Massive Spätfröste in zahlreichen der wichtigsten französischen Weinbauregionen sorgen für Notstand unter den Winzern. Von einer „landwirtschaftlichen Katastrophe“ spricht die Regierung in Paris. Jetzt zittert halb Europa vor den Eisheiligen.

Sepp Dockner beim Anzünden der Frostkerzen in dunkler Nacht. © Winzerhof Dockner / Robert Herbst

Der extreme Kälteeinbruch hat in Frankreich große Schäden an zahlreichen landwirtschaftlichen Kulturen angerichtet. Landwirtschaftsminister Julien Denormandie bestätigte einen Zustand der „Calamité Agricole“, den landwirtschaftlichen Katastrophenfall, der staatliche Hilfen locker macht. Die Unterstützung brauchen vor allem Wein- und Obstbauern, deren Kulturen neben Raps und Zückerrüben am ärgsten betroffen sind.

Nach Angaben von Météo France war die Nacht vom 7. April 2021 eine der kältesten seit 1974 mit Temperaturen bis zu minus 8 Grad Celsius. Die Schäden sind deshalb so groß, weil es vor der Kältewelle viel zu warm war und die Pflanzen frühzeitig austrieben. Weitgehend zerstört dürfte die Weinernte 2021 bereits sein in den Regionen Armagnac, Dordogne und Lot-et-Garonne sowie Bergerac und Duras.

Schon in den Nächten davor sorgte der Kälteeinbruch im Burgund und im Rhonetal für schwere Schäden. Vielerorts wurden zur Schadensbegrenzung Feuer in den Weinbergen entzündet, auch Hubschrauber waren im Einsatz. Die frühsommerlichen Temperaturen im März hatten dazu geführt, dass sich die Knospen früh öffneten. Sie sind nun in frostigen Nächten besonders gefährdet.

 

Zittern vor den Eisheiligen

Jetzt zittert halb Europa vor den Eisheiligen. Diese stehen von 11. bis 15. Mai 2021 im Kalender und bringen traditionell nochmals einen Kälteeinbruch. Auch in Österreich befürchten Winzer und Obstbauern neuerliche Spätfroste.

Der Kälteeinbruch der vergangenen Tage hat auch in Deutschland Frostschäden im Weinbau verursacht. Im südwestdeutschen Baden sind vor allem Weinberge rund um den Kaiserstuhl, im Markgräflerland und im Ortenaukreis betroffen. In Württemberg meldeten Winzer im Weinsberger Tal Frostschäden.

 

Piemont, Veneto und Toskana sowie Südwest-Deutschland betroffen

Der Kälteeinbruch hat bereits eine Woche zuvor in Italien Weingüter, Obst- und Gemüsebauern har getroffen, sie müssen mit deutlichen Ernteeinbußen rechnen. Die noch zarten Knospen, Triebe und Blüten wurden teilweise zur Gänze zerstört. Besonders betroffensind Winzer im Piemont, im Veneto und der Toskana.

In vielen Regionen der Toskana wird mit bis zu 50 Prozent Ausfall gerechnet. Dies trifft im selben Ausmaß die Winzer in der Langhe (Piemont), wo vor allem die Nebbiolo-Reben geschädigt wurden. In der östlichen Piemont-Provinz Alessandria sollen sogar bis zu 80 Prozent der Rebanlagen betroffen sein.

 

In der Wachau weite Teile der Marillenernte zerstört

Die frostigen Temperaturen Ende der vergangenen Woche haben weite Teile der Wachauer Marillenernte bereits zerstört. Einige Winzer und Marillenbauern kämpften teils verzweifelt mit Frostkerzen gegen die Minusgrade an. Winzer Sepp Dockner etwa entzündete in den frühen Morgenstunden mit Familie und Mitarbeiten hunderte Frostkerzen, unter jedem Baum eine. Durch die von den Kerzen aufsteigende Wärme werden die Temperaturen in den Baumkronen mit den empfindlichen Knospen, Blüten und Trieben für kurze Zeit um einige Grad Celsius erwärmt.