Mit Wirkung zum 1. November 2020 hat der Aufsichtsrat der Steigenberger Hotels AG Marcus Bernhardt als CEO der Steigenberger Hotels AG/Deutschen Hospitality berufen. Der chinesische Eigentümer baut die Hotelgruppe indessen kräftig um.

Marcus Bernhardt wird neuer operativer Chef von Steigenberger. © Deutsche Hospitality / Claire-Lise Havet

Marcus Bernhardt kommt von der Europcar Mobility Group, wo er als Group Chief Commercial Officer von 2013 bis 2016 unter anderem die Bereiche Global Sales, Partnerships und Global Franchise sowie die Kundenbetreuung und das Qualitätsmanagement verantwortet.

Der Hotelbranche ist der gebürtige Schweizer seit vielen Jahren durch verschiedene Führungspositionen verbunden. Für die Steigenberger Hotels AG war Marcus Bernhardt bereits von 2004 bis 2010 als Executive Vice President Steigenberger Hotels & Resorts und als Group Chief Commercial Officer tätig.

Bernhardt folgt Thomas Willms, dem aktuellen CEO der Deutsche Hospitality, der den Aufsichtsrat zuvor überraschend um Auflösung seines Vertrages gebeten. Gravierend divergierende Ansichten über die künftige Ausrichtung des Hotelkonzerns und dessen Integration in die Eigentümer-Gruppe Huazhu dürften dafür der Grund gewesen sein.

André Witschi, Aufsichtsratsvorsitzender der Steigenberger Hotels AG und ebenfalls Schweizer, holt mit Marcius Bernhard einen Landsmann und profunden Kenner der Branche an die operative Spitze des Konzerns. Er selbst kam im vergangenen Winter eher überraschend an die Spitze des Aufsichtsrats und übt diesen Posten seither sehr aktiv aus.

Witschi gilt als enger Vertrauter des chinesischen Eigentümers und Selfmade-Milliardärs Ji Qi, der mit seinem Hotelkonzern Huazhu Steigenberger vor drei Jahren – ebenfalls überraschend – gekauft hatte. Huazhu übernahm Steigenberger für 700 Millionen Euro vom ägyptischen Unternehmer Hamed El Chiaty.

Unter dem Dach der Deutschen Hospitality sind fünf Hotelmarken mit 120 Hotels vereint. In Österreich bereibt Steigenberger derzeit nur zwei Häuser: Das Steigenberger Herrenhof in der Wiener Innenstadt und das Steigenberger Hotel & Spa in Krems an der Donau.

Nach seinem Abschluss an der Hotelfachschule Luzern und dem Studium in Lausanne, Fontainebleau und Zürich startete Marcus Bernhardt seine Karriere bei der heutigen Radisson Hotel Group. Er wechselte im Jahr 2004 als Executive Vice President Steigenberger Hotels & Resorts zur Steigenberger Hotels AG. Vor zehn Jahren folgte Bernhardt dem Ruf der staatlichen Fluggesellschaft Gulf Air aus Bahrain in Arabien, wo er als Executive Vice President die Geschäfte des Unternehmens mitverantwortete. Bis zu seinem Wechsel zur Europcar war er auch für die Gulf Hotel Group zuständig.

Karten werden neu gemischt

Ein neues Gesicht kommt bei Steigenberger auch als Finanz- und Arbeitsdirektor: Ulrich Johannwille startet ebenfalls zum 1. November 2020 und löst den in den Ruhestand wechselnden Matthias Heck ab. Johannwille kommt von Thomas Cook Group Airlines.

Diese Personalien sind der Höhepunkt eines seirt längerem laufenden Umbau- und Neuausrichtungs-Prozesses, der Steigenberger seit der Übernahme durch Huazhu durchrüttelt.

Die Fäden zieht im Hintergrund Aufsichtsratschef Witschi, der früher selbst CEO bei Steigenberger war. Nach der Übernahme des Konzerns durch den ägyptischen Unternehmer Hamed El Chiaty vor rund zehn Jahren hatte Witschi das Unternehmen verlassen. Als El Chiaty im November 2019 vergangenen Jahres Steigenberger an die chinesische Konkurrenz Huazhu verkaufte, wurden die Karten neu gemischt. Das berichtet das deutsche Branchen-Medium „ahgz“.

Ziel ist 100 Milliarden-Dollar-Unternehmen

Huazhu betreibt etwa 5700 Hotels in China und will mit dem Zukauf international expandieren und Anschluss an das Luxussegment gewinnen. Gründer des Unternehmens ist Ji Qi, ein charismatischer und erfolgreicher Selfmademan. Er hat drei Unternehmen ins Leben gerufen, die mehr als 10 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielt haben.

Laut „ahgz“ ist Ji Qi kein gewöhnlicher Unternehmer, er philosophiert gerne und beruft sich auf den Buddhismus. Hohe Ziele hat er jedenfalls auch mit seinem Hotelkonzern: „„Huazhu soll die Nummer eins in der Welt und ein 100 Milliarden-Dollar-Unternehmen werden.“ Seine dunkelsten Stunden als Unternehmer will Ji Qi ausgerechnetmit Musik von Mozart überwunden haben; Sinfonie Nr. 31 hat es ihm besonders angetan.