Was haben Nutella, Kinder-Überraschungseier und die kleinen Mintzuckerln TicTac gemeinsam? Sie sind alle von Michele Ferrero erfunden worden. Nutella wird Ende April 60 Jahre alt, die Ursprünge führen zurück in die Trüffelstadt Alba im Piemont.

Maria Franco Fissolo Ferrero teilte das Leben und die Geschäfte mit Michele Ferrero, dem Erfinder des berühmtesten Brotaufstrichs der Welt. "Michele hatte das Unternehmen immer im Kopf", sagte Maria einmal im Interview mit det Tageszeitung Corriere della Sera; "Und er war froh, es auch in seinen Augen zu haben.“ Noch heute steht die Weltzentrale und der Stammsitz samt einem der wichtigsten Nutella-Werke in der Nähe von Alba im Piemont.

Michele war Zeit Lebens ein Erfinder, immer ein Mann in weißer Schürze, der im Labor Tests und Verkostungen durchführte. Keine Fotos, keine Interviews, keine Events. Erst spät entschied sich Ferrero, sein Leben in einer Erzählung zusammenzufassen, unter der Bedingung, dass das Buch posthum veröffentlicht wird.

Haselnüsse statt Kakaopulver hat Tradition

Das erste Glas Nutella lief am 20. April 1964 in einem kleinen Familienbetrieb namens Ferrero in Alba vom Band. Im Norden Italiens hatte man schon im 19. Jahrhundert damit angefangen, bei der Herstellung von Süßwaren anstelle von Kakaopulver gemahlene Haselnüsse zu verwenden; das ergab braune Nougatcreme. Die Rohmasse gab es im Laden aber auch als Aufstrich zu kaufen. Der Sohn des Firmengründers, Michele Ferrero, kam dann auf die Idee, das Ganze in Gläser abzufüllen.

In den ersten Jahren hieß Nutella noch „Supercrema“ und war regional schon sehr bekannt. Der Durchbruch kam aber erst mit der erzwungenen Umbenennung in den 1960er Jahren, weil in Italien damals nichts mehr mit dem Prädikat „Super“ verkauft werden durfte. Nut- steht für Nuss, -ella ist eine der klassischen italienischen Endungen in der Grammatik. Michele Ferrero war überzeugt: „Das ist der Name eines Produkts, das in der ganzen Welt laufen wird.“ Recht sollte er behalten.

Viertel der Welternte an Haselnüssen für Nutella

Heute ist Ferrero (u.a. mit Mon Chéri, Ferrero Küsschen, Kinder Schokolade) ein Großkonzern mit einem Jahresumsatz von mehr als 17 Milliarden Euro, der seine Produkte in fast allen Ländern der Welt verkauft. An Nutella werden pro Jahr 500.000 Tonnen hergestellt. Die Deutschen gehören seit jeher zu den treuesten Kunden, dort ist Nutella eine der bekanntesten Nahrungsmittelmarken überhaupt. Österreich folgt da dem Nachbarland.

Das Originalrezept wird steng geheim gehalten. Über die genaue Zusammensetzung des Originals schweigt sich der Konzern seit jeher aus. Jedenfalls sind die Hauptzutaten Palmöl, Haselnüsse und Zucker. Der Anteil der Haselnüsse in Nutella beträgt 13 Prozent. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa ein Viertel der gesamten Weltproduktion von Haselnüssen für Nutella verarbeitet werden.

72 Stück Würfelzucker in einem Glas

Die großen Haselnuss-Monokulturen im Piemont und anderen Teilen Italiens liefern nur noch zu einem kleinen Teil an Ferrero. Zu teuer ist die Produktion in Italien. Die größten Mengen an Haselnüssen kommen heute aus der Türkei und dem Iran. Die Monokulturen sind nicht unumstritten, benötigen die Haselnusssträucher doch viel Pflanzenschutz, Bewässerung und lassen die Böden veröden. Ähnliches gilt für das unverzichtbare Palmöl, auch wenn Ferrero behauptet, nur aus nachhaltig zertifizierten Plantagen das Palmöl zu beziehen.

Nutella ist zwar ein klassisches Industrieprodukt, aber bei Konsumenten fix verknüpft mit der Vorstellung von Genuss und italienischem Lebensstil. Ernährungsberater wiederum verweisen darauf, dass ein 400-Gramm-Glas Nutella 72 Stück Würfelzucker enthält. Ein Löffel bringt es auf 81 Kalorien. Gesund ist anders. Trotzdem: Nutella ist längst ein Synonym für Nuss-Nougat-Aufstriche aller Art geworden. Wie Maggi als Suppenwürze.

So vielseitig Nutella auch verwendet wird rund um die Welt: die Kombination mit Nutella und Butter am Brot ist den Deutschen vorbehalten, wurde dort erfunden und ist nach wie vor sehr beliebt. Aus der Sicht von Kalorien und Fett sozusagen der Overkill. In Italien, vor allem in Rom, sind Pizzastücke mit Nutella und Puderzucker drauf sehr beliebt, während in Frankreich millionenfach süße Crêpes mit Nutella bestrichen werden.

„Das ganze Jahr über Ostern“

Ein Schwesterprodukt von Nutella, das ebenfalls die Süßwarenregale der Welt erobert hat, ist das Kinder-Überraschungs-Ei. Maria Ferrero erinnerte sich: "Um Mütter und Großmütter davon zu überzeugen, es zu kaufen, erklärte mir Michele, musste er mehr Milch und weniger Kakao und eine kleine Überraschung hineintun. Und dann leuchteten seien Augen: 'Es wird das ganze Jahr über Ostern sein.'"

Ferrero, der Riesenkonzern, wächst weiter, mit Sohn Giovanni, der das Erbe seines Vaters fortführt. Und mit dem legendären Nutella, das seit 60 Jahren Generationen von Kindern verzaubert. Und dies auch in Zukunft tun soll.

Michele Ferrero erfand Nutella vor 60 Jahren im kleinen Familienladen im Piemont. © Ferrero
Hier wurde die Idee von Nutella geboren: Das Unternehmen wurde 1946 von den Brüdern Pietro und Giovanni Ferrero in Alba gegründet. © Ferrero
Innenleben eines Kinder-Überraschungs-Eis, schon ohne der kleinen Plastik-Überraschung. © Ferrero