Klarer Duft nach Ribiseln und Stachelbeeren, sehr prägnant und offenbar lagentypisch, leichtfüßig und nuanciert, vollgepackt mit weißfleischiger Frucht, hohe Individualität.

Emmerich Knoll
3601 Dürnstein
Unterloiben 132
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In Zeiten wie diesen tut es gut, Wachauer Weine zu kosten, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigen. Im Weingut Knoll war dies kurz vor Ausbruch der Krise noch direkt vom Fass möglich, was die Einschätzung sicher noch ein wenig erleichtert. Beginnen wir die freudvolle Beschäftigung im „grünen“ Sektor, wo der Kreutles in beiden Gewichtsklassen so rauchig wie immer, aber vielleicht einen Tick eleganter ausgefallen ist. Ein Sonderlob gebührt heuer dem ungemein markanten, hellfruchtigen Trum, der die Nachbarschaft zur Paradelage Schütt immer weniger verleugnen kann. Etwas feurig, gleichwohl mit seiner gelbfruchtigen Präsenz sehr attraktiv erschien der Loibenberg Smaragd. Noch eine Spur prägnanter gab sich im Vergleich der dunkelfruchtige Schütt, der in seiner saftigen und doch vornehm unterkühlten Art quasi das Tor zur großen Weinwelt öffnet. Dieses durchschreitet die Vinothekfüllung mit souveränem Schritt: ausgereift, dabei ohne Edelfäule, bahnt sie sich den Finesse-betonten Weg und erinnert an große Vorbilder wie den legendären 1999er.
Die Rieslinge wollen aus diesem Ausnahmejahr keinesfalls zurückstehen, was schon das mundwässernde, vor Frucht nur so strotzende Federspiel unter Beweis stellt. Die logische Fortsetzung wäre dann der gelbfruchtige, lagentypische Loibenberg Smaragd, bevor wir uns den drei glorreichen Riesling-Lagenweinen zuwenden. Diese liefern sich zum frühen Verkostungszeitpunkt ein überaus enges Rennen: Unnachahmliche Eleganz realisiert etwa der nach Rosenblüten duftende Kellerberg, während die Pfaffenberg Selection wieder einmal mit Rotwein-artiger Fruchtfülle besticht und unmittelbar an der Schwelle zur Höchstwertung liegt. Diese bereits verinnerlicht hat der Primus inter Pares in Gestalt des Schütt-Rieslings, der messerscharfe Präzision mit verschwenderischer Fülle kombiniert. Noch ein wenig verschlossen war zum Verkostungszeitpunkt der Vinothekfüllung-Riesling, der sich punkto Stilistik als Steinobstaromen widerspiegelnder Bruder des Loibenberg präsentierte.
Von den Komplementärsorten gefiel der Muskateller Smaragd mit dezenter Aromatik bei kraftvoller Textur, wie man sie von dessen muskulösem Pendant in Gestalt des Gelben Traminers seit eh und je gewohnt ist. Abgerundet wird das umfangreiche Portefeuille von einer erdbeerfruchtigen, verlockenden Traminer Auslese, die ihren Fruchtcharme lediglich aus Rosinen-artig eingetrockneten, hochgradigen Beeren bezieht.