Der große Jean-Michel Cazes, unter anderem Besitzer von Château Lynch-Bages und Ormes de Pez, leidenschaftlicher Visionär der Bordeaux-Weine und insbesondere Botschafter des Médoc, starb im Alter von 88 Jahren.

Jean-Michel Cazes gehört zu den wichtigsten Weinpersönlichkeiten der Welt. Er hat die Geschicke des modernen Bordeaux mitbestimmt wie kaum jemand anders, ein weit verzweigtes Familienimperium aufgebaut und einen großen Weinkonzern geleitet, AXA Millésimes, für den riesigen französischen Versicherungskonzern AXA, der konsequent in Edelweingüter investiert. Nachdem er die operativen Geschäfte schon vor Jahren nach und nach an seine Kinder Kinou, Marina und Jean-Charles abgetreten hatte, braute er eine Zeitlang in Pauillac sogar sein eigenes Bier: Es hieß Bages D2, nach der Strasse, an der seine Güter liegen.

Bordeaux verliert mit dem Tod von Jean-Michel Cazes ein Denkmal des Weinbaus, einen seiner größten Köpfe. Er hatte vor allen anderen die Entwicklung des Konsumverhaltens erkannt, die Öffnung amerikanischer und asiatischer Märkte sowie den Wert der Klassifizierten Gewächse zur Eroberung neuer Märkte vorangetrieben. Cazes war auch einer der Pioniere zum Aufbau des Weintourismus im Bordelais und in ganz Frankreich.

Seine Karriere führte Jean-Michel Cazes auf Umwegen zum Wein, auch wenn die beiden bekannten Güter Lynch-Bages und Ormes de Pez in Saint-Estèphe schon seit Generationen in Familienbesitz standen. Das war damals, Anfang der 1970er Jahre, aber nicht unbedingt ein großes Geschäft. So werkte der gelernte Ingenieur erst bei IBM. Sein Vater war Versicherungsunternehmer in Pauillac und übergab die de facto ertraglosen Familiengüter 1973 an den jungen Jean-Michel. Der Rest ist Bordeaux-Geschichte. Jean-Michel Cazes hinterlässt neben den genannten Kindern auch seine Ehefrau.