Genießer erwärmen sich gerne für den größten Eissalon Europas. Der Weissensee in Kärnten glänzt mit schicken Biobauernhöfen, urigen Almen und hochklassiger Regionalküche. 

Der Fischer vom Weißensee: Martin Müller mit einem Karpfen in Sushi-Qualität. © Ferdinand Neumüller

Am Kärntner Weißensee ist die Welt noch heil, der See ist quasi ein Kärntner St. Tropez für Fische. Wildromantisch, mit dunkelblauem Wasser. Eine Studie empfahl zwar den Bau einer Durchzugs-, einer Panorama- und einer Umfahrungsstraße, die 800 Einheimischen wehrten sich aber erfolgreich.

Mehr noch, sie widmeten Bauland wieder in Grünland um, damit die Wiesen noch Wiesen bleiben, und stellten große Teile der Region unter Natur- und Landschaftsschutz. Auch gegen einen Ausbau mit Lift- und Gondelanlagen votierten sie. Stattdessen investierten sie das Geld in eine Kanalisation, damit der See sauber bleibt. In den anderen Gemeinden schüttelte man den Kopf. Heute werden die Weißenseer um ihre vorausschauende Querköpfigkeit beneidet.

Wie ein norwegischer Fjord

Unter der liebevoll strengen Aufsicht von Martin Müller wachsen im Weißensee noch gesunde Fische. Müller ist der Berufsfischer hier, außerdem Angelfischer mit Leib und Seele und Ökologe. Um 5 Uhr in der Früh fährt er im Sommer hinaus und wirft die Netze aus. Wenn die Sonne aufgeht, sei der See am schönsten, sagt er, ganz ruhig liege er da, spiegelglatt. „Ein Privileg, wenn man allein draußen ist. Zwei Drittel des Sees sind wie in Norwegen oder Alaska, da gibt es kein Haus, einfach nix. Ein Traum.“

Müller holt die zappelnden Silberschätze aus dem Netz, gibt sie sofort auf Eis. Dann werden die Fische weiterverarbeitet, entweder an die Gastronomie geliefert oder am Nachmittag in seiner modernen Holzhütte mit mannshoher Glasfassade an Kunden verkauft. Frischfisch, kalt- und heißgeräuchert, gebeizt oder in Essig eingelegt. Abends fährt er wieder hinaus, um die Netze auszuwerfen. Eine einfache, wunderbare Routine.

Wildfische machen nur einen kleinen Teil aus, der Großteil sind Zuchtfische, die sich in kaltem Wasser wohlfühlen. Zeit muss der Fisch außerdem haben, langsam wachsen können und nicht zu viel gefüttert werden. „Sonst ist das wie bei Mastschweinen – es schmeckt nicht.“ Seine Botschaft an den Fischliebhaber ist klar. Lieber ein paar Euro mehr ausgeben für den Fisch, nur so bekommt man die beste Qualität.

Klasse statt Masse

Ein zweiter Müller, Hannes Müller, steht am Herd seines Vier-Sterne-Hotels Die Forelle. Nach der Lehrzeit kam Hannes Müller 2002 mit seiner Frau Monika zurück in die Forelle. Für alle eine Umstellung: Zuerst war der Betrieb der Eltern eine Frühstückspension gewesen, bloß im Winter wurde gekocht, normale Hausmannskost. Die Auslastung war nur im Sommer und in der Weihnachtszeit gut.

Die Jungen brachten frischen Wind und eine Vision: nicht cooler, schneller, größer, sondern Liebe zum Detail, Klasse statt Masse – das war der neue Weg. Man kann einige Stunden hier verbringen im Gastraum. Gemütlich, mit Naturholz, der Weinschrank ist das designte Gegenstück mit viel Glas und geschickter Beleuchtung. Ein Blick nach draußen zeigt den See, ruhig und beruhigend wie ein buddhistischer Mönch.

„Am Anfang hat mein Vater gesagt: ‚Wow, zehn Weine. So viele haben wir auf der Karte.‘“ Heute ist sie ein Buch. „Und es kommen ständig neue Weine dazu.“ Großen Wert legt der Vier-Hauben-Koch auf Nachhaltigkeit; biologische Produkte aus der Region sind seine Favoriten, sofern sie nicht im eigenen Kräutergarten wachsen.

Hannes Müller ist überzeugt: Eine ehrliche Küche wird nur durch Hochwertiges garantiert, wie den feinen Weißenseefisch von Martin Müller oder den edlen Schafweichkäse von Seppi Nuart. Umgesetzt werden diese Schätze mit viel Liebe und Ruhe. Das ist einfach gut, richtig gut.

Der Weißensee ist ein kulinarischer See

Auch wegen des Restaurants Löwenzahn von Zwei-Hauben-Koch Jakob Lilg. Der junge Gastgeber sprüht vor Elan und kocht in lässiger Bistro-Atmosphäre Fine Dining zwischen bodenständig und ausgefallen. Gehobene Regionalküche steuert auch Zimmermann’s Gasthaus bei. Und Millionär Christian Halper gründete mit dem Strandhotel Weißensee das erste vegetarische Hotel Österreichs. Die Küche wird natürlich dem Niveau der übrigen Restaurants der „Tian“-Familie entsprechend hochgehalten.

Bauernhof mit Glasanbau

Landwirtschaft und Tourismus verschmelzen hier zu einer harmonischen Einheit. Im Freiblick ist der Name Programm. Im modernen Glasanbau an das 500 Jahre alte Bauernhaus schmeckt das abendliche Fünf-Gang-Menü bei dieser Traumaussicht auf den See gleich doppelt so gut. Ob Biofisch, Wild aus der eigenen Jagd oder Kalb- und Rindfleisch aus der eigenen Landwirtschaft – alles ist beste Qualität. Am Donnerstag ist übrigens Innereientag. Der Gralhof ist in seinem Anspruch aber kein Einzelfall am Weißensee. „Hinter vielen Betrieben steht die Landwirtschaft. Diese Kleinstrukturiertheit der Betriebe tut dem See gut“, sagen die Betreiber Corinna und Michael Knaller.  

Niederländische Eislanglaufmeisterschaften

Und noch eine Genialität gibt es am Weißensee: Gesundes Genießen und Bewegen in allen Facetten verbinden sich hier ganz natürlich. Im Winter ist Eislaufen die Nummer eins. Der Weißensee bietet schließlich mit 6,5 Quadratkilometern die größte präparierte Natureisfläche Europas. Das fiel auch den Niederländern auf, und so veranstalten sie hier jedes Jahr Ende Jänner, Anfang Februar ihre Eislanglaufmeisterschaften. Der längste Bewerb erstreckt sich über 200 Kilometer.

Schwer nachvollziehbar, warum den Holländern Eislaufen so wahnsinnig wichtig ist. 4,2 Millionen gehen in den Niederlanden regelmäßig aufs Eis. Die Wurzeln für die Eisliebe liegen im Spätmittelalter. Damals begann man, die Distanzen zwischen den Städten über die zugefrorenen Kanäle zu überbrücken. Daraus entwickelte sich auch die Elf-Städte-Tour, für Niederländer so etwas wie die Tour de France.

 

Info Weißensee für Genießer: A-9762 Weißensee

Wohnen & Essen

Die Forelle
Techendorf 80
www.forellemueller.at
Familiengeführtes Vier-Sterne-Hotel
auf hohem Niveau. Exzellente regionale Vier-Hauben-Küche, sehr engagierter Weinkeller.

Seehotel Enzian
Neusach 32
www.seehotelenzian.at
Stilvolles Seehotel mit guter Küche. Die Sauna steht auf Pfählen im See.

Biohotel Gralhof
Neusach 7
www.gralhof.at
Angenehm renovierter Bauernhof, gute regionale Bioküche, eigene ökologische Landwirtschaft.

Strandhotel am Weissensee
Neusach 18
www.strandhotel-weissensee.at
Edel ausgestattet, fantastischer Wellnessbereich, teils auf Pfählen im See. Sehr gute vegetarische Küche.

Neusacherhof
Neusach 1
www.neusacherhof.at
Neues Boutique-Hotel, gemütlich mit viel Holz.

Nagglerhof
Naggl 2
www.nagglerhof.com
Kleines nettes Vier-Sterne-Hotel. Eine der besten Aussichten am See, Slow-Food-Produkte aus eigener Landwirtschaft.

Alte Säge
Neusach 51
www.ferienwohnung-weissensee.at
In einer ehemaligen Säge wurden fesche Wohnungen mit viel Holz und modernem Look eingerichtet.

Hotel Regitnig
Techendorf 33
www.regitnig.com
Architektonisch spannende Chalets.

Ronacherfels
Neusach 40
www.ronacherfels.at
Herrliche Ruhelage am See und Waldrand. 

Weitere Restaurants

Das Loewenzahn
Neusach 46
www.dasloewenzahn.at
Kreative, jugendliche Fine-Dining-Menüs.

Zimmermann’s Gasthaus
Techendorf 6 
www.zimmermann-weissensee.at
Wirtshaus mit hohem Wohlfühlfaktor, gehobene Regionalküche.

In der Umgebung

Lerchenhof
Untermöschach 8
9620 Hermagor
www.lerchenhof.at
Alles, was auf den Teller kommt, ist aus der eigenen Produktion (wie der köstliche Speck) oder von Bauern aus der Region. Nette Atmosphäre im Biedermeierschlösschen.

Bärenwirt
Hauptstraße 17
9620 Hermagor
www.baerenwirt.info
Exzellente Slow-Food-Küche, drei Hauben. Bis zu acht Gänge mit engagierter Weinbegleitung.

Einkaufen

Fischer Martin Müller
Techendorf 78
www.weissenseefisch.at
Wildfang-Reinanke, Karpfen, Hecht, Flussbarsch: frisch, geräuchert, süß-sauer eingelegt (je nach Angebot).

Ein Gedicht: Hannes Müllers fermentiertes Ofenkraut mit Erdapfel, Liebstöckel und Beifuß. © Lukas Kirchgasser
Optisches Highlight in der „Forelle“: Stör, Grammeln, altes, junges und getrocknetes Rotkraut. © Lukas Kirchgasser
Vierhauben- und Fernsehkoch: Hannes Müller, Hotel „Die Forelle“. © Martin Lugger
Ein Klassiker: Zimmermann’s Gasthaus mit gehobener Regionalküche. © Beigestellt
Stilvoll Wellnessen auf Pfählen im Seehotel Enzian. © Joerg Spaniol
Beste grüne Küche im Strandhotel Weißensee. © Paul Spierenburg
Eine Augenweide: der Weißensee mit Winterhaube. © Franz Gerdl
Toller Seeblick und eigene Landwirtschaft im Nagglerhof. © Beigestellt
Gralhof: renovierter Bauernhof, gute regionale Bioküche. © Beigestellt