Der Norden Italiens leidet unter extremer Dürre mit historischen Tiefständen von Seen und Flüssen. Vor allem das Piemont, die Lombardei, das Veneto und die Emilia-Romagna sind betroffen. Die Schäden sollen bereits zwei Milliarden Euro betragen.

Alarm schlug der italienischen Bauernverband Confagricoltura. die italienischen Regionen fordern den nationalen Ausnahmezustand und warten auf schnelle Hilfe der Regierung. Die ersten Regionen haben bereits Rationierungen beschlossen, viele Gemeinden haben die nächtliche Wasserverwendung verboten. Die Emilia-Romagna hat am 21. Juni 2022 den Ausnahmezustand ausgerufen.

Abhilfe sollte aus der Schweiz kommen, die vor allem den Wasserstand des Po wieder anheben sollte. Die dazu nötigen Maßnahmen gestalten sich aber schwieriger als erwartet. Die Po-Ebene leidet unter extremer Wasserknappheit, weil es in diesem Winter nicht geschneit hat. Besonders problematisch ist der niedrige Pegel des größten italienischen Flusses, weil mittlerweile Salzwasser aus dem Meer rund 21 Kilometer weit ins Landesinnere fließt – also in die Gegenrichtung.

Wasser aus dem Gardasee als letzte Rettung

Daher wurden Anträge gestellt, die Abflussmenge aus dem Gardasee um bis zu 30 Kubikmeter pro Sekunde zu erhöhen. Mit seinen 50 Kubikkilometern (!) Fassungsvermögen ist der Gardasee das größte Wasserreservoir Norditaliens. Da der Gardasee im Vergleich zum Comer See und dem Lago Maggiore mit rund 60 Prozent verhältnismäßig gut gefüllt ist, ist für die Experten eine Öffnung der Schleusen durchaus vertretbar. Doch die Gemeinden am Gardasee  befürchten, dass nach dem Po auch bald der See seine Reserven aufbrauchen werde. Solidarisch mit den Bauern zeigten sich die Stromversorger Enel, Edison und A2A, die zugesagt haben, in den kommenden Tagen zusätzlich Wasser aus ihren Stauseen abzulassen.

Natürliche Abhilfe ist nicht in Sicht, die Wettervorhersagen für die kommenden Tagen und Wochen versprechen Hitzerekorde für Nord- und Mittelitalien.