Auf dem Weg zur DAC-Region könnte es mit einem neuen Namen für das Weinbaugebiet Thermenregion rascher ernst werden als gedacht. Vielleicht schon 2022. Und die Klosterneuburger Winzer denken gleich mit, wollen weg vom Wagram.

Der schraffierte Bereich würde die neue Weinregion Wiener Berge bilden; mit oder ohne Wien. © ÖWM; Bearbeitung: Vinaria

Schon lange sind die Winzer mit „Thermenregion“ unglücklich. Die Bezeichnung hat so gar nichts Vinophiles, nimmt auf die angegrauten Thermenstädte Baden und Bad Vöslau Bezug.  In aufwendigen Diskussionsrunden hat sich „Wiener Berge“ als neuer Name für das Weinbaugebiet herauskristallisiert.

Klosterneuburg will weg vom Wagram

Dabei denken die Klosterneuburger Winzer hörbar mit. Sie sind unglücklich mit der Großlage Klosterneuburg, die den südlich der Donau gelegenen Teil des Weinbaugebiets Wagram bildet. In und um Klosterneuburg dominieren weitgehend idente Voraussetzungen und Rebsorten wie in der Thermenregion.

Am Wagram, der Löss-Hochburg zwischen Krems und Tulln, würde man den Klosterneuburgern keine Steine in den Weg legen. Eine Wagram-DAC-Verordnung ist nahe. „Wagram DAC als Herkunft auf den Klosterneuburger Weinflaschen ist undenkbar“, bringt es ein Winzer auf den Punkt. Wiener Berge DAC klingt dagegen geradezu philharmonisch.

Fusion mit Weinbaugebiet Wien

In der Thermenregion würde man das Thema am liebsten in einem Aufwaschen mit Wien regeln, also in einem Zusammenschluss mit dem Weinbaugebiet Wien. Vereint zu einer schlagkräftigen, großen Herkunft von internationalem Format und ebensolchem Ruf.

Allein, die Wiener Winzer und Weinbauvereine spielen noch nicht ganz mit. Während die einen fast unerwartet spontan auf den Zug dieser revolutionären Idee aufsprangen, begaben sich die anderen in vorerst ablehnende Warteposition. Es geht um das Abgrenzen der Claims im Weingeschäft, insbesondere im großvolumigen Lebensmittelhandel. Für dieses Problem haben Protagonisten eine Lösung zur Hand: Es könnten die Herkünfte Wien (nur für die Bundeshauptstadt) und Wiener Berge (für das gesamte Umland) zur Anwendung kommen.

Hohe Burgunder-Kompetenz

Die Rebsorten für die DAC-Pyramide liegen in der Thermenregion ebenso wie in Klosterneuburg und Wien auf der Hand: zum einen die autochthonen Sorten Zierfandler und Rotgipfler sowie der Wiener Gemischte Satz, zum anderen die Burgunder-Sorten in Weiß und Rot, die aus den Herkünften dieses Gebiets hervorragende Weine ergeben: Chardonnay, Weißburgunder, Pinot Noir, Sankt Laurent.

Großer Wurf bei den Ortsweinen

Dem gelernten Österreicher muss es als Sensation erscheinen, wenn sich so selbstbewusste Gemeinden beziehungsweise deren Weinbauvereine wie Mödling, Gumpoldskirchen, Guntramsdorf und Traiskirchen dazu entschließen, ihre Ortsweine künftig unter dem Herkunftsnamen Gumpoldskirchen zu vermarkten.

Ähnlich die Situation zwischen Baden und Sooß. Hier sollen die Weißweine künftig gemeinsam unter der Ortsbezeichnung Baden vermarktet werden, die Rotweine unter dem Namen Sooß. Die Weinbaugemeinden östlich von Baden sollen unter der Herkunft Tattendorf firmieren, was die Ortsweine anbelangt. Perchtoldsdorf behielte seinen Namen für die Ortsweine.

Dieser Beitrag ist erschienen in der aktuellen Vinaria Ausgabe 07/2021.

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