Es gibt Weinjahrgänge, die aufgrund von Topqualität, großer Konstanz und formidabler Reifeprognose hervor stechen.. Dazu zählen etwa 2021 und 2019. Vinaria verkostete Grüner Veltliner und Riesling aus den beiden als herausragend gefeierten Wunderjahren. Und entdeckte viele tolle Weine.

Gerhard Deim gewann das spannende Duell der gereiften Veltliner & Rieslng aus 2021 und 2019 ex aequo und sicherte sich zudem den Veltliner-Gesamtsieg. © Transgourmet Österreich, Monika Reiter

Als wissensbegieriger Weinfreak tendiert man dazu, Weinjahrgänge (und spezifische Weine daraus) nach Charakter und Qualität einzuteilen. Das ist durchaus sinnvoll, solange man nicht starr an seinen vorgefassten Meinungen hängenbleibt, sondern sich auf die aktuellen Eindrücke konzentriert. Das gelingt bei Blindverkostungen besonders vorurteilsfrei. So erfährt man oft Bestätigung Jahre zuvor gewonnener Eindrücke, manchmal erlebt man aber auch wahre Wunder – in der einen oder anderen Richtung. 

Die komplexe Evolution des Weines

Das liegt an der unglaublichen Wandlungs- und Entwicklungsfähigkeit von Wein, denn kein anderes Genussmittel durchläuft eine derart komplexe und daher nicht immer vorhersagbare Evolution. So haben sich etwa Vertreter aus den aus damaliger Sicht als allzu reif und somit eher breit und mild empfundenen (Hitze-)Jahrgängen 1983, 1992 und 2000 vielfach als viel haltbarer erwiesen als gedacht und bieten teils auch heute noch zeitlos-harmonisches Trinkvergnügen. 

Dagegen sind zum Beispiel nicht wenige Weine aus dem über Jahrzehnte durchaus zu Recht als hervorragend bezeichneten Jahrgang 1990 merklich von Reifenoten geprägt und sollten schon langsam ausgetrunken sein. Ebenso ließen sich Beispiele und Gegenbeispiele aus eher kühlen und/oder feuchten Jahrgängen bringen.

Topjahre wie Tag und Nacht

Für Verkostungen gereifter Weißweine zieht die Vinaria-Redaktion meist Weine mit vier bis sechs Jahren Reife heran, da es sich dabei um Kreszenzen handelt, die einerseits bereits Reifenoten und Sekundäraromen aufweisen, die andererseits aber teils noch in der Gastronomie und in privaten Weinkellern vorrätig sind. 

Für unsere jüngste Verkostung wurden zwei Jahrgänge ausgewählt: Das Pärchen aus 2021 und 2019 bietet höchste Spannung, da beide in ihrer Jugend als Spitzenjahrgänge deklariert wurden, doch hinsichtlich ihres Charakters vollkommen unterschiedlich sind. Das liegt an den jeweils sehr speziellen und komplett unterschiedlichen Wetterverläufen. Dem Sortenschwerpunkt Grüner Veltliner und Riesling entsprechend betreffen die Betrachtungen zum Klima in erster Linie Niederösterreich, insbesondere die Donauregion.

Hitze und Wetterextreme 2019

Als sechstwärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war 2019 von einigen Extremen geprägt, in Teilbereichen ist das Jahr immer noch Rekordhalter. Als österreichischer Traumjahrgang und einer der größten Grüner-Veltliner-Jahrgänge aller Zeiten apostrophiert, war 2021 hinsichtlich Wetterextremen wesentlich unspektakulärer. 

Die Verkostung von Grünen Veltlinern und Rieslingen aus 2021 und 2019 war durch und durch faszinierend – einerseits gekennzeichnet durch grandiose Vertreter, die die großen Erwartungen zur Gänze erfüllten, andererseits aber auch durch nicht wenige Weine, die sich derzeit gerade in einer Umbruchphase befinden oder sich gar verschlossen haben. So zeigten sich bei weitem nicht alle Kreszenzen in Hochform, doch braucht man sich diesbezüglich in den allermeisten Fällen keine Sorgen machen – ganz im Gegenteil, hier ist vielfach noch tolles Potenzial vorhanden.

Die 2019er präsentieren sich im Positiven als voll ausgereifte Vertreter mit reichhaltiger Frucht und Fülle sowie Kraft und Struktur, die bereits zur Sekundäraromatik tendieren. Sie vermitteln einen zeitlosen, von Harmonie und Reife geprägten Charakter. Opulenz und Power treten stärker zutage als das in der Jugend der Fall war. Jene Vertreter, die sich derzeit nicht auf der Höhe befinden, wirken momentan etwas schwermütig und korpulent, doch tut das ihren Zukunftsaussichten in den meisten Fällen keinen Abbruch.

Hohes Niveau an der Spitze und in der Breite

Die 2021er hingegen präsentieren sich hell, klar, transparent und tänzelnd, erfüllt von Jugend und Vitalität, mit knackiger Säure und pikantem Biss. Doch auch darunter gibt es Weine, die sich nicht in Bestform befinden. Diese wirken zurückhaltend bis fast ein wenig verhalten, dabei dennoch unglaublich lebhaft und energetisch. Auch hier darf man einem Wiederaufblühen und der weiteren Entwicklung mit großer Zuversicht entgegenschauen.

Das Niveau bei der Vinaria Verkostung war sehr hoch sowohl im Durchschnitt als auch an der Spitze: Die Anzahl der Weine mit Beurteilung „Sehr gut“ lag weit über dem Durchschnitt, auch Weine mit „Ausgezeichnet“ und darüber gab es jede Menge.

Birgit Eichinger & Gerhard Deim knapp an der Spitze

An der Spitze standen Kopf an Kopf je ein Riesling und ein Grüner Veltliner aus 2021, und auch in weiterer Folge waren die Sorten fast ebenbürtig. Dabei stammten die Grünen Veltliner in der absoluten Spitzengruppe zum krass überwiegenden Teil aus 2021 – ein Beleg dafür, dass dieser Jahrgang für Österreichs Sortenklassiker zu den überragendsten Jahrgängen überhaupt zählt. 

Markant ist die hohe Dichte an Kamptaler Betrieben im Spitzenfeld. Den Sieg holten sich ex aequo Birgit und Gloria Eichinger aus Strass mit ihrem famosen Riesling Heiligenstein sowie der Top-Aufsteiger Gerhard Deim aus Schönberg mit Grüner Veltliner Kalvarienberg. Knapp dahinter folgten Bründlmayer mit Grüner Veltliner Käferberg 2021 und Schloss Gobelsburg mit Riesling 2019 Heiligenstein. 

Großartige Weine in Hülle & Fülle

In der weiteren ganz eng beieinander liegenden Gruppe an Fünf-Sterne-Weinen befinden sich mit Martin Moser und Lukas Hagen zwei Kremstaler Winzer mit Veltliner, mit den Weingütern Hofstätter und Franz-Josef Gritsch zwei Wachauer mit Riesling sowie mit Julius Klein mit Veltliner ein Weinviertler nebst dem zweiten Heiligenstein-Riesling von Birgit Eichinger – letztere zwei Weine stammen aus 2019. Danach geht es Schlag auf Schlag mit vielen renommierten Winzern wie auch einigen Geheimtipps – tolle Weine in Hülle und Fülle.

 

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Birgit & Gloria Eichinger holten mit ihrem Spitzenriesling Heiligenstein aus ihrem absoluten Traumjahrgang 2021 ex aequo den Gesamtsieg im gereiften Duell der Jahrgänge 2021 und 2019. © Julius Hirtzberger
Julius Klein aus Pernersdorf erzeugt Grüne Veltliner mit Fruchttiefe, Würze und Potenzial. © Angi Huber
Eva und Michael Moosbrugger von Weingut Schloss Gobelsburg beeindruckten gleichermaßen mit Riesling wie Grüner Veltliner. © Weingut Schloss Gobelsburg
Das Powerteam vom Langenloiser Weingut Bründlmayer: Andreas Wickhoff, Thomas Klinger, Edwige und Willi Bründlmayer © Weingut Bruendlmayer, Anna Stöcher
Wolfgang und Petra Hofstätter vom Spitzer Weingut überzeugten mit Riesling Ried Singerriedel 2021. © Martina Siebenhandl_24
Franz-Josef Gritsch Riesling aus der Ried Kalkofen brillierte wie so oft, und zwar mit Jahrgang 2021 wie 2019. © Ian Ehm
Aufsteigerin Julia Kroiss aus Wien begeistert seit einiger Zeit mit ihren Rieslingen. © Steve Haider
Bei den reifen Rieslingen waren Karl und Nicole Lagler mit Riesling 1000-Eimerberg 2021 erfolgreich. © Weingut Lagler
Hundefreund und Klassewinzer: Martin Moser aus Rohrendorf © Weingut Hermann Moser
Silke Mayr und Kellermeister Michael Nastl haben bei Veltliner und Riesling zahlreiche Trümpfe im Talon. © Weingut Buchegger
Geheimtipp aus Krems-Rehberg: Lukas Hagen, der mit Veltliner und Riesling glänzte. © Weingut Lukas Hagen
Edith und Markus Huber sind mit ihren Einzelriedenweinen aus der Ried Berg regelmäßig im Spitzenfeld. © Weingut Huber
Immer für Überraschungen gut: Adrienne und Heinz Sigl aus Rossatz © Monika Loeff
Der Proidl-Clan aus Senftenberg: Philipp, Andrea, Franz, Raphaela, Isabella und Patrick © Weingut Proidl