Der massive Corona-Ausbruch beim industriellen deutschen Fleischhersteller Tönnies sorgt bei Südtiroler Speckherstellern für Angst vor Engpässen. Es steckt nämlich kaum Fleisch aus Südtirol im weltbekannten Speck. Fast alles kommt aus Deutschland und Holland.

Speck und Wurst aus der norditalienischen Provinz könnten unter Umständen knapp werden, sagte Matthias Messner, Direktor des Speckkonsortiums, dem Nachrichtenportal Stol.it. „Die Situation ist aktuell angespannt und ein Engpass kann nicht ausgeschlossen werden.“

Bis Ende Mai 2020 stammten rund sechs Prozent der Fleischmenge für Südtiroler Betriebe von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen (Deutschland). Exakt handelt es sich um rund 175 000 Schweineschlegel aus Deutschland. Derzeit gibt es wegen der Betriebssperre bei Tönnis nach tausenden Corona-Infektionsfällen keine Lieferungen mehr aus der größten deutschen Fleischfabrik.

Südtiroler Speck ist eine geschützte geographische Herkunftsbezeichnung der EU (Südtiroler Speck g.g.A.). Er darf nur so heißen, wenn er auf eine bestimmte Art und Weise in Südtirol hergestellt wird. Das Fleisch kommt aber zum großen Teil aus Deutschland oder aus den Niederlanden. 2019 kamen 70 Prozent der Ware für den weltbekannten Südtiroler Speck aus Deutschland, 20 Prozent aus den Niederlanden, nur 7 Prozent aus Italien und die restlichen 3 Prozent aus Österreich und Belgien.

Echter Südtiroler Bauernspeck, der nur aus Südtiroler Schweinefleisch gemacht werden darf, hat nur noch rund 0,02 Prozent minimalen Marktanteil.

Unterdessen nimmt in Deutschland nach den Corona-Skandalen in zahlreichen Fleischfabriken - nicht nur bei Tönnies – die Diskussion ums Fleisch Fahrt auf. Gefordert wird die gesetzliche Verankerung von Tierwohl von der Aufzucht beim Bauern bis zur Schlachtung. Weiters drastische Verbesserungen bei der Tierhaltung und mehr staatliche Kontrolle der Preisgestaltung. Ziel: hochwertiges Fleisch soll nicht mehr zu Lockpreisen verkauft werden dürfen. Fleisch ist derzeit in deutschen Supermärkten oft billiger als Gemüse.

Auch in der Spitzengastronomie rumort es gewaltig. So attackierte der Münchner 3-Sterne-Chef Jan Hartwig vom Restaurant Atelier im Bayerischen Hof die deutsche Bundes-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hart („Gehört sofort abgewählt!“). Und ließ auch an Fernsehkoch Johann Lafer, einem Österreicher, kein gutes Haar. Lafer hatte sich für eine Tierwohl Stufe eins-Kochpromotion hergegeben, die Hartwig & Co schlicht als Fake News bezeichnen.