Transgourmet, der führende Gastronomiegroßhändler in Österreich und die Erzeuger- und Vermarktungsgenossenschaft ARGE Rind forcieren Kalbfleisch aus Österreich und wollen die mit viel Tierleid verbundene Vermarktungskette auf neue Beine stellen.

V.l.n.r.: Thomas Panholzer, Geschäftsführer Transgourmet Österreich, Werner Habermann, Geschäftsführer der ARGE Rind und Manuel Hofer, Transgourmet & TOP-TEAM Zentraleinkauf. © Transgourmet Österreich / Winfried Flohner

Nur 30 Cent mehr für ein Kalbsschnitzel (170 Gramm) im Einkauf für den Wirten haben das Potenzial, eines der absurdesten Landwirtschafts-Theater Europas abzustellen: Weil billiges Mastkälberfleisch aus den Niederlanden, in Mastfabriken produziert mit viel Tierleid, etwas billiger ist als hemisches Kalbfleisch, werden in Österreich jährlich rund 105.000 Kälber geschlachtet importiert. Im Gegenzug exportiert Österreich rund 45.000 ganz junge Lebendkälber nach Spanien und Italien, weil dort die Aufzucht (Mast) billiger ist als im Inland.

Horror-Transporte, Tierqual und Brutal-Schlachtungen

Das ist eine der absurdestens Auswüchse des EU-Landwirtschaftsmaktes, begleitet von unsäglichem Tierleid: Ganz junge, oft nur wenige Wochen alte Milchkälber, werden auf LKW zusammengepfercht und tausende Kilometer bis ins spanische Hinterland zur qualvollen Aufzucht verfrachtet. Oft werden die Tiere dann lebend zur Schlachtung weiter transportiert in arabische oder nordafrikanische Länder oder in die Türkei. Horrorvideos vom Tierleid auf dieses Todesreisen erschüttern regelmäßig Millionen Menschen.

Ändern aber nichts an den Konsumgewohnheiten. Gut ist, was billig ist. Damit zumindest die Gastronomen animiert werden, gegen diesen Wahnsinn aktiv zu werden, haben Transgourmet und die ARGE Rind, zu der sich 35.000 Rinderbauern aus Österreich bekennen, die Produktgruppe „Kalb Rosé“ entwickelt. Nur 100 % heimisches Kalbfleisch mit dem AMA-Gütesiegel aus kleinstrukturierter Landwirtschaft kommt dafür infrage.

Die Kälber wachsen artgerecht auf, geschlachtet wird im regionalen Umfeld, ohne lange Transportwege und zertifiziert nach höchsten Standards. „Wenn Bauern, Produzenten und Handel an einem Strang ziehen, kann eine nachhaltige Veränderung herbeigeführt werden“, ist Transgourmet Österreich Geschäftsführer Thomas Panholzer überzeugt. Seit Mai 2021 werden an den 13 Transgourmet-Standorten und im Gastro-Lieferservice die beliebtesten Kalbfleischteile wie Rücken, Filet, Tafelspitz und Schulterscherzel von „Kalb Rosé“ zu finden sein.

Der Name leitet sich von der Fleischfarbe ab: Ist Kalbfleisch sehr hell, stammt es aus nicht artgerechter Fütterung in Tierfabriken, wo vor allem „Milchaustauscher“ gefüffert werden, die aus Milchpulver, Wasser und Palmöl bestehen. Ist das Fleisch dünkler, wie guter Roséwein, wurden die Tiere – wie es ihrer Natur entspricht – mit Milch, Heu, Maissilage und Stroh gefüttert. Darauf kann jeder Gastwirt und Konsument leicht achten.

„Um durchschnittlich nur 1,77 Euro pro Kilogramm ist „Kalb Rosé“ teurer als Importware“, weiß Manuel Hofer vom Transgourmet-Zentraleinkauf. Bei einem Schnitzel mit 170 Gramm sind das im Einkauf gerade mal 30 Cent mehr. Damit wird Tierleid vermieden und die heimische Landwirtschaft nachhaltig unterstützt. „Es wäre also problemlos eine Selbstversorgung mit heimischem Kalbfleisch in Österreich möglich“, weiß Hannes Royer, Obmann vom Verein Land schafft Leben.

Forciert werden soll auch das Prinzip „nose to tail“ (von der Nase bis zum Schwanz) in den Küchen, die Verarbeitung des ganzen Tieres, nicht nur der Edelteile. Topköche wie Max Stiegl vom Gut Purbach und viele andere Sterne- und Hauben-Chefs bekennen sich bereits dazu.