV Mathäi Brut Große Reserve
16,1   A-Nobis Norbert Szigeti | 2017 Pinot Blanc Brut
16,1   Christian Madl | NV Blanc de Noirs
16,1   Schlumberger | 2016 Chardonnay Brut Reserve
16,0   Weingut Jurtschitsch | 2016 Grüner Veltliner Brut Nature Große Reserve
16,0   Weingut Schloss Gobelsburg | NV Brut Reserve
16,0   Sektkellerei Szigeti | 2017 Blanc de Blancs brut
15,9   A-Nobis Norbert Szigeti | 2015 Traminer Brut
15,9   Christian Reiterer | NV Schilchersekt Engelweingarten Alte Reben Brut

Topliste Best Buy: Premium Sekte aus Österreich bis 20 Euro (Auszug)

16,6   KulturWeingut Kästenburg | 2015 Chardonnay Große Reserve Brut  € 16,50
16,5   KulturWeingut Kästenburg | 2015 Riesling Brut Große Reserve  € 15,10
16,2   Sektkellerei Christian Madl | 2015 Cuvee Speciale Brut  € 19,50
16,1   A-Nobis Sektkellerei Norbert Szigeti | 2017 Pinot Blanc Brut  € 17,50
16,0   Weingut Schloss Gobelsburg | NV Brut Reserve  € 20,00
16,0   Sektkellerei Szigeti | 2017 Blanc de Blancs brut  € 19,90
15,9   A-Nobis Sektkellerei Norbert Szigeti | 2015 Traminer Brut   € 17,50
15,8   Sektkellerei Christian Madl | NV Rosé Brut  € 19,50
15,4   Sektkellerei Szigeti | 2017 Riesling Terroir Brut  € 18,50
15,3   F.&S. Regele | 2014 Brut Rosé (PN) Reserve  € 15,90
15,2   KulturWeingut Kästenburg | 2013 Sauvignon Blanc Brut Große Reserve   € 16,50
15,0   Weingut Müller | NV Riesling Brut Große Reserve Göttweiger Berg  € 19,50