Christian Zechmeister ist, wie mehrfach berichtet, der neue Herr des Weins im Burgenland. Triple Chef, wie ihn Vinaria genannt hat. Mit der Aufsehen erregenden Rochade wird aber viel mehr als ein Topjob neu besetzt.

Christian Zechmeister © Weintourismus Burgenland

Als amtierender Geschäftsführer von Weintourismus Burgenland kehrt Zechmeister als Nachfolger seines Nachfolgers Georg Schweitzer in die Marketingfirma Wein Burgenland zurück. Deren erfolgreicher Chef war er schon von 2007 bis 2016, ehe ihn der Ruf zur ÖWM ereilte. Den Geschäftsführer des Regionalen Weinkomitees Burgenland macht der Triple Chef da fast schon nebenbei.

Alle Fäden des Weins im Burgenland laufen nun beim sympathischen Vater zweier Kinder zusammen. Ohne ihn wird nichts mehr gehen, zumindest nicht operativ. Seine Expertise, sein Netzwerk, seine fachliche Detailkenntnis sind über jeden Zweifel erhaben. Das ungemeine politische G'spür und Verhandlungsgeschick sowieso.

Dass Christian Zechmeister in seine neuen Jobs kommen wird, war klar. Sonst hätte er sein Ticket als Nummer 2 der Österreich Wein Marketing (ÖWM) nicht aufgegeben; mit besten Chancen, dort später mal auch den Einser zu geben. Diese Toppersonalie ist gleichzeitig sichtbares Zeichen einer ordentlichen Machtverschiebung in der Weinbaupolitik des Bundeslandes.

Das Burgenland hat seit einigen Jahren einen - neben anderen Ambitionen - sehr genuss- und weinaffinen Landeshauptmann, Hans-Peter Doskozil (SPÖ). Er hat nicht nur den Tourismus im Lande nach einigen Abweichungen wieder zur Chefsache gemacht, sondern auch den Wein ins Visier genommen. Besser gesagt: nehmen lassen. Durch seinen Kabinettchef Herbert Oschep, den Obmann von Weintourismus Burgenland.

An Oschep müssen sich die burgenländischen Weingranden - in der Regel im schwarzen Lager (ÖVP) sozialisiert - nicht mehr gewöhnen; sie kennen ihn bereits. Der Rotweinfreak ist in vinophilen Belangen total sattelfest, sitzt im Nationalen Weinkomitee ebenso wie im Aufsichtsrat der Österreichischen Weinmarketing (ÖWM).

Regionales Weinkomitee und Wein Burgenland werden wohl ein bisschen an die Kandare genommen. Der boomende Weintourismus wird das Dach dafür bilden. Klare politische Verhältnisse - eine selten gewordene absolute Mehrheit in Landtag und Regierung - machen vieles leichter.

Die ausgefuchsten Weinbaucapos Matthias Siess (Wein Burgenland) und Andreas Liegenfeld (Weinkomitee) haben die Zeichen der Zeit längst erkannt. Konsensfähigkeit und Handschlagqualität zeichnen sie aus. Einen schwereren Stand hat da schon die Landwirtschaftskammer.

Wer muss sich also im burgenländischen Wein-Monopoly fürchten vor Christian Zechmeister und Mastermind Herbert Oschep? Niemand. Solange den beiden Weinstürmern die Pässe ordentlich zugespielt werden. Und niemand dazwischengrätscht.

 

Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil wird sich ab sofort wieder ausschliesslich auf sein Burgenland konzentrieren. Nach der am 5. Juni 2023 bekannt gewordenen Auszählungsposse am SPÖ Sonderparteitag ist nicht Doskizil, wie am Wahltag verkündet, neuer Bundesparteivorsitzender und Kanzlerkandidat seiner Partei, sondern sein Kontrahent, der Bürgermeister von Traiskirchen, Andreas Babler. In einer nie dagewesenen Auszählungspanne – die Stimmen wurden den jeweils falschen Kandidaten zugeordnet und verdreht in eine Excel-Tabelle eingegeben – musste zwei Tage nach der Ausrufung von Doskozil zum neuen Bundesparteiobmann der SPÖ genau das Gegenteil verkündet werden: dass nämlich Babler die Abstimmung mit knapp 53 Prozent gewann, nicht Doskozil. Für ihn ist, nach eigener Aussage, das Kapital Bundespolitik damit erledigt.
Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, müssen jene, die nur im Entferntesten mit diesem Skandal zu tun haben, reihenweise zurücktreten. Die SPÖ wird über lange Zeit Thema aller politischen Kabaretts sein; ist auch international Häme und Spott im freien Fall preisgegeben.