Die Winzer in Österreichs Weinbaugebieten hoffen auf einen schönen und vor allem trockenen Altweibersommer. Zum Herbstbeginn am 22. September 2021 präsentiert sich die Lage in den Weinbergen und -gärten durchwachsen. Noch ist alles drin.

Nach dem kalten Frühjahr und der dadurch um bis zu drei Wochen verspäteten Weinblüte im Juni hat sich die Vegetation im kühlen August weiter verzögert. Bis zu vier Wochen ist die Reife der Reben in machen Regionen im Rückstand gegenüber einem Normaljahr. Die Hauprlese steht überall noch bevor. Lediglich die frühreifenden Sorten und leichten Qualitäten werden oder wurden bereits gelesen.

Für die gehaltvolleren und Reserve-Weine heißt es noch warten auf die physiologische Reife und die nötigen Zuckergrade (KMW). Noch ist alles drin bei der Qualiät der Weine. Dies setzt aber halbwegs optimales Wetter in den kommenden Wochen voraus. Von sehr guter Qualität bis zu einem schwachen Weinjahrgang nach Muster 2010 oder 2014 spannt sich der Bogen der Winzer zwischen Hoffnung und Erwartung. Die Weinmenge dürfte eine durchschnittliche werden mit rund 2,4 Millionen Hektoliter.

Fast täglich messen die Winzer die Grade der Trauben mit dem Refraktometer und/oder sind in den Weinrieden unterwegs. So auch Heinz Frischengruber (Foto), Kellermeister und Chefönologe der Domäne Wachau.

Niederösterreich: Frische, Frucht, Knackigkeit

„In Niederösterreich beginnt die Weinlese langsam. Die Hauptlese wird ab Anfang Oktober über die Bühne gehen. Wieder zum regulären Zeitpunkt, also später als in den heißen Jahren 2018 und 2019. Die Trauben sind gesund und sind gut ausgereift. Aufgrund der nun herrschenden Temperatur-Schwankungen zwischenTag und Nacht erwarten wir einen sehr klassischen Jahrgang mit Frische, Frucht und Knackigkeit. Bei der Menge erwarten wir uns etwas geringere bis normale Erträge gegenüber dem 5-Jahres-Durchschnitt.“
Mag. Ulrike Hager, Geschäftsführerin Wein Niederösterreich

Steiermark: Super-Aromatik durch kalte Nächte

„Die steirische Weinlese begann in der Vorwoche mit Müller-Thurgau, die Haupternte wird Ende der Woche starten, zuerst die Burgundersorten, dann Sauvignon Blanc. In den vergangenen Wochen gingen die Zuckergrade stark nach oben, Sauvignon zum Beispiel bringt schon bis zu 18 KMW. Die Säure ist derzeit noch etwas hoch, das wird sich aber einpendeln. Die Trauben sind sehr gesund, die Aromatik durch die kalten Nächte super. Ich schätze die Erntemenge auf 230.000 Hektoliter.“
Ing. Werner Luttenberger, Weinbaudirektor Steiermark

Burgenland: Geschenk der Natur zum „Hunderter“

„Zu 100 Jahre Burgenland wird sich die Natur wohl mit einem tollen Weingeschenk einstellen! Die Ernte ist voll im Gang, wir haben durch die Bank super gesunde Trauben und zuletzt einen extremen Zuwachs an Zuckergraden. Daher wird für Classic-Weine rasch geerntet, da liegen wir mit dem Vorjahr gleichauf. Von der Menge her wird das Burgenland im Durchschnittsbereich zu liegen kommen.“ 
Andreas Liegenfeld, Weinbaupräsident Burgenland

Wien: Hauptlese hat bereits begonnen

„Die Hauptlese hat in Wien am 20. September 2021 richtig gestartet. Nach einem deutlich zu kühlen Finale im August haben die Reben mit spätsommerlichen Temperaturen im September ordentlich Fahrt aufgenommen. Bei guten Reifewerten liegt vor allem die Säure auf einem stabilen, durchschnittlich höheren Niveau im Vergleich zu den Vorjahren. Der Gesundheitszustand der Trauben ist beinahe makellos.Sollten die nächsten Wochen stabil bleiben, könnten Parallelen zu 2013 oder 2006 eintreten: wechselhafte Jahre, in denen der bilderbuchartige Herbst jeweils für einen fulminanten Jahrgang gesorgt hat.“
Rainer Christ, Obmann WienWein

WIKIPEDIA: Altweibersommer ist die Bezeichnung für eine meteorologische Singularität. Es handelt sich um eine Phase gleichmäßiger Witterung im Herbst, oft Ende September und Oktober, die durch ein stabiles Hochdruckgebiet und ein warmes Ausklingen des Sommers gekennzeichnet ist.

 

Mag. Ulrike Hager, Geschäftsführerin Wein Niederösterreich © Leonardo Ramirez
Werner Luttenberger, Weinbaudirektor Steiermark © Anna Stöcher
Andreas Liegenfeld, Weinbaupräsident Burgenland © Werner Luttenberger, Weiinbaudirektor Steiermark
Rainer Christ © Raimo Rumpler
Die Traubenkerne verfärben sich bereits braun. © Heinz Frischengruber
© Heinz Frischengruber