Hohe Wellen schlägt die in der Vorwoche fixierte Namensliste jener Personen, die ab Jänner 2022 die Mandate in den Regionalen Weinkomitees besetzen werden. Im Kamptal muss Fred Loimer Mandat und Obmann abgeben, die ÖTW drohen mit Rückzug aus allen Komitees.

Wie Vinaria bereits mehrfach in print und online berichtete, sorgte die Erstellung der Namensliste mit den künftigen Repräsentanten der Winzerschaft in den Regionalen Weinkomitees der österreichischen Weinbaugebiete schon im Vorfeld für Spekulationen. Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen müssen die Komitees alle fünf Jahre neu nominiert werden und wählen die Mandatare dann aus ihren Kreisen Obmann und Vorstand.

Das Recht zur Nominierung steht den Landwirtschafts- und Wirtschaftskammern der weinbautreibenden Bundesländer Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Wien zu. Bei den Wirtschaftskammern (WKO) sind die Interessenvertreter des Weinhandels angesiedelt. Da diese Berufsgruppe nicht sehr zahlreich ist, gibt es um die Besetzung der Komiteemandate kaum Diskussionen.

Anders in den Landwirtschaftskammern, wo auch ein entscheidender Teil der Weinbaupolitik gemacht wird. Diese Kammern sind die Interessenvertretung der Winzer. Hier wurden nach vielen Konsultationen auf regionaler und Länderebene die Namenslisten der künftigen Mitglieder der Weinkomitees erstellt.

Am 16. Dezember 2021 war dann das Nationale Weinkomitee am Zug, das die Vorschläge der Kammern formal beschließen muss und zur Verordnung an das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus von Ministerin Elisabeth Köstinger weitergeleitet hat. Die Unterschrift der Ministerin ist reine Formsache, da das Nominierungsrecht der Kammern festgeschrieben ist. Die Verordnung tritt danach im Jänner 2022 in Kraft. Anschließend konstituieren sich die Regionalen Weinkomitees und wählen aus ihrer Mitte Vorstand und Obleute.

Im Vorfeld der Sitzung des Nationalen Weinkomitees sickerten erste Personalia durch. Neben zahlreichen routinemäßigen oder altersbedingten Wechseln in der Besetzung der Komitees, schlugen die Nachrichten vor allem im Kamptal hohe Wellen: der langjährige Obmann Fred Loimer scheint auf der Liste für die Neubesetzung des Komitees ebenso wenig auf wie andere prominente Winzer, etwa Schloss Gobelsburg-Patron Michael Moosbrugger, Hannes Hirsch aus Kammern und Günther Brandl aus Zöbing. Alle vier sind auch Mitglieder der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW), Moosbrugger sogar deren Obmann.

Ein Kammerinsider spricht hingegen davon, dass im Kamptal die Systematik der Besetzung geändert wurde, um dem Wunsch Rechnung zu tragen, wonach künftig alle Weinbaugemeinden einen Vertreter im Regionalen Weinkomitee haben sollen.

Die ÖTW wittern dahinter eine konzertierte Aktion, "da offenbar geplant ist, einen Großteil der Vertreter, die Mitglieder im Verein Österreichische Traditionsweingüter sind, von den Regionalen Weinkomitees auszuschließen", wie der Vorstand des Bundesvereins der Traditionsweingüter in einer Email an die Mitglieder des Nationalen Weinkomitees schreibt.

ÖTW sehen Spaltung der Winzerschaft

Weiters heißt es in diesem Schreiben, das Vinaria im Originaltext vorliegt: „Daher verweisen wir darauf, dass diese Vorgehensweise zu einer Spaltung der Winzerschaft führen wird, da sich die Mitglieder der ÖTW in Zukunft ausschließlich auf die Vereinsinteressen konzentrieren werden und sich von allen regionalen Aktivitäten zurückziehen werden." Ob diese Ankündigung, sich aus allen Regionalen Komitees zurückzuziehen, Realität wird, werden die kommenden Wochen zeigen.

Unterzeichnet ist das Schreiben vom Vorstand des Bundesverbandes, den prominenten Winzern Markus Huber (selbst Obmann des Regionalen Komitees Traisental), Fritz Miesbauer (Weingut Stadt Krems), Michael Malat, Martin Nigl, Willi Bründlmayer, Fred Loimer (Obmann im Kamptal), Bernhard Ott, Karl Fritsch, Lorenz Allram, Ludwig Hiedler jun., Fritz Wieninger und Gerhard Markowitsch sowie von Obmann Michael Moosbrugger (Schloss Gobelsburg).

Es gibt auch starke Stimmen in den ÖTW, die jedenfalls für einen Verbleib von ÖTW-Mitgliedern in den Weinkomitees votieren. Hintergrund der Dissonanzen dürften unter anderem die erbitterten Auseinandersetzungen um die Einführung einer landesweiten Lagenklassifizierung sein. Aber auch viele Fragen rund um DAC-Verordnungen sorgten immer wieder für hitzige Diskussionen.

Topwinzer Fritz Wieninger scheidet im Protest aus Komitee

Im Regionalen Weinkomitee Wien gibt es Verwerfungen anderer Art: Topwinzer Fritz Wieninger – ebenfalls ÖTW-Winzer - ist aus Protest aus dem Weinkomitee ausgeschieden. Der Grund ist in diesem Fall aber nicht in der Wiener Landwirtschaftskammer zu suchen, sondern in der Wirtschaftskammer Wien (WKW). „Die Wirtschaftskammer Wien hat erneut Personen für das Regionale Weinkomitee der Bundeshauptstadt nominiert hat, die nicht aus Wien sind und die mit dem Wiener Wein absolut nichts zu tun haben“, empört sich Fritz Wieninger, der gleichzeitig betont, dass er nichts gegen die Personen an sich einzuwenden habe, sondern gegen die genannten Umstände. Es sind die Vertreter der WKW, die auf Mandaten des Weinhandels im Komitee sitzen: Herbert Toifl, Geschäftsführer der zum REWE-Konzern gehörenden Weinkellerei Wegenstein in Wiener Neudorf, Mag. Thomas Schlatte, Geschäftsführer der Sektkellerei Inführ in Klosterneuburg und Schwiegersohn von Hans Inführ sowie Mag. Leonhard Specht, Chef des Wertmuterzeugers Burschik.

Steiermark und Burgenland: Ruhe an den Fronten

In der Steiermark wurde ebenfalls bis zuletzt an der finalen Namensliste für das künftige Weinkomitee Steiermark gerungen. Hier wird sich auch ein Wechsel an der Spitze vollziehen: Obmann Hans Dreisiebner wird aus dem Regionalkomitee ebenso ausscheiden wie zuvor bereits aus dem Landes-Weinbauverband der Steiermark. Die Obmannfrage dürfte hier noch nicht endgültig geklärt sein.

Auf Tickets des Weinhandels (!) und somit der Wirtschaftskammer Steiermark sitzen drei prominente Winzer: Armin Tement, Erich Polz jun. und Gerhard Wohlmuth jun.; alle drei stehen Betrieben vor, die auch Mitglieder sind im Verein Steirische Terroir- und Klassikweingüter (STK) sind. Seitens der Landwirtschaftskammer ist kein weiterer STK-Betrieb mandatiert für das künftige Regionale Weinkomitee. Steiermarks Landes-Weinbaupräsident Stefan Potzinger freut sich jedenfalls auf die Zusammenarbeit: „Bei uns gab es keine Troubles, keinen Streit und keinen Einspruch, wir arbeiten generell gut zusammen.“ Potzinger selbst ist seit der jüngsten Sitzung am 16. Dezember 2021 auch Mitglied im Nationalen Weinkomitee.

Wenig Neues wird es an den Spitzen der Regionalen Weinkomitees im Burgenland geben. Turnusmäßige und altersbedingte Wechsel werden sich lediglich in den einzelnen Besetzungen der Komitees vollziehen.