Wieder muss (auch) der Weinhandel herhalten für politische Zwistigkeiten. Derzeit zwischen China und Australien. Überfallsartig haben die Chinesen Rekordzölle von bis zu mehr als 200 Prozent auf Weinimporte aus Australien verhängt. Für die Aussies ist China der wichtigste Exportmarkt.

China erhebt ab sofort massive Zölle von 116 bis 218 Prozent auf australische Weine. Damit eskaliert der schwelende Handelsstreit. Für Australien steht viel am Spiel, der wichtigste Exportmarkt droht wegzufallen. Der Hintergrund sind politische Streitereien: Australien steht Schulter an Schulter mit den USA in der Hong Kong-Frage, bremst die Flut chinesischer Investionen in den australischen Rohstoffmarkt, blockiert teilweise den umstrittenen Technokonzern Huawei und geißelt die Unterdrückung der Uiguren.

 

Gewaltige Export- und Gewinneinbrüche

Schon die – geringeren – Zölle seit Mitte 2020 haben die Weinexporte Australiens nach China in Teilbereichen fast gänzlich zum Erliegen gebracht. Große australische Weinkonzerne, etwa Treasury Wine Estates, haben zuletzt fast die Hälfte ihrer Quartalsgewinne eingebüßt wegen des Debakels in China.

Da sind dann Handelsargumente und angebliche Wettbewerbsverstöße schnell zur Hand. Nachdem eine Untersuchung der chinesischen Behörden Fälle von „Dumping und Schäden im Markt“ festgestellt hatte, wurden die neuen Zölle verhängt. Gelten sollen sie schon zwei Tage später, also am Ostersonntag. Betroffen sind davon auch Waren, die gerade am Weg von Australien nach China sind. Demnach würden sich Weinlieferungen im Preis verdreifachen, während sich die Ladung auf den Schiffen befindet.

Eine Beschwere der Australier bei der Welthandelsorganisation (WTC) wäre wohl sinnvoll, hätte aber keine aufschiebende Wirkung. Mit einem Urteil wäre erst in ein bis zwei Jahren zu rechnen.

Die Beziehung zwischen China und Australien kriselt seit fast einem Jahr. Damals forderte Premierminister Scott Morrison eine internationale Untersuchung über die Herkunft des Coronavirus. Daraufhin bekam eine Reihe australischer Exportgüter, etwa Holz, Rindfleisch, Wein und Kohle, Probleme am chinesischen Markt.