Venezianische und habsburgische Wurzeln, gepaart mit traumhaften Küsten und Inseln, begleitet von einer aufstrebenden Gastro- und Winzerszene: Das ist das südliche Dalmatien. Im Vinaria Newsletter dazu in mehreren Teilen Tipps & Adressen für Genießer. TEIL 2: Pelješac: die Plavac Mali Hochburg.

Die Bucht von Ston –Paradies für Muschel- und Austernliebhaber

Der Pelješac liegt nach wie vor etwas abseits der traditionellen Touristenströme. Dubrovnik im Süden ebenso wie die Nachbarinsel Korčula dominieren im Business. Neben dem historischen Städtchen Ston als Hotspot gibt es zahlreiche, weitgehend unbekannte und von Urlaubern kaum wahrgenommene kleine Orte und Buchten. Dies könnte sich jedoch durch die neue Brücke Pelješki most rasch ändern, die seit Sommer 2022 den Pelješac direkt mit dem kroatischen Mutterland ohne Grenzübertritt nach Bosnien-Herzegowina verbindet.

Mit seinen Stadtmauern beeindruckt Ston als Tor zum Pelješac seine Besucher. Markant ist die beeindruckende Festung mit ihrer 5,5 Kilometer langen Mauer. Sie ist nach der Chinesischen Mauer die zweitlängste der Welt. Die Stadtmauern wurden im 14. Jahrhundert erbaut und dienten dazu, die strategisch wichtigen Salzfelder und die Stadt zu schützen. Heute können Besucher entlang der historischen Mauern spazieren und die atemberaubende Aussicht auf die umliegende Landschaft, die Salzfelder und das Meer genießen. Es empfiehlt sich im Sommer jedoch ein zeitlich früher Besuch dieser Anlagen, da es bereits in den Morgenstunden sehr heiß wird.

Die Austern und Muscheln von Ston

Eine weitere Hauptattraktion von Ston sind Austern und Muscheln, die in den flachen Gewässern der Bucht von Ston gezüchtet werden. Die Region ist für ihre erstklassige Meeresfrüchte-Produktion bekannt. Besucher haben die Möglichkeit, frische Austern und Muscheln in den lokalen Restaurants zu probieren oder direkt von den Züchtern zu kaufen. Auch Bootstouren mit Probiermöglichkeit werden angeboten.

Die Stadt Orebić liegt am Fuße des Sveti-Ilija-Berges, bietet einen herrlichen Blick auf die umliegenden Inseln, vor allem auf Korčula, hat jedoch abgesehen davon keine besonderen Reize. In der Hochsaison ist die Verkehrssituation zu bedenken, gehen doch beinahe stündlich die Fähren nach Korčula. Das Kloster von Gospa od Andjela („Unsere liebe Frau von den Engeln“) ist ein beeindruckendes Franziskanerkloster in der Nähe von Orebić. Es gilt in dieser früher von Armut geprägten Gegend als eines der wenigen auch kunsthistorisch relevanten Objekte.

Viganj ist ein charmantes Küstendorf im Norden des Pelješac. Es ist vor allem für seine hervorragenden Windverhältnisse, insbesondere für den nordwestlich strömenden Maestral, bekannt, die es zu einem beliebten Ziel für Wind- und Kitesurfer macht. Das Dorf liegt am Eingang des Korčula-Kanals, einer Meeresenge zwischen der Pelješac-Halbinsel und der Insel Korčula.

Von der verbesserten Brückenanbindung erwartet man sich touristischen Aufschwung. Unabhängig davon, ob diese Erwartung erfüllt wird, hat sich der Pelješac in den letzten zehn Jahren einen Ruf für exzellenten Rotwein, basierend auf der autochthonen Rebsorte Plavac Mali, erarbeitet. Es sind vor allem die jungen Winzer mit fundierter Fachausbildung an den Hochschulen Zagreb oder Poreć, die aus alkohollastigen Produkten früherer Provenienz tanninreiche, jedoch immer ausgewogenere Weine herstellen. Nach wie vor dominieren Familienkellereien, deren Entwicklungsmöglichkeiten durch die oftmals zu geringen Anbauflächen ökonomisch wie önologisch eingeschränkt bleiben.

Plavac Mali, der kleine Blaue

Rotwein am Pelješac ist gleichbedeutend mit Plavac Mali, wörtlich übersetzt „der kleine Blaue“. Önologisch betrachtet wird dem Plavac eine Abstimmung zu Zinfandel und dem apulischen Primitivo zugeschrieben. In den letzten Jahren sind aufgrund der hohen Nachfrage zahlreiche Neupflanzungen erfolgt. Dennoch wurde aus dem ehemaligen Massenprodukt durch eine neue Generation an Winzern die Trendumkehr zu hochwertigen Produkten geschafft. Die lange Lagerfähigkeit erfreut Weinsammler besonders.

Aus Plavac Mali wird auch der sogenannte Postup gekeltert. Ähnlich wie bei Dingač handelt es sich bei Postup um eine Regionsbezeichnung, benannt nach dem gleichnamigen Dorf östlich von Orebić. Im Vergleich zu Dingač gilt Postup, besonders in jüngeren Jahren, als noch wuchtiger. Dies resultiert daraus, dass Postup spät, teilweise aus bereits angetrockneten Beeren gelesen wird.

Dingač: Traube, Landschaft und Tunnel

Der Dingač-Tunnel ist ein bemerkenswertes Bauwerk der Tito-Zeit. Er verbindet die Ortschaften Potomje und Trstenik und wurde 1973 erbaut. Der Tunnel ist etwa 200 Meter lang und wurde in den felsigen Hügeln von Dingač gebaut. Durch seine Einspurigkeit und ohne Beleuchtung versprüht er den nostalgischen Charme vergangener Verkehrsplanung.

Vor allem jedoch bietet die anschließende Dingač-Weinstraße auf einer kurzen Distanz von 10 Kilometern spektakuläre Aussicht auf die Weinberge und das Adriatische Meer. Hier wächst, als Regionsbezeichnung Dingač geschützt, Plavac Mali in steiniger Lage auf stufigen Terrassen, direkt zum offenen Meer gewandt. Die Anbaufläche ist mit 26 Hektar streng reglementiert, die sich 14 Produzenten teilen.

Seine dunkelrote Farbe mit Violettnuancen ist kombiniert mit Anflügen an Kirschen oder dunkle Beeren. 14 Volumsprozente, mitunter auch 15, zeugen von seiner Schwere. Die früheste Trinkreife ist meistens nach wie vor erst nach fünf bis sieben Jahren erreicht.

Die „chinesische“ Brücke – Pelješki most

Der Pelješki most, oder auch Pelješac-Brücke genannt, stellte für mehrere Bundesregierungen in Zagreb ein Prestigeprojekt dar, galt es doch, den bosnisch-herzegowinischen Meereszugang und somit die territoriale Teilung Kroatiens im Neretva-Tal bei Neum zu überwinden. Neben nationalen Motiven wurden auch ökonomische Argumente, namentlich die bessere Anbindung Süddalmatiens, ins Treffen geführt. Das mit massiver Unterstützung der Europäischen Union finanzierte Projekt wurde nach einer internationalen Ausschreibung letztlich vom Bestbieter, einem chinesischen Konsortium, errichtet.

Mit einer Länge von etwa 2,4 Kilometern ist der Pelješki most seit seiner Eröffnung Ende Juli 2022 eine der längsten Brücken des Landes und eine beeindruckende architektonische Leistung.

 

Die Weingüter

Marlais
Im Ort Ponikve/Neretvanska, direkt an der Hauptstraße nach Ston beschildert. Marlais ist ein Familienweingut, dessen Plavac Mali durch seine Ausgewogenheit besticht. Der länger fassgereifte „Škrapa“ beeindruckt konstant seit Jahren. Die junge Unternehmerfamilie zeigt mit Mut, auch touristisch Neues zu wagen.

Vinarija Miloš
Vinarija Miloš hat sich einen Namen für seine exzellenten Rotweine gemacht, auch durch die Auszeichnung als „Kroatisches Weingut des Jahres“. Der Plavac Mali „P“ ist für diese Rebsorte relativ rasch trinkreif, „Stagnum“ zeichnet sich durch lange Lagerfähigkeit aus. Das exzellente Olivenöl hat zuletzt bei einer Blindverkostung in New York gewonnen. Das jüngste Produkt, „Stalagnit“, ein Weißwein aus der autochthonen Rebsorte Rukatac, polarisiert die Geschmäcker.

Saints Hills
St. Hills ist ein jüngeres Weingut, dessen Stammhaus in Istrien beheimatet ist. Die Lage auf einem Hügel in der Nähe von Trpanj macht Verkostungen zu einem besonderen Ereignis. Auf Anfrage werden auch Degustationsmenüs angeboten. Die längere Tradition für Rosé-Weine und der exzellente Dingač „Sveti Lucia“ lohnen einen Besuch. Vom istrischen Unternehmenszweig bietet sich „Nevina Sveti Antun“ als Chardonnay-Malvazija-Cuvée an.

Antunović
Gilt als echter, traditioneller Weinbauer und ist schwer auffindbar. Im Weiler Oskorušno, unweit vom St. Hills, in der Nähe des Postamtes gelegen, verkauft die Familie exzellenten Postup und einen Rosé-Wein, der zu den besten des Pelješac zu zählen ist. Am besten morgens hinfahren und sein Glück versuchen. PS: Es wird nur Kroatisch gesprochen und nur Bargeld akzeptiert.

Grgić
Am Ortsrand von Trstenik gelegen, gehört dieses Weingut zum Imperium von Miljenko „Mike“ Grgich, der in den USA Karriere machte. Nach den verheerenden Waldbränden 2015 musste das Weingut neu aufgebaut werden, seitdem gibt es eine sehr schöne Terrasse mit wunderbarer Aussicht für eine Verkostungsrunde. Pošip ist kontinuierlich auf klassisch ausgebautem Level stabil, Plavac Mali zeichnet sich durch überdurchschnittlich lange Lagerfähigkeit aus.

Korta Katarina
Weingut, Hotel und Restaurant liegen am Ortsbeginn von Orebić in schöner Lage. Das Gut zählt zu den modernen Aufsteigern der letzten Jahre und verkörpert den neuen Typus von Kapitalinvestitionen im Weinbau, gehört es doch einem US-Investorenpaar. Das Hotel „Villa Korta Katarina“ bietet als einziges Hotel am Pelješac Luxusstandard an. Qualitativ hochwertige Weine, die in ihrem Segment jeweils am oberen Preisrange angesiedelt sind.

 

Restaurants in PELJEŠAC

Kapetanova Kuća
Im netten Örtchen Mali Ston, am südlichen Ende des Pelješac gelegen, befindet sich seit über 45 Jahren dieses Traditionslokal. Ston ist bekannt für seine Austern- und Muschelzucht, die das Restaurant auf alle Zubereitungsarten ausreizt. Klassischer Fisch begeistert ebenso. Wie bei allen Restaurants in der Hochsaison: unbedingt reservieren.
Obala dr. Ante Starčevića 9
ostrea.info@ostrea.hr
+385 20 754555

Vitaceae
Fährt man die Dingač-Weinstraße entlang, so mündet man im malerischen Ort Trstenik. Direkt in der Bucht, im ersten Stock gelegen, findet man das unscheinbare Fischrestaurant Vitaceae. In gleichbleibender Qualität sind hier diverse Vorspeisen, gegrillte Fische und vor allem Calamari zu empfehlen. Gut gekühlter Wein und professioneller Service runden den Aufenthalt ab.
Kraj 6, Trstenik
konoba.vitaceae@gmail.com
+385 98 428675

 

Restaurant in CAVTAT

Bugenvila
Das Restaurant Bugenvila liegt in der schönen Bucht Cavtat, südlich von Dubrovnik, und ist nur fünf Minuten vom Flughafen entfernt. Es werden verschiedene Menüs zu sehr leistbaren Preisen angeboten. Die Qualität der Speisen ist outstandig, so bekommt man hier beispielsweise die besten Kalbsbackerl Kroatiens. Auf der Weinkarte findet man sogar den einen oder anderen gereiften Weißwein. Wer der heißen Stadt entfliehen will, kann dies auch mit dem Wassertaxi Dubrovnik – Cavtat machen.
Put dr. Ante Starčevića 9
bugenvila.cavtat@gmail.com
+385 20 479949

 

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Dingač-Anbaugebiet an der Westküste des Pelješac
Pelješki Most – die von einem chinesischen Baukonzern errichtete Brücke vom Festland auf die Halbinsel Pelješac
Auch istrische Trüffel finden Eingang in die Küstenküche
Sonnenuntergänge der besonders romantischen Art prägen dalmatinische Sommer