Spitzenwinzer Michael Edlmoser aus Wien-Mauer im Vinaria Interview über seine prächtigen Siegerweine der großen Verkostung Wiener Gemischter Sätze und die Erfahrungen des Weinmachers mit Rieden und Böden, alten Rebstöcken und neuen Stilistiken, Vollhefe und Reifezeit.

Vinaria: Mit ihren beiden Maurerberger Riedenweinen Sätzen und Himmel haben Sie bei der aktuellen Degustation die beiden ersten Plätze belegt. Was zeichnet diese Lagen aus?

Michael Edlmoser: Beide Rieden werden sicherlich vom Klima der Thermenregion beeinflusst; außerdem sind sie sozusagen die letzten östlichen Ausläufer der Kalkalpen. Demgemäß besteht ihr Unterboden aus Dolomitkalk, die oberen Schichten hingegen aus Muschelkalk-Verwitterungsböden, in denen schon die versteinerten Überreste von Seesternen, Korallen und Muscheln gefunden wurden. Aufgrund dessen bezeichnen wir den ebenfalls in der Ried Sätzen gedeihenden Riesling als Kalkstein, während eine derartige Zusatzbezeichnung für den Wiener Gemischten Satz nicht möglich ist.

Beide Lagen haben eine Süd-Südost-Exposition; die Riede Himmel befindet sich auf immerhin 350 Meter Seehöhe und ist auf drei Seiten vom Wienerwald umgeben, was naturgemäß zu späterer Reife und kühlem Ausdruck führt. Die Riede Sätzen, die als die beste von Mauer gilt, liegt auf einer Höhe von 250 bis 313 Metern und wird nur an ihrem oberen Saum vom Wald begrenzt. Sie erbringt generell druckvolle Weine von hoher Reife.

Vinaria: Wenn auch beide Gewächse Saft und Kraft besitzen, fällt doch auf, dass sie gegenüber früheren Jahren noch stärker elegante Stilistik und Balance betonen – was sind die Gründe hiefür?

Michael Edlmoser: Mich hat der Hitzejahrgang 2018 zu einem gewissen Umdenken bewogen, da mir die damaligen Weißweine einfach zu alkohollastig, ja zu plump und fett erschienen. Einerseits lesen wir jetzt etwas früher, und andererseits dürfte die Umstellung auf biologischen Weinbau auch zu einem besseren Gleichgewicht von physiologischer Reife und Zuckerreife geführt haben.

Vinaria: Welche Rebsorten sind in den beiden Gemischten Sätzen enthalten, und gibt es aufgrund des Klimawandels dazu neue Überlegungen?

Michael Edlmoser: Das Grundgerüst an Rebsorten ist bei beiden Lagen gleich und besteht aus Grünem Veltliner, Chardonnay, Grauburgunder und Riesling sowie etwas Zierfandler, Rotgipfler und Traminer, wobei die Ried Sätzen etwas mehr Riesling und Traminer enthält. Beide Weingärten bestehen aus altem Rebbestand, den wir nur schrittweise erneuern, indem wir regelmäßig ausgefallene Stöcke nachpflanzen, wobei wir wegen der Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre vor allem auf Riesling setzen. Frühreife Sorten spielen ohnehin keine Rolle, sie würden ja nicht zu unseren Top-Weinen passen.

Vinaria: Zu Lese, Vinifikation und Lagerung der beiden Premium-Mischsätze: gibt es da irgendwelche Geheimrezepte?

Michael Edlmoser: Nicht wirklich, beide Rieden werden immer zwischen 15. und 20. Oktober gelesen. Ich neige zu eher kurzen Maischestandzeiten, um Fülle und Aromatik von vornherein einzudämmen. Die spontane Vergärung im Stahltank geht in der Regel schon wegen des späten Lesetermins und der eingetretenen Vollreife zügig vonstatten, Gärprobleme sind eigentlich noch nie aufgetreten. Während der Himmel im Stahltank verbleibt, reift der Sätzen in einem Mix aus großen Fässern und 500-Liter-Gebinden heran, doch soll die Eiche nie sensorisch merkbar sein. Beide Weine werden auch jeweils bis Anfang Juli auf der Vollhefe belassen, was nicht nur ein Plus an Körper und Balance bewirkt, sondern den Weinen auch zusätzlich Charme und cremigen Schmelz verleiht. So sind die 2022er zwar blank, benötigen aber noch Zeit zur Harmonisierung; zur Jahreswende werden sie dann die erste Trinkreife erreicht haben und uns hoffentlich viel Freude bereiten.

Vinaria: Und die Reifezeit?

Michael Edlmoser: Wir geben beiden Gewächsen genügend Reifezeit – so kommt der Himmel erst ein Jahr später auf den Markt, der Sätzen sogar erst eineinhalb Jahre nach den Gebiets- und Ortsweinen. Apropos Ortsweine: Diese sollten nach meinem Empfinden in Zukunft noch besser positioniert werden, weil man in dieser Preiskategorie einfach viele Weinkunden ansprechen kann. Hier sollte man vielleicht noch ein gemeinsames Profil entwickeln, ohne freilich uniforme Weine zu erzeugen.

 

Topliste Wiener Gemischter Satz

18,0 Weingut Edlmoser, Wien 2021 Wiener Gemischter Satz Ried Sätzen-Maurerberg
17,9 Weingut Edlmoser, Wien 2021 Wiener Gemischter Satz Ried Himmel-Maurerberg 1ÖTW
17,7 Weingut Mayer am Pfarrplatz, Wien 2021 Wiener Gemischter Satz Ried Langteufel- Nussberg 1ÖTW
17,7 Weingut Wieninger, Wien 2021 Wiener Gemischter Satz Ried Rosengartel-Nussberg 1ÖTW
17,4 Weingut Fuhrgassl-Huber, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz „68 Neustift am Walde“ Ried Neuberg
17,2 Weingut Rotes Haus, Wien Wiener Gemischter Satz Ried Preussen - Nussberg
17,1 Weingut Rotes Haus, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Nussberg
17,0 Weingut Edlmoser, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Ried Himmel-Maurerberg 1ÖTW
17,0 Weingut Fuhrgassl-Huber, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Ried Neuberg-Salmannsdorf
16,9 Weingut Wieninger, Wien 2021 Wiener Gemischter Satz Ried Ulm-Nussberg 1ÖTW            
16,7 Weingut Fuhrgassl-Huber, Wien 2021 Wiener Gemischter Satz Ried Gollin
16,6 Weingut Christ, Wien 2021 Wiener Gemischter Satz Ried Wiesthalen    
16,6 Franz- Michael Mayer, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Nussberg „Spätfüllung“
16,5 Weingärtnerei Uhler, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Ried Mitterberg    
16,5 Weingut Wieninger, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Bisamberg-Wien   
16,4 Franz- Michael Mayer, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Nussberg   
16,4 Weingärtnerei Uhler, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Ried Obere Schloss-Neuberg
16,3 Weingut Kroiss, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz
16,2 Weingut Edlmoser, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Maurerberg          
16,2 Weingut Mayer am Pfarrplatz, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Ried Weisleiten Exklusiv-Abfüllung „Zum Schwarzen Kameel“
16,2 Weingärtnerei Uhler, Wien 2022 Wiener Gemischter Satz Ried Reisenberg    

 

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