Familie Reinisch
2523 Tattendorf
Im Weingarten 1
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Die ausgedehnte Verkostung des aktuellen Repertoires des Johanneshofs versetzt immer wieder in Erstaunen, hat doch kaum ein anderes Weingut eine derart umfassende Palette an Klasseweinen in Weiß und Rot vorzuweisen. Bei den leichteren Gewächsen fiel diesmal die grundsolide Vorstellung des temperamentvollen Dialogs positiv auf, aber auch der „einfache“ Chardonnay und vor allem der von nahezu trockener Eleganz geprägte Traditions-Gumpoldskirchner haben deutliche Formsteigerungen bewiesen. Auf dem Sektor der weißen Lagenweine kann diesmal der pfeffrige Rotgipfler von der Ried Satzing dem seidig-feinen Zierfandler aus dem Clos Spiegel Paroli bieten. Allerdings sollte man bedenken, dass die Reifezeit für diesen Cru eine große Rolle spielt, wie die vergleichende Degustation des nunmehr hervorragenden Spiegel-Zierfandlers aus dem ebenfalls „kühlen“ Weinjahr 2016 gezeigt hat. Für die größte Überraschung im Gumpoldskirchner Weißweinsegment hat allerdings eine schlicht „Gumpoldskirchen S“ getaufte Novität aus den beiden Spitzenlagen (und bald Ersten Lagen) Spiegel und Rassing gesorgt. Der traditionelle Blend aus Zierfandler und Rotgipfler hat mit einer das kalkreiche Terroir perfekt widerspiegelnden Vorstellung gezeigt, was nach fünf Jahren Flaschenreife aus unseren sentimentalen Favoriten unter den Rebsorten heranwachsen kann. Überaus gelungen ist auch der diesmal mit schlanker Eleganz punktende Lores-Chardonnay, während sein Pendant von der extremen Gumpoldskirchner Riede Kästenbaum in puncto Finesse und Equilibre neue Maßstäbe setzt – ob man ihn verdeckt wohl von einem Chassagne-Montrachet Premier Cru unterscheiden kann? Im roten Segment setzt wieder einmal der taufrische, in seiner Preiskategorie nicht zu übertreffende Pinot Noir ein Ausrufezeichen. Der ehemalige Grillenhügel kommt ab 2021 aus mehreren Gumpoldskirchner Lagen und besitzt jetzt einen etwas kräftigeren Körperbau, ohne dass dies zulasten von Struktur und Frucht geht. Die größte Änderung und Steigerung hat jedoch der St. Laurent vom Frauenfeld realisiert, da vermutlich der Anteil von 30 % Ganztraubenpressung für ein noch frischeres und pointierteres Geschmacksbild gesorgt hat. Wieder eine Bank ist sein großer Bruder in Gestalt des eleganten, 2020 mit viel Esprit und Biss versehenen Holzspur St. Laurent. Das Finale der Eloge muss freilich dem Kästenbaum Pinot vorbehalten bleiben, der aus dem tollen Rotweinjahr 2019 neue Höhen betreffend Finesse und Komplexität erreicht.