Nach vierzehn Jahren aufwendiger Revitalisierung eines der steilsten Weinberge an der Mittleren Nahe (Deutschland), hat ein ganz besonderer Wein seinen großen Auftritt: Mit 2023 Klamm „In der Rossel“ Riesling VDP GG bringt Gut Hermannsberg das siebente VDP Große Gewächs auf den Markt.

Damit sind nun alle sieben Großen Lagen des Weingutes von einem VDP.GROSSES GEWÄCHS® gekrönt. Vorgestellt wird der Wein zusammen mit den anderen 6 GG von Gut Hermannsberg Ende August bei der Vorpremiere für Weinexperten der VDP GG in Wiesbaden. Der reguläre Verkauf startet am 1. September 2024.

2009 hat die Familie Reidel die ehemalige „Königlich-Preußische Weinbaudomäne“ erworben, in „Gut Hermannsberg“ umbenannt und einen Neustart gewagt, mit dem Ziel, den einstigen Prestige-Betrieb wieder an die Spitze der deutschen Riesling-Weingüter zu führen. Die Voraussetzungen konnten nicht besser sein, da jede einzelne Parzelle, die zum Weingut gehört, vom VDP als Große Lage klassifiziert war. Gemeinsam mit Produktionsleiter Karsten Peter startete die Familie Reidel eine aufwändige Renovierungsarbeit in allen Weinbergen.

Nach 14 Jahren sind nun alle 7 GG komplett

Die Grundsatzentscheidung lautete: egal wie lange es dauert, ein Wein kommt erst dann als VDP.GROSSES GEWÄCHS® auf den Markt, wenn er die strengen internen Qualitäts- und Reife-Messlatten passiert. Es dauerte 14 Jahre, bis nun auch die letzte der sieben Lagen diesen hohen Anforderungen entspricht. „Wir haben lange getüftelt, um den Weinberg in Balance zu bekommen“, sagt Karsten Peter, der Winzer auf Gut Hermannsberg.

„In der Rossel“ fasziniert als eine der steilsten Lagen im Tal der Mittleren Nahe, mit Neigungen von bis zu 80 Prozent. Teilweise sind die Hänge querterrassiert, mit Mauern und sehr steinigen, porösen Böden. Die nach Süden und Südosten ausgerichtete Lage wärmt sich tagsüber schnell auf und kühlt nachts deutlich ab. Der Riesling liebt diesen Gegensatz. Der Boden zeichnet sich durch eine besondere Komplexität aus und besitzt Elemente, die normalerweise nicht zusammen auftreten. Diese sind auf sehr aktive vulkanische Erdbewegungen zurückzuführen – Carbonschiefer und zugleich vulkanischer Porphyr.

Balance bedeutet für Karsten Peter, dass sich der Weinberg am Ende weitgehend selbst reguliert und der Winzer möglichst wenig eingreifen muss. Vegetatives Wachstum und Ertrag stehen dann im guten Verhältnis zueinander – was bei unterschiedlichem Rebalter und inhomogener Bodenstruktur (vulkanischer Porphyr durchzogen von einer Schiefergesteins-Ader) eine knifflige Angelegenheit ist. Um die gewünschte Balance zu erreichen, wurde intensiv mit Kompost und Strohabdeckungen gearbeitet sowie unterschiedliche Begrünungssaaten ausprobiert. 2023 war es endlich soweit: der Riesling Klamm „In der Rossel“ hatte die gewünschte Tiefe und Vielschichtigkeit erreicht.

Handlese, kurz auf der Maische, spontan vergoren

Der Vinifikation liegt dieselbe Philosophie zugrunde wie auch den anderen GGs von Gut Hermannsberg: maximalen Weinberg-Charakter in die Flasche zu bringen. Die Trauben, von Hand gelesen, wurden zweimal selektioniert und gequetscht. Nach kurzer Maischestandzeit von sechs Stunden folgte eine sanfte Pressung mit kurzer Absitzzeit über Nacht. Der Wein wurde – wie all GGs – spontan vergoren, und mit langem Hefelager teilweise im Edelstahl und teilweise im großen Holzfass gereift. Ohne Schönung wurde der Wein am 30. Juli 2024 gefüllt und kommt nun auf den Markt, Preis pro Flasche 0,75 Liter: 65 Euro.

Die sechs GG-Brüder des Rieslings Klamm „In der Rossel“ sind die GG Felsenberg, Steinberg und Rotenberg, die ebenfalls nach einem Jahr auf den Markt kommen, sowie die Rieslinge Bastei (2 Jahre), Kupfergrube und Hermannsberg (jeweils 5 Jahre).

Klamm „In der Rossel“ ist nichts für schwache Nerven: 80 Prozent Neigung, steinige, poröse Böden. Nach 14 Jahren geduldiger Pflege ist der Weinberg wieder in Topform. © Peter Bender
Karsten Peter, der Winzer auf Gut Hermannsberg © Peter Bender
2023 Klamm „In der Rossel“ Riesling VDP GG feiert Premiere © Gut Hermannsberg