Mittelgewichtige Weine, die um die zehn Euro kosten – das ist ein Segment, das für fast alle Weinfreunde attraktiv ist. Der Grüne Veltliner hat in dieser Kategorie viel zu bieten. Obwohl das Weinjahr 2022 nicht einfach war, sind die besten Veltliner trotzdem sehr gelungen; das Kamptal sticht hervor.

Markus Waldschütz © Michael Parak

Weine mit 12,5 Volumsprozent sind der Renner – bei den Weinkonsumenten wie auch für die Winzerschaft. Diese Weine mit moderaten Alkoholwerten werden in Zeiten steigenden Gesundheitsbewusstseins immer beliebter – sie sind nicht allzu schwer, aber gehaltvoll genug und vor allem fast immer trinkvergnüglich. Außerdem sind diese mittelgewichtigen Weine begehrt, weil sie auch einen attraktiven Preispunkt bieten. Den größten Kuchen in diesem Weinsegment schöpft der Grüne Veltliner ab. Österreichs Paradesorte steht für rund ein Drittel der heimischen Weinproduktion.

Für die Winzer und Winzerinnen sind diese Mittelgewichte wichtig, da sie oft die sogenannten Brot- und Butterweine darstellen, die meist in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Viele dieser Veltliner haben DAC-Status, gelten als herkunftstypisch und sind damit Gebietsweine oder sogar eine Stufe höher, als Ortsweine, kategorisiert.

Alljährlich unter den umfangreichsten Verkostungen, wurden diesmal rund 160 Grüne Veltliner vom Jahrgang 2022 eingereicht, der von vielen Winzern als herausfordernd bezeichnet wird. Bereits im Frühjahr gab es immer wieder Niederschläge, die wegen der steigenden Pilzinfektionsgefahr Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig machten. 2022 war weiters geprägt von besonders großer Hitze und Dürre, sodass Weinstöcke weitgehend abgeriegelt haben und auf Notversorgung umstellten, das Traubenwachstum damit praktisch eingestellt haben.

Die Zuckerwerte entwickelten sich nicht mehr, die Säurewerte plumpsten hinunter, was beim relativ säurearmen Veltliner damit doppelt bitter war. Regen Ende August sorgte zwar für den benötigten Reifeschub, brachte aber auch Fäulnis- und Botrytisgefahr in die Rebstöcke. Am Ende rettete ein Goldener Herbst das Weinjahr, wenngleich 2022 beim Grünen Veltliner nicht als großes Jahr in die Wein-Geschichtsbücher eingehen wird. Besser als erwartet, aber klar unter dem hochgelobten 2021er Jahrgang.

Generell wirken die 2022er Veltliner abgerundet und erfreuen mit unkomplizierter Zugänglichkeit. Als Frucht dominieren Zitrusnoten in vielen Schattierungen. Säureempfindliche Weintrinker werden den Jahrgang charmant finden. Nach dem Reife-Turbo „Goldener Herbst“ präsentieren sich die mittelgewichtigen Veltliner in Summe als gute, unkompliziert trinkvergnügliche Weine für jetzt und die nächsten ein bis zwei Jahre.

Breite Mitte, schmale Spitze, viel Trinkvergnügen

Ein Blick auf die Bewertungen zeigt auch die breite Mitte mit rund 90 Weinen, die solide zwei Sterne (14,5 bis 15,4 Punkte) erhielten, und weiteren knapp 50 Weinen, die mit drei Sternen (15,5 bis 16,4 Punkte) reüssierten. Nur sechs Weine schafften es diesmal auf oder über 16 Punkte. Und nur ein Wein – der Sieger-Veltliner – erreichte mit 16,6 Punkten den vierten Stern. Die Gratulation dafür ergeht an Markus Waldschütz aus Elsarn im Straßertal. Der Kamptaler Winzer scheint für den schwierigen Jahrgang 2022 ein gutes Händchen gehabt zu haben. Waldschütz überzeugte nicht nur hier mit seinem Gebietswein Kamptal als bester Grüner Veltliner. Er zeigte schon im Frühling beim Vinaria-Sommerwein-Tasting mit seinem Riesling Strass Venesse auf, mit dem er sortenübergreifend den zweiten Platz schaffte. Und bei der Vinaria-Gelber-Muskateller-Jahrgangsverkostung hat er gewonnen. Von Zufall kann man da nicht mehr sprechen.

Waldschütz führt Kamptaler Phalanx an

„Zum schönen Herbstwetter haben wir im Kamptal auch super kühle Nächte gehabt, die für die Aromenausbildung gesorgt haben“, erzählt Waldschütz. Diese günstige Kombination – warme Tage, kühle Nächte – konnten auch andere Kamptaler Winzerkollegen bestens nutzen. Schaut man aufs Vinaria-Ergebnis der Top 5 bei Grüner Veltliner finden sich dort gleich vier Kamptaler Weinbetriebe darin! Neben Waldschütz noch Martin Steiner (Zum Hauermandl) aus Langenlois, der mit seinem Ortswein Langenlois vinum terra optimum den dritten Platz schaffte. Ebenso top sind das Weingut Steininger mit seinem Veltliner Ortswein Langenlois und Lorenz Haas vom Weingut Allram in Straß, der es mit seinem Lagenwein aus der Ried Hasel in die Veltliner-Elite geschafft hat.

Die geballte Kamptaler Weinkraft konnte einzig der Weinviertler Harald Breitenfelder aufbrechen. Sein gebietstypischer DAC-Veltliner Ried Haidsatz wurde zweitbester Veltliner. Auch Breitenfelder, dessen Weingärten alle im Retzerland sind, berichtet über die kühlen Winde, die aus dem nahen Tschechien über das warme Lössplateau wehen, auf dem die Reben stehen. Zum Jahrgang sagt Breitenfelder: „Es war eine selektive, aufwendige Lese – aber wir haben eine gute Frucht bekommen.“

Ebenfalls in den „Club 16“ schaffte es Roman Gritsch aus Spitz an der Donau, der mit seinem Federspiel aus der Ried Setzberg überzeugte und damit den besten Wachauer Veltliner stellte. Der beste Veltliner aus dem Kremstal kommt von der bekannten Genossenschaft Winzer Krems, die gerade ihren Betrieb kräftig vergrößert hat. Mit ihrem Lagenwein vom Kremser Goldberg landete die Winzergenossenschaft auf dem siebenten Platz, den sie sich mit einem weiteren Kamptaler Winzer teilt – mit dem Gobelsburger Andreas Schmid, der mit seinem fein abgerundeten Ortswein Gobelsburg aufzeigte.

Sechs weitere ausgezeichnete Weinbetriebe finden sich punktegleich am neunten Platz und zeigen das vielfältige Profil des Grünen Veltliners: Das Weingut Dürnberg aus Falkenstein mit Grüner Veltliner Alte Reben, Julius Klein aus Pernerdorf im Pulkautal mit Ried Wiege, Birgit Eichinger aus Straß glänzt mit Ried Wechselberg, ihr Kamptaler Kollege Toni Eitzinger aus Langenlois mit seinem Veltliner Ried Steinhaus, der Spitzer Franz Josef Gritsch ist mit Kalmuck Federspiel sowie der Kremstaler Richard Walzer aus Krems-Gneixendorf mit seinem Veltliner Ried Wolfsgraben vertreten.

 

Topliste Gesamt Grüner Veltliner 12,5% (Auszug)

16,6 Weingut Waldschütz 2022 Grüner Veltliner KA
16,4 Weingut Breitenfelder 2022 Grüner Veltliner Ried Haidsatz Pernersdorf WV
16,3 Winzerfamilie Steiner 2022 Grüner Veltliner Langenlois vinum terra optimum KA
16,2 Weingut Steininger 2022 Grüner Veltliner Langenlois KA
16,1 Weingut Allram 2022 Grüner Veltliner Ried Hasel KA
16,0 Weingut Roman Gritsch 2022 Grüner Veltliner Ried Setzberg Spitz Federspiel WA
15,9 Weingut Schmid 2022 Grüner Veltliner Gobelsburg KA
15,9 Winzer Krems 2022 Grüner Veltliner Ried Kremser Goldberg KR
15,8 Dürnberg Fine Wine 2022 Grüner Veltliner Alte Reben WV
15,8 Weingut Eichinger 2022 Grüner Veltliner Ried Strasser Wechselberg KA
15,8 Weingut Eitzinger 2022 Grüner Veltliner Ried Steinhaus KA
15,8 Weingut FJ Gritsch 2022 Kalmuck Federspiel WA
15,8 Weingut Julius Klein 2022 Grüner Veltliner Ried Wiege WV
15,8 Weingut ®Walzer 2022 Grüner Veltliner Wolfsgraben Krems KR

 

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Eva und Peter Steininger überzeugten mit Ihrem Grüner Veltliner Langenlois. © Michael Parak
Harald Breitenfelder mit seiner Frau. © Weingut Breitenfelder
Lorenz Haas-Allram punktete mit Ried Hasel. © Weingut Allram
Martin Steiner © Weingut Steiner
Lese im Weingarten von Roman Gritsch aus Radlbach. © Stefan Gritsch
Andreas Schmid aus Gobelsburg. © Thomas Kermer
Geschäftsführer Ludwig Holzer von Winzer Krems. © Robert Herbst
Dürnberg Fine Wine: Georg Klein, Michael Preyerm Matthias Marchesani und Christoph Körner. © Dürnberg Fine Wine
Gloria und Birgit Eichinger aus Straß. © POV
Nadja und Toni Eitzinger aus Langenlois. © Robert Herbst
FJ Gritsch in seinem Weingarten in Dürnstein. © Gregor Semrad
Julius Klein aus Pernersdorf. © Angi Huber
Petra Unger aus Furth. © Sabine Jackson
Petra Lang und Richard Walzer mit Paul und Hund Smaug. © Weingut Richard Walzer
Alfred und David Reinberger aus Grafenwörth. © Weingut Reinberger