Vinaria: Ihr Weingut hat seine Kompetenz für Riesling schon oft unter Beweis gestellt. Was hat es aber mit dem neuen „Universum“-Riesling auf sich?

Patrick Proidl: Diesen Wein haben wir 2019 das erste Mal aus sechzigjährigen Reben gewonnen, und zwar aus einem Weingarten, der aufgrund von Frost- und Hagelschäden keine dreißig Prozent eines normalen Ertrages geliefert hat. Die Qualität war aber so hoch, dass ich diesen Wein unbedingt solo ausbauen wollte. 2021 war es unter ähnlichen Umständen wieder möglich, eine geringe Menge von überragender Qualität gesondert zu bereiten. Wie alle unsere Weine wird auch der Universum spontan vergoren und im gebrauchten 500-Liter-Fass gelagert sowie besonders lange auf der Hefe belassen. Auch in Zukunft wird es ihn nur in den allerbesten Jahren geben.

Vinaria: Im Hause Proidl gibt es immer wieder Überraschendes vom Riesling. Wie viele verschiedene Versionen werden derzeit angeboten?

Patrick Proidl: Gegenwärtig bieten wir immerhin acht verschiedene Rieslinge aus einer Rebfläche von elf Hektar an, sodass man uns schon als Riesling-Spezialisten bezeichnen kann, wobei die Gegebenheiten im Kremstal – steile Rieden, eher karge Böden und extreme Schwankungen zwischen Tag- und Nacht-Temperaturen – diese Sortenwahl schon begünstigen.

Vinaria: Kann man die Riede Ehrenfels als Ihre beste Riesling-Lage bezeichnen? Andererseits erbringt diese auch tolle Veltliner.

Patrick Proidl: Über all die Jahre hinweg kann man den Ehrenfels tatsächlich als unsere beste und verlässlichste Riesling-Lage bezeichnen. Ihr großer Vorteil besteht darin, dass wir dort Parzellen mit den Expositionen Südosten, Süden und Südwesten haben, sodass wir innerhalb einer Woche sechs grundverschiedene Riesling-Typen ernten können, die aber in der Kombination einen wunderbaren Wein ergeben. Der Grüne Veltliner steht hingegen einerseits weiter unten am Hangfuß, wo die Humusauflage stärker ist, und andererseits auch auf der Rückseite der Riede auf deren höchsten Stufen am Waldrand, sodass er auch mit trockenen Perioden gut zu Rande kommt.

Vinaria: Wie würden Sie den Jahrgang 2022 für die Lagenrieslinge bewerten?

Patrick Proidl: 2022 hatten wir schon sehr viel Niederschlag; hohe Qualität war daher nur über penible Selektion und unter Inkaufnahme von Mengenverlusten möglich. Ich denke, dass die 2022er-Rieslinge lange Jahre balanciert und jugendlich wirken werden, vielleicht ein wenig wie die 2016er, wobei ich 2022 qualitativ sogar darüberstellen würde. 2021 war für uns freilich in jeder Hinsicht herausstechend.

Vinaria: Wie sind die Aussichten für den Jahrgang 2023?

Patrick Proidl: Wir können sagen, dass es im Großen und Ganzen hervorragend aussieht. Anfangs hatten wir etwas mit Peronospora zu kämpfen, haben das aber gut hinbekommen, und dann war der weitere Witterungsverlauf eigentlich perfekt. Die Rebstöcke waren überaus vital und entspannt, sodass sich ein ebensolcher großer Wein-Jahrgang abzeichnet.

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