Trotz der europaweiten Weinabsatzkrise: Investoren treiben die Weinbergpreise in Burgund auf ein Vielfaches des Marktpreises nach oben. Besonders betroffen sind die besten Lagen. Das berichtet das französische Magazin Vitisphère. Die Winzer sind über diese Entwicklung zunehmend beunruhigt.

Im Burgund an der Côte d'Or ist eine wahre Kauforgie ausgebrochen. Das Ziel der Investoren, von denen wieder viele aus China kommen, sind die prestigeträchtigsten Parzellen in den besten Appellationen, etwa Bâtard-Montrachet, Bonnes Mares oder Échezeaux. Investoren sind zu allen möglichen Vereinbarungen bereit und liefern sich Bieterkriege, um diese Juwelen unter den Rebflächen zu erwerben. Dabei nutzen sie Schlupflöcher in den Vorschriften aus, was die burgundischen Winzer mehr und mehr beunruhigt, schreibt Vitisphére. 

Exklusiver Weinclub ist größter Aufkäufer der „Juwelen“

Seit einigen Jahren gibt es, sobald ein Grand Cru- oder ein bemerkenswerter Premier Cru-Weinberg zum Verkauf steht, im Ringen der Bieter einen Gewinner: Deepak Rao, Vizepräsident von FICOFI, ein auf Grand Crus spezialisierter Händler mit einem Club von Weinliebhabern. FICOFI hat neben seinem Hauptsitz in Paris mehrere Niederlassungen in Bordeaux, Los Angeles, São Paulo, Hongkong und Singapur. Den 300 Mitgliedern seines Weinclubs verschafft es Zuteilungen einiger der besten und seltensten Weine Frankreichs. Die Clubmitglieder sind nach FICOFI-Angaben „erfolgreiche Unternehmer, Führungskräfte und Philanthropen“ mit Weinleidenschaft.

Die Grundstücksverkäufe zu extrem hohen Preisen finden meist sehr diskret statt. Dabei geht es laut dem Bericht mitunter um das Fünffache des Marktpreises. „Wir sprechen hier von 30 Millionen Euro pro Hektar”, erklärt Thiébault Huber, Präsident des burgundischen Weinbauverbands (CAVB). Sobald ein Grand-Cru- oder Premier-Cru-Weinberg zum Verkauf stehe, seien die Investoren zu allen Tricks und Überbietungen bereit, um Parzellen in den renommiertesten Weinberge des Burgunds zu bekommen, schreibt Vitisphère.

Winzer können sich in den besten Lagen keinen Zukauf von Rebflächen leisten, weil Finanzinvestoren stets ein Vielfaches vom realen Preis pro Hektar zahlen. Diese nützen auch eine dramatisch Schachstelle im französischen Erbrecht aus, das beim Erben selbst innerhalb des engsten Familienkreises, teils exorbitante Erbschaftssteuern vorschreibt. Diese Steuern zwingen dann Erben zum Verkauf oder Teilverkauf ihrer Güter.

Vermögendste Kunden kaufen Winzern beste Weinberge weg

Die burgundischen Winzer befürchten Spekulationen mit ihrem kulturellen Erbe. Der Fortbestand von Weingütern sei gefährdet, und für junge Winzer werde der Kauf von Land unerschwinglich. „Das betrifft nicht die regionalen Appellationen, sondern die Juwelen des Burgunds, die verloren gehen. Das macht uns Sorgen”, betont CAVB-Präsident Huber und beklagt: „Unsere vermögenden Kunden beginnen, unsere Weinberge zu kaufen, damit diese Flaschen in einer spekulativen Welt für die Superreichen bleiben.”