Burgund ist in den vergangenen Jahren zur französischen Wein-Rekordregion geworden. Die globale Nachfrage treibt die Preisspirale immer weiter, kleine Ernten und Spekulation verschärfen die Lage zusehends. Winzer können keine Flächen mehr kaufen, an der Spitze wurden 25 Millionen Euro für einen Hektar bezahlt.

Eher überraschend ist die Tatsache, dass die regionale Weinproduktion mengenmäßig nur 2,6 Prozent der französischen Produktion ausmacht. Burgund mit seinen 30.815 Hektar - 4 Prozent der nationalen Rebfläche - im Durchschnitt etwa 200 Millionen Flaschen pro Jahr produziert, das sind etwa 1,5 Millionen Hektoliter.

Die Rede ist von einer Region, in der es nur 3.800 Weingüter mit durchschnittlich 8 Hektar Rebfläche gibt, aber jeweils einen Umsatz von über 600.000 Euro pro Jahr erzielen, im Durchschnitt und ohne die "Big Names".

Im Schnitt: mit 8 Hektar 600.000 Euro Umsatz

Der Markt hat in den vergangenen gut zwanzig Jahren zunehmend Burgunderweine nachgefragt und die Preise in die Höhe getrieben. Dabei ist ein Paradigmenwechsel erfolgt. Der Export hat sich von einem hauptsächlich auf die USA ausgerichteten Vertrieb zu einer globalen Nachfrage nach Weiß- und Rotweinen aus dem Burgund verlagert.

Dies hat zu immer teureren Weinen geführt und an der Spitze zu absurden Preisexplosionen, bei Romanee-Conti, Leroy, Rousseau & Co; ebenso auf diversen Auktionen rund um den Globus. Spekulanten, aber auch Weinfälscher wurden derart auf den Plan gerufen.

Große Akquisitionen als Treiber der Spekulation

In der Zwischenzeit haben Luxuskonglomerate wie die Konzerne LVMH oder Kering nach Champagne und Bordeaux begonnen, sich für Burgund zu interessieren. François-Henri Pinault etwa, der Chef von Kering und Besitzer von Marken wie Gucci, Bottega Veneta und Saint Laurent, aber auch von Château Latour in Bordeaux und Château-Grillet in Côtes du Rhône, kaufte still und diskret Domaine d'Eugénie in Vosne-Romanée.

25 Millionen Euro für einen Hektar Weinberg

Schon vor zehn Jahren erwarb sein langjähriger Rivale Bernard Arnault, Eigentümer der LVMH-Gruppe (u.a. Louis Vuitton, Dom Pérignon, Moët & Chandon, Krug, Ruinart, Veuve Clicquot und Mercier), ein burgundisches Juwel, das Clos des Lambrays, eines der vier Grand Crus von Morey Saint Denis, nur etwas mehr als 8 Hektar groß. Der Preis ist offiziell nicht bekannt, wird aber auf etwa 200 Millionen Euro oder 25 Millionen pro Hektar geschätzt!

Ein ähnlicher Betrag wurde vor ein paar Jahren von François-Henri Pinault ausgegeben, der das benachbarte Clos de Tart kaufte, ein Grand Cru, das urkundlich seit 900 Jahren existiert, mit exakt nur 7,06 Hektar Fläche. In diesen Dimensionen geht es um das Besitzen und um das Spekulieren auf noch gewaltigere Preissteigerungen. Längst geht es nicht mehr um Betriebswirtschaft oder Return-on-Investment. Mit ein Grund, warum in Burgund kaum Rebflächen den Besitzer wechseln. Die Eigentümer verkaufen nicht, weil sie auf weitere Wertsteigerung hoffen und die Bewirtschafter (Winzer) können nicht kaufen, weil sich niemals auch nur der Ansatz einer Rendite darstellen ließe. Daher werden Rebflächen im Burgund fast ausschließlich verpachtet und/oder vererbt.

Flaschenpreise bis zu 500 Euro, ohne Ikonen

Im Zuge dieser Entwicklung stiegen die Flaschenpreise der Grand Crus im Export von rund 200 Euro vor fünf Jahren auf gut 500 Euro, bei absolut gehypten Domaines noch viel stärker. Dahinter gibt es die etwas weniger bekannten Gebiete in Burgund, die Weinfreunde nun zu entdecken beginnen, etwa das Mâconnais, das Weine mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis anbietet.

Derzeit haben regionale Appellationsweine laut BIVB, dem Bureau Interprofessionnel des Vins de Bourgogne, eine Preisspanne von 8 bis 16 Euro. Diese steigt mit den Village-Weinen auf 11 bis 65 Euro und mit den Premier Crus, die nur 10 Prozent der Produktion ausmachen, auf 19 bis 116 Euro. Die Grand Cru Weine wiederum, die nur ein Prozent der Produktion, ausmachen, kosten von 60 bis 535 Euro. Diese Durchschnittspreise inkludieren nicht die großen ikonischen Weine, wie bereits erwähnt.

Über ein Drittel des Exports nach USA & UK

Der Exportumsatz mit Weinen aus Burgund beläuft sich auf rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Zuletzt war ein Rückgang des Exportvolumens zu verzeichnen, begründet in kleinen Ernten aufgrund großer Witterungsextreme wie Hagel, Spätfrost, Starkregen oder Dürre. Der Umsatz hingegen blieb das vierte Jahr in Folge über einer Milliarde Euro, lag im Vorjahr bei 1,5 Milliarden Euro.

Die Hauptimporteur für Burgunderweine sind die Vereinigten Staaten und Großbritannien mit 20 beziehungsweise 16 Prozent des Exportvolumens, gefolgt von Belgien, Kanada und Japan mit jeweils etwa 10 Prozent. Die vergangene Lese im Burgund, 2023, kam wieder im Normalbereich zu liegen, brachte auch gute Mengen. Dass damit eine Entspannung an der Preisfront verbunden wäre, wagt aber niemand vorauszusagen.