Die Gerüchte reichen bis Ende 2023 zurück, in den vergangenen Wochen sind diese hartnäckiger geworden: Tommasi, das große Wein-Unternehmen aus Valpolicella, nähert sich dem Abschluss der Übernahme des prestigereichen Weinguts Felluga im Collio. Das Übernahe-Karussell dreht sich auch anderswo.

Tenuta Capofaro in Salina ist ein Kleinod auf den Äolischen Inseln, die zu Sizilien gehören. © Tenuta Capofaro

Es ist noch nicht offiziell und auch nicht sicher, ob es eine Totalübernahme oder eine enge Partnerschaft wird zwischen der Familie Tommasi und Ilaria Felluga (29), der aktuellen Eigentümerin, die die beiden Linien Russiz Superiore und Marco Felluga produziert. Ilaria Felluga steht an der Spitze des 1956 von ihrem Großvater Marco gegründeten Unternehmens. Die technische Leitung von Felluga soll in den Händen der Familie  bleiben. Rechnet man das Collio-Weingut dazu, würde sich das Weinimperium der Familie rund um Pierangelo Tommasi und seinem Cousin Giancarlo über fast 900 Hektar und in viele der wichtigsten Herkunftsbezeichnungen Italiens erstrecken.

Herrscher über 900 Hektar Rebfläche

Das in Verona ansässige Unternehmen Tommasi erweiterte seine Aktivitäten bereits 1997 mit dem Erwerb des 240 Hektar großen Weinguts Poggio al Tufo in der Toskana. 2012 erfuhr die Entwicklung von Tommasi einen weiteren Schub mit dem Kauf der Masseria Surani, etwa hundert Hektar groß und in Manduria, zu der weitere 90 Hektar in Oltrepò Pavese di Caseo hinzukamen; dazu das Weingut Casisano in Montalcino. Im Jahr 2016 war Paternoster in der Basilikata an der Reihe, während Tommasi in den letzten Jahren auch in Orvieto mit einer Fläche von 50 Hektar und auf dem Ätna angekommen ist, wo sich die Weinberge über 15 Hektar erstrecken. Dazu bestehen enge Kooperationen mit der Tenuta La Massa in Panzano im Chianti Classico und mit Nicolis in San Pietro in Cariano im Valpolicella, wo das Tomassi nicht als Eigentümer, sondern als Partner aktiv ist. Letzteres ist auch mit Felluga geplant.

Bewegung bei Dal Forno, Begali und Ca‘Bianca

Im Nordosten Italiens erwarben Luca und Michele Dal Forno, die 2020 aus dem von ihrem Vater Romano gegründeten Familienunternehmen ausgestiegen sind, Trabucchi d'Illasi, ein herrliches Anwesen mit einer Fläche von 25 Hektar im östlichen Teil des Valpolicella, das fast ausschließlich der Produktion der historischen Veroneser Rotweine gewidmet ist. Ebenso neu ist die Nachricht, dass das kleine, aber feine Weingut Begali das gesamte Anwesen von Ca'Bianca auf dem Hügel von Kastelruth von der Familie Cesari erworben hat. Dieser Deal markiert den Abschied von Cesari aus der Welt des Amarone.

Mit Intimissimi zur Villa Bucci in den Marken

Im Weinbaugebiet Marken wird Villa Bucci voraussichtlich von der Oniverse-Gruppe des venezianischen Mode-Unternehmers Sandro Veronesi übernommen (Calzedonia, Tezenis, Intimissimi, Falconeri). Veronesi ist bereits durch eine Kette von Weinhandlungen und die Weinbars Signorvino in der Branche vertreten. Villa Bucci ist für viele Weinliebhaber der höchste Gipfel des Genusses, wenn es um die Rebsorte Verdicchio geht. Über vier Jahrzehnte wurde der Stil und Ruf des Hauses von Ampelio Bucci aufgebaut; er hat jedoch keine Nachfolger, die in sein Weingut einsteigen wollten. Die Finalisierung des Deals soll auf der kommenden Messe Vinitaly im April bekannt gegeben werden.

Renzo „Diesel“ Rosso hat Montalcino im Visier

Im Montalcino in der Toskana ist das Invstoren-Interesse nach wie vor extrem hoch und erreichen die Weinbergpreise schwindelerregende Höhen, bis zu 900.000 Euro pro Hektar. In einem Interview mit Gambero Rosso sagte der Eigentümer von des Modeimperiums Diesel, Renzo Rosso, dass seine nächste Investition im Land des Brunello stattfinden wird. Nach Ätna und Langhe wäre Montalcino sein dritter Schachzug zum Aufbau einer Weingutsgruppe. Dem Vernehmen nach könnte Renzo Rosso Pinino auf dem Montosoli-Hügel im nördlichen Teil von Montalcino kaufen. Der Preis wird mit 12 Millionen Euro für das zehn Hektar große Weingut samt Anlagen beziffert; die ebenfalls an einer Übernahme interessierte Frescobaldi-Gruppe hat indessen abgewunken.

Kleinod auf den Äolischen Inseln

Schließlich noch ein Blick nach Sizilien, wo die Umstrukturierung der großen Weingutsgruppe von Tasca D'Almerita nach dem Tod vom Conte Lucio auch den  Verkauf der Tenuta Capofaro in Salina beinhaltet, die so etwas wie ein schwarzes Loch im Tasca-Universum darstellt. Das vor etwa zwanzig Jahren erworbene Anwesen in der Gemeinde Malfa umfasst 6,5 Hektar Weinberge auf den Äolischen (Liparischen) Inseln, wo alle Weingüter in kleine Parzellen aufgeteilt und um rund eine Million Euro zu haben sind. Der Antinori-Familie wird Interesse nachgesagt.