Wenn die Natur fordert, antwortet der Schilcher. Das Jahr 2024 brachte Winzer wie Reben an Grenzen. Für das Weingut Langmann, das seit über 270 Jahren in der Weststeiermark Schilcher vinifiziert, bedeutete dieser Jahrgang, auf die Kraft der Lagen, das Wissen vieler Generationen und auf Fingerspitzengefühl zu vertrauen.

Mit den Lagen Hochgrail und Langegg präsentieren Verena und Stefan Langmann zwei Schilcher, die den Charakter eines herausfordernden Weinjahres auf eindrucksvolle Weise widerspiegeln: präzise und mit einer strahlenden Frische, die das Potenzial des Blauen Wildbachers unter veränderten klimatischen Bedingungen neu definiert.

Ein Pokerspiel mit dem Wetter

Ungewöhnlich warme Phasen bereits im Februar und März, gefolgt von kurzen Regenmassen, Spätfrost im April sowie ein Sommer, der von Trockenheit und Hitze geprägt war. Gerade angesichts klimatischer Veränderungen zeigt sich, wie wertvoll die kühlen Hochlagen des Weinguts Langmann sind. Die Lese zog sich bis Mitte Oktober, dadurch konnten die Trauben eine perfekte 100-prozentige physiologische Reife entwickeln – bei moderatem Zuckergehalt, ideal für präzise und ausgewogene Weine. Die Trauben wurden spontan vergoren, der lange Gärverlauf unterstreicht die Natürlichkeit und Komplexität des Jahrgangs. Ein Volltreffer im Pokerspiel mit dem Terroir. 

Während die wärmeren Temperaturen Reifeprozesse beschleunigen, bleiben Frische und Finesse durch die Höhenlage und die steinige Bodenstruktur erhalten – eine Balance, die gerade in Zukunft entscheidend sein wird. Der Schilcher präsentiert sich milder, mit weniger Säure und mehr Harmonie. Das Klima trägt maßgeblich dazu bei, dass der Wein zunehmend mit dem alten Klischee vom überwiegend „sauren Schilcher“ bricht und neue Facetten eröffnet. „2024 hat uns gezeigt, dass große Weine dort entstehen, wo uns die Natur herausfordert. Geduld, Risikobereitschaft und präzise Arbeit im Weingarten waren entscheidend“, freut sich Verena Langmann (24).

Die Ried Hochgrail zählt zu den spektakulärsten Weinbergen Österreichs: Auf 500 bis 550 Metern Seehöhe, bei Hangneigungen bis zu 50 Prozent, wachsen hier auf Schiefer, Stainzer Gneis und neogenem Sedimentgestein etwa 60 Jahre 

Elisabeta Aftin, wine+partners

Die Ried Hochgrail zählt zu den spektakulärsten Weinbergen Österreichs: Auf 500 bis 550 Metern Seehöhe, bei Hangneigungen bis zu 50 Prozent, wachsen hier etwa 60 Jahre alte Reben. © Anna Stöcher
Verena Langmann © Anna Stöcher