Ludwig Neumayer
3131 Inzersdorf ob der Traisen
Dorfstraße 37
Tel. +43 2782 81110
neumayer@weinvomstein.at
www.weinvomstein.at
„2022 hatten wir, wie viele andere auch, unsere Probleme mit Peronospora bei den Veltlinern. Riesling und Weißburgunder sind da nicht so empfindlich, letztlich hat alles gepasst, wir haben mächtige, reife Veltliner mit schöner Säure bekommen.“ Wenn man Ludwig Neumayer mit den richtigen Fragen anschubst, dann könnte man mit ihm alleine eine abendfüllende Sendung bestreiten. In Doppelconférence mit seinem Bruder Karl geht sich locker eine Serie aus. Zwischen beiden besteht seit Kindheit an eine enge Verbundenheit. „Wir waren fast wie siamesische Zwillinge“, denkt Karl zurück. „Da ist immer der Schmäh g'rennt; man muss früh erkennen, mit wem man herzhaft lachen kann im Leben.“ So richtig losgegangen mit dem Weinbau ist es Mitte der 1980er im Umfeld von Bundesweinmesse, Weinskandal und Tschernobyl. Mit dem 100-Punkte-Wein Weißburgunder 1986 waren sie dann plötzlich wortwörtlich in aller Munde und zusammen mit Triebaumers Mariental und Bründlmayers Chardonnay im Kreis der ganz Großen. Der von Karl geplante Weißweinkeller sorgte weit übers Traisental hinaus für Aufsehen. In Österreich waren sie mit die ersten, die ihre Trauben der Schwerkraft folgen ließen. „Wir zermanschen nix, der abgesetzte Most rinnt in die Gärtanks. Simple Technologie – klare Weine“, so lautet seither das Rezept für Ludwig, den „begeisterten Qualitätsfanatiker“. Nach Errichtung der „romanischen Verkostungskapelle“ konnten kleine Gruppen zu Weinandachten empfangen werden. Den beiden ist es „nie um Größe gegangen, sondern um einen Traum, befeuert von romantischer Wehmut mit dem Wein als Symbol für Schönheit“. In den Anfängen gab es noch ein bisschen Rotwein in Form eines mehr als akzeptablen St. Laurent. Auch Chardonnay wurde mit gutem Erfolg verarbeitet, bevor 2008 auf Veltliner umgesetzt wurde. „Chardonnay ist toll für Sekt, Veltliner müssen wir machen, Weißburgunder ist ein nettes Nebengeräusch“, stapelt Ludwig tief, weiß zugleich zu berichten, dass der 22er eine „Aromenbombe“ ist. Was sonst noch gepflegt wurde, lässt sich weiterhin im elegant verzierten Gemischten Satz Stoa begutachten, für ihn „eine kleine, leichte, kulinarische Spielerei“. Die Schieflage, „der Noble von unseren Kalkrieden“, empfiehlt sich als erster Genuss und perfekter Einstieg in Herkunft und die Handschrift des Betriebs. Straff, streng, eng und fokussiert beginnend, verwöhnt der Zwiri im nächsten Moment schon mit großzügigem Fruchtangebot, wechselt behände zwischen Solist und Salonorchester, macht viel Freude. Der mächtige Stein erzählt vom „Glanz des Kalkterroirs“ und täuscht mit seinen Vanillenoten zarten Holzeinsatz vor, starker Stoff für Jahre. Beschwingt absolviert der Engelberg den Sortenwechsel. Wie allen Rieslingen ist ihm ein Zuckerrest geblieben. „Reif und knackig“ müssen seine Rieslinge sein, „die Säure muss passen, nur laut dürfen sie nicht sein“, betont Ludwig, der seine Weine so werden lässt, „wie sie die Natur gibt. Was letztlich auf dem Etikett steht, ist egal“. Der Grillenbart, ein Charmeur mit Tiefgang, ist deutlich halbtrocken, mit seinen 11 g RZ fördert er Unmengen an Frucht zutage, kalkiger Griff bewahrt ihn vorm Abgleiten in Kitsch – großartig. Kontrastreich, ein Füllhorn an Frucht und dann wieder in sich gekehrt, so reizt der Riesling vom Stein den Genießer. Der Weißburgunder täuscht wie schon der Veltliner Holzeinsatz vor, kommt aber ebenso aus dem Stahl. Er ist den anderen Steinen ebenbürtig, braucht momentan am längsten, bis er rollt. Neues Terrain betritt er mit dem lieblichen Sauvignon Giess, „der braucht einen eigenen Markt“.