MANFRED EBNER-EBENAUER, Poysdorf

Vinaria: Was war die Idee hinter dem „Natural“ aus Grünem Veltliner und Rotem Traminer?

Manfred Ebner-Ebenauer: Traminer ist eine der Stammmütter der Sorte Grüner Veltliner, wir wollten Mutter und Kind wieder zusammenbringen.

Vinaria: Welche Kriterien muss ein Wein Ihrer Meinung nach für diese Kategorie erfüllen?

Manfred Ebner-Ebenauer: Im Weingarten ist für mich biodynamische Bewirtschaftung wesentlich, weil dabei pure Trauben zu Wein werden. Bei der Taubenernte ist Handlese angesagt, im Keller spontane Vergärung und minimaler Schwefeleinsatz, die Vergärung mit den Schalen ist aufgelegt. Abschließend soll der Wein dann noch unfiltriert in die Flasche gefüllt werden, und das am besten ohne Pumpen.

Vinaria: Wie war die Weinwerdung vom Einbringen der Trauben bis zur Füllung?

Manfred Ebner-Ebenauer: Nach der händischen Lese in kleine Kisten werden die Trauben gerebelt mit anschließender Entfernung der Stielanteile: Danach wird das Traubengut mit den Füßen gestampft und per Hand in 300-Liter-Amphoren geschöpft, wo sie spontan vergoren werden.

Der Wein mit den Schalen liegt dann für sechs Monate in den Amphoren ohne Schwefeleinsatz auf der Vollhefe, die immer wieder aufgerührt wird. Der biologische Säureabbau beginnt und endet spontan. Die Amphoren werden dann wieder ohne Pumpen in die Presse geschöpft.

Zur Reifung und Finalisierung lagert der Wein anschließend noch sechs Monate in gebrauchten Barriques, bevor er schließlich unfiltriert mit der gesamten Feinhefe nur mit Gefälle auf die Flaschen gebracht wird.

Vinaria: Was tragen die beiden Sorten zu Charakter, Aromatik und Struktur bei diesem Wein bei?

Manfred Ebner-Ebenauer: Grünen Veltliner auf der Maische vergoren bringt viel reifen Gerbstoff, der durch die oxidative Reifung in den Amphoren sehr rund wird und dem Wein Tiefe und Fülle gibt, die Aromatik geht sehr ins Tabakige, klassische Grüne-Veltliner-Aromen treten in den Hintergrund. Die Dicke der Traminer-Schalen wird bei der Maischevergärung aufgeschlossen, die fast kitschige Aromatik wird im Zuge der Maischegärung komplexer.

Vinaria: Wie schätzen Sie die Lagerfähigkeit ein?

Ich glaube, dass der Wein erst am Anfang seiner spannenden Geschichte steht, die er uns über die nächsten zehn Jahre erzählen wird.

GERHARD PITTNAUER, Gols

Vinaria: Sie haben schon lange Erfahrung mit alternativen Weinstilen. Wann und wie kam das Interesse?

Gerhard Pittnauer: Wir hatten schon mit dem Jahrgang 1997 unseren ersten maischevergorenen Weißwein, den Neuburger Goldberg 1997 skin fermented, der problemlos durch die Prüfnummernverkostung kam. Wir verkauften damals noch zu 90 Prozent in Österreich, und das Publikum reagierte eher ablehnend auf diesen Stil. Danach waren wir gebrannte Kinder und machten erst wieder mit dem ungeschwefelten Blaufränkisch Dogma 2012 unseren ersten Natural Wine; Mash Pitt 2014 war dann wieder ein maischevergorener Naturwein aus weißen Traubensorten.

Vinaria: Natural Wine – was bedeutet dieser Begriff für Sie, wie machen Sie diese Weine?

Gerhard Pittnauer: Wir arbeiten bei allen unseren Weinen generell mit sehr geringen Schwefelgaben, wenn wir aber einen Wein als „Natural Wine“ kommunizieren, sind wir ganz streng – dann darf er absolut keinen zugesetzten Schwefel enthalten, Schönungen sind sowieso tabu. Eine biodynamische oder zumindest biologische Bewirtschaftung der Weingärten ist sowieso obligatorisch. Die Weine werden naturtrüb abgefüllt, die Hefe stabilisiert hier und dient als Oxidationsschutz.

Vinaria: Wie wichtig sind die Natural Wines in Ihrem Betrieb?

Gerhard Pittnauer: Wir sind mittlerweile bei 80 Prozent Exportanteil, und unser alternativer Weinstil findet in den meisten Ländern großen Anklang, wobei es sich um ein eher urbanes Phänomen handelt: die Restaurants und die Freaks befinden sich eher im großstädtischen Raum.

Vinaria: Wie kamen Sie zu Ihren Weinnamen – Blonde by Nature, Perfect Day und Mash Pitt? 

Gerhard Pittnauer: Neben meiner Leidenschaft für Wein habe ich noch ein liebevolles Verhältnis zur Musik der Populärkultur: Blonde by Nature ist die Ableitung eines Titels des Albums „Blonde on Blonde“ von Bob Dylan aus dem Jahr 1966. Perfect Day ist nach dem gleichnamigen Song von Lou Reed benannt. Mash Pitt schließlich ist eine Anlehnung an den Begriff Mosh Pit, der ein Ereignis bei Punk-Konzerten beschreibt, bei dem die Tanzenden einen Kreis vor der Bühne bilden. Mash steht für Maische, Pitt für Pittnauer.

Vinaria: Perfect Day hat wenig Alkohol, ist ganz trocken, hat dafür viel Geschmack – wie geht das?

Gerhard Pittnauer: Perfect Day besteht zum Großteil aus Muskat Ottonel, gelbem Muskateller und Sauvignon Blanc, alles sehr aromatische Sorten, die ihre sensorische Charakteristik auch bei einer Maischegärung beibehalten. Die Verweildauer auf der Schale ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich, wir legen aber Wert auf sanfte Extraktion.

Topliste: Maischevergorene Weißweine aus Österreich

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