Die jüngsten Zahlen der Statistik Austria zeichnen ein erstaunliches Bild: Von Jänner bis Juni 2020 sank der Exportwert österreichischer Weine im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 1 % und somit weniger stark als befürchtet.

Chris Yorke © Leonardo Ramirez

Die Exportmenge konnte sogar um 7,4 % zulegen. „Bislang zeigen unsere Weine im Export eine starke Leistung. Leider können wir daraus keine Prognose für die weitere Entwicklung ableiten“, so Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM): „In Deutschland und der Schweiz liegen wir bisher im Plus. In den USA verzeichnen wir zwar Einbußen, aber viel geringere als Frankreich oder Deutschland. “

Absatztreiber Deutschland und Schweiz

Die beiden wichtigsten Exportmärkte Deutschland und Schweiz zeigen sich im ersten Halbjahr mit 14,3 % und 31,3 % Steigerung besonders absatzfreudig, während der Umsatz mit 0,4 % und 3,5 % Zuwachs weniger stark stieg. In Deutschland liegt Österreich damit um einiges besser im Rennen als Italien (- 2,8%), Frankreich (- 9,6%) und Spanien (- 12,9%).

Während Österreichs Weine in Großbritannien deutliche Umsatzeinbußen verzeichneten (-26,9 %), lagen die Rückgänge in den USA beim Umsatz bei minus 11%. Laut Marktforschung kommt Österreich in den Vereinigten Staaten bisher aber weit glimpflicher davon als andere Weinexporteure, bezogen auf den Umsatz: Frankreich  (-55 %), Deutschland (-42 %) oder Spanien (-59 %). Am besten ergeht es dort bisher Italien mit gleichbleibendem Absatz.

Positive Entwicklung in Skandinavien

Eine sehr positive Entwicklung zeigten die nordischen Länder Schweden (+27,6 % Absatz, +52,9 % Umsatz) und Norwegen (+25,5 % Absatz, +17,2 % Umsatz). Auch Kanada, dessen Weinmarkt wie jener in den meisten skandinavischen Staaten über ein Alkoholmonopol reguliert ist, konnte mit einem Plus von 58,9 % beim Absatz und 47,7 % beim Umsatz stark zulegen. „Das spricht für die außerordentliche Qualität, die unsere Winzer Jahr für Jahr auf den Markt bringen“, freut sich Yorke.

Inland: Lebensmittel- und Online-Handel legten zu

Auf dem Heimmarkt bestätigt sich eine Tendenz, die sich bereits seit dem Lockdown abzeichnete: Lebensmittel-Einzelhandel sowie Fachhandel mit E-Commerce berichten von guten Zuwachsraten, auch in gehobeneren Preisklassen. Zudem stieg laut einer Umfrage der Heimkonsum von österreichischem Wein von Jänner bis Mai um über 20 %.

Gastronomie weiter unsicher

Diese Zuwächse können weiterhin nicht kompensieren, dass während des Lockdowns in der Gastronomie rund 23 Mio. Liter Wein – also etwa ein Drittel eines durchschnittlichen Halbjahres – nicht abgesetzt werden konnten. Gerechnet wird daher mit einen Rückgang von rund 30 % beim Absatz von heimischem Wein in der Gastronomie im ersten Halbjahr 2020. Während die Situation in ländlichen Gebieten etwas entspannter ist, ist die Auslastung in innerstädtischen Bereichen sehr niedrig. Besondere Sorge gilt dem kommenden Winter, dessen Verlauf einen wesentlichen Einfluss auf das unternehmerische Schicksal vieler Winzer und Gastronomen haben wird.

Unterschiede zwischen Stadt und Land

Ein zentraler Wein-Absatzmittler in Österreich ist seit jeher der Tourismus, der heuer Corona-bedingt große Einbußen hinnehmen muss: Von Mai bis August kam es laut Österreich Werbung zu einem deutlichen Minus bei Ankünften (-43,2 %) und Nächtigungen (-33 %). Ein großes Gefälle zeigt sich auch hier zwischen Stadt und Land. Im August zum Beispiel war Wien schwer rückläufig (-71,5%), Niederösterreich kam schon deutlich besser weg (-18,4%). Burgenland (+6,8%) und Steiermark (+4,1%) lagen im Plus.

Der Weintourismus sorgt n den Weinbauregionen durch die Bank für gute Buchungslagen bis in den Herbst hinein. Weintouristen geben, wie berichtet, auch deutlich mehr Geld aus als konventionelle Touristen.

Yorke: Diversifizierung minimiert Risiken bei Winzern

„Die Situation von Österreichs Winzern hängt aktuell stark davon ab, über welche und wie viele Kanäle sie ihre Weine verkaufen. Dabei zeigt sich: Der Weinabsatz über verschiedene Kanäle, minimiert Risiken. Dieser Weg sollte in Zukunft noch stärker beschritten werden“, fasst Yorke zusammen.