Dier Spitzenwinzer Gerhard Wohlmuth und Gustav Schneeberger im Word Rap über Höhenlagen und Schieferböden, das Sausal als Hochburg und den ersten Rieslingboom vor 200 Jahren, über blitzsauberes Lesegut und lange Haltbarkeit.

GERHARD WOHLMUTH

Vinaria: Sie haben mit dem 2021er Riesling Ried Edelschuh den Sieger gestellt, jener aus der Ried Dr. Wunsch wurde Dritter. Was kennzeichnet diese beiden Weine?

Gerhard Wohlmuth: Die Ried Edelschuh ist eine extreme Steillage mit 73 bis 90 Prozent Gefälle und eine der ältesten Einzellagen der Südsteiermark, bereits 1322 urkundlich erwähnt. Diese reine, gegen die Alpen geschützte Südlage auf 500 Meter Seehöhe weist einen sehr alten Rebbestand auf – 40 bis 70 Jahre. Der Boden ist ganz karger schwarzer und roter Schiefer, etwas härterer phyllitischer Schiefer. Hier entstehen unsere extraktreichsten Rieslinge. Wir arbeiten mit Ganztraubenpressung, Spontangärung in über zehn Jahre alten Startin-Fässern mit 600 Liter Inhalt und 18 Monate Hefelagerung.

Vinaria: Der 2021 Riesling Ried Dr. Wunsch kommt aus einer ganz besonderen Lage?

Gerhard Wohlmuth: Die Ried Dr. Wunsch liegt direkt im Zentrum von Kitzeck, ebenfalls eine reine Südlage, ein Südkessel mit Terrassen. Sie ist extrem steil und reicht bis auf 560 Meter Höhe. Die Lage ist komplett offen zu den Alpen und geprägt von sehr kargem, rötlichem Schiefer. Die Öffnung zu den Alpen verleiht dem Wein eine sehr kühle Art. Dr. Wunsch ist eine der besten Einzellagen, die Reben sind erst knapp 15 Jahre alt – da wird sich in den nächsten Jahren noch einiges tun.

Vinaria: Was fasziniert Sie an dieser Rebsorte, was am Terroir des Sausals?

Gerhard Wohlmuth: Das Sausal unterscheidet sich von der restlichen Südsteiermark sehr stark, speziell im Bereich Kitzeck, wo man die höchsten und steilsten Einzellagen vorfindet. Es ist als einziger Teil der Südsteiermark ein richtiges Gebirge mit Böden, die über 400 Millionen Jahre alt sind. Diese kargen phyllitischen Schieferböden prägen die Trauben, sie geben von Natur aus einen geringeren Ertrag, die Rebe muss mehr kämpfen. Das ist ideal für Riesling. Aufgrund der Höhenlage sind wir immer außerhalb der Nebelzone, weshalb wir die Trauben Ende Oktober vollreif ernten können, und das mit null Botrytis. Trotz der langen Vegetationsdauer haben die Weine niemals zu viel Alkohol.

Vinaria: Wie gestaltet sich die Vermarktung im Schatten der renommierten Riesling-Appellationen?

Gerhard Wohlmuth: Mittlerweile sehr gut. Im Export war das von Anfang an so, in Österreich mussten wir vor gut zehn Jahren die Kunden noch heranführen, aber durch zahlreiche gute Verkostungsergebnisse nimmt man Kitzeck-Sausal mittlerweile als Riesling-Appellation wahr. Viele Kunden kommen gerade deshalb zu uns, und auf zahlreichen guten Weinkarten findet man heute Rieslinge von uns und von Kollegen aus Kitzeck-Sausal. Vor 200 Jahren war Riesling die wichtigste Rebsorte im Sausal, heute stellt sie qualitativ mit Sauvignon Blanc unsere Speerspitze dar.

 

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GUSTAV SCHNEEBERGER (Weingut Schmölzer)

Vinaria: Sie haben drei Rieslinge von der Ried Gaisriegl ins Rennen geschickt, der 2020er wurde Zweiter. Was prädestiniert diese Riede für Riesling?

Gustav Schneeberger: Es sind diese Urgesteins-Schieferböden, die dem Riesling eine betont mineralische Komponente verleihen. Die Riede ist sehr karg und hoch gelegen, sie gehört zu den höchsten Lagen in Kitzeck. Die Trauben wachsen ganz langsam und reifen sehr spät, wir ernten erst Ende Oktober. Die Reben in unserem Weingarten sind noch recht jung, 2018 war unser erster Jahrgang. So gesehen ist in den nächsten Jahren, wenn die Weinstöcke älter sind, noch einiges zu erwarten. Wir setzen auf minimalen Ertrag, was zu kraftvollen Weinen führt. Wir streben einen Smaragd-Charakter an, wenn Sie so wollen. Ganz wichtig ist mir blitzsauberes Lesegut, das heißt, völlig frei von Botrytis.

Vinaria: Hat das Sausal das Zeug zur neuen Riesling-Hochburg?

Gustav Schneeberger: Ich glaube schon. Die Böden passen perfekt, und die Höhenlage gibt uns die Möglichkeit einer späten Lese, also in einer Phase, in der die Nächte schon richtig kühl sind. Das fördert die Frucht und die Aromatik. Darauf legen viele Liebhaber des Rieslings und auch wir größten Wert.

Vinaria: Ihre Rieslinge zeigen ein Altersgefälle, älter ist besser. Vinifizieren Sie bewusst auf lange Haltbarkeit?

Gustav Schneeberger: Unbedingt. Riesling ist das höchste Gut in unserem Betrieb. Wir streben eine Lagerfähigkeit von mindestens zehn Jahren an. Kraft, Druck, Säure und Frucht sind dabei wesentliche Voraussetzungen.

 

Topliste: Steirische Rieslinge

17,6 Weingut Wohlmuth  2021 Riesling Ried Edelschuh
17,5 Weingut Schmölzer 2020 Riesling Ried Gaisriegl
17,2 Weingut Felberjörgl 2021 Riesling Ried Höchleit’n
17,2 Weingut Wohlmuth 2021 Riesling Ried Dr. Wunsch
17,1 Weingut Dreisiebner 2021 Riesling Ried Zoppelberg
17,1 Weingut Kodolitsch 2021 Riesling Kitzeck-Sausal
17,1 Weingut Maitz 2020 Riesling Ried Hochstermetzberg
17,1 Weingut Maitz 2019 Riesling Ried Hochstermetzberg
17,1 Weingut Schauer 2020 Riesling Ried Gaisriegl
17,0 Weingut Felberjörgl 2018 Riesling Ried Höchleit’n Reserve
17,0 Weingut Kodolitsch 2021 Riesling Ried Kogelberg
17,0 Weingut Potzinger 2022 Riesling Ried Steinriegel
17,0 Weingut Schauer 2019 Riesling Kitzeck-Sausal Ortswein Reserve
16,8 Weingut Felberjörgl 2019 Riesling Ried Höchleit'n Reserve
16,8 Weingut Fischer 2021 Riesling Ried Stradenberg
16,8 Weingut Grill 2018 Riesling Ried Karnerberg
16,8 Weingut Schmölzer 2021 Riesling Ried Gaisriegl
16,8 Weingut Schmölzer 2022 Riesling Ried Gaisriegl
16,7 Weingut Masser 2020 Riesling Ried Oberglanz
16,7 Weingut Söll 2016 Riesling Steinbach Selektion
16,7 Weingut Wohlmuth 2021 Riesling Ried Steinriegl Strohbart

 

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2021 Riesling Ried Edelschuh © Weingut Wohlmuth
2020 Riesling Ried Gaisriegl © Weingut Schmölzer