Schon längere Zeit haben Australiens Winzer Absatzproblem bei ihren schweren Rotweinen, deren Anbauflächen explodiert sind. Jetzt gibt es sogar Rodungsprämien, am schwersten trifft es die heißen Anbaugebiete. Weißweine sollen forciert werden.


350 Millionen Liter beträgt der Überschuss. Accolade Wines aus Australien, eine der weltweit größten Weinhandelsgesellschaften mit Marken wie Hardy’s, Banrock Station und Grant Burge, hat seine Traubenlieferanten aufgefordert, die Produktion von Cabernet Sauvignon und Shiraz stark zu reduzieren. Es gibt demnach im Moment keine Abnehmer für die produzierten Mengen dieser Sorten, daher müssen mindestens 2.000 Hektar oder 45.000 Tonnen Trauben eliminiert werden.

Weinsee mit 350 Millionen Liter Überschuss

Die Gründe sind vielschichtig: Ein seit Jahren schwelender politischer und Handelskonflik mit China, dem wichtigsten Absatzmarkt, ließ die Exportmärkte drastisch einbrechen. Gegenseitige Strafzölle und andere Hürden haben australische Weine in China extrem verteuert. Dazu kommen die stark gestiegenen Frachtkosten für Container und den Seetransport sowie für Energie. Beides Folgen von Corona und vor allem von den westlichen Sanktionen gegen Russland. International geht zudem die Nachfrage bei den klassischen Neue Welt-Sorten in Richtung Cool-climate-Stilistiken. Daher sind vom Weinsee in Down Under vor allem Winzer in den heißen Regionen betroffen.

Accolade Wines zahlt Weinbauern umgerechnet 1.300 Euro pro Hektar auf zwei Jahre, wenn sie Cabernet Sauvignon- und Shiraz-Reben roden oder durch weiße Rebsorten (Sauvignon Blanc, Pinot Gris, Glera) ersetzen. 650 Euro pro Hektar bekommen Winzer bei Stilllegung der Weinberge. In jedem Fall sollen die Erträge der beiden roten Rebsorten um ein Drittel verringert werden.

Ähnliche Probleme in Bordeaux

Auch die Genossenschaftsgruppe Bordeaux Families, deren 300 Winzer rund 5.000 Hektar Rebfläche in Entre-deux-Mers bewirtschaften, will den Anteil an stillen Rotweinen zugunsten anderer Weine wie Crémant und Rosé reduzieren. Außerdem habe die Gruppe erheblich in die Produktion alkoholfreier Weine investiert, die 2023 in den Handel kommen sollen. Für Winzer werde laut Bordeaux Families es immer schwieriger, von ihren Rotweinen zu leben, weil diese kaum gewinnbringend zu vermarkten sind. Dies gilt natürlich nicht für die Flaggschiffe der Bordelaiser Branche, aber es werden in den Appellationen auch große Mengen an billigen Massenweinen produziert, oft über Genossenschaften.

Quelle: vitisphere