Still ist es geworden um den Groszen Wein vom Eisenberg, als das ambitionierte und selbstbewusste Weingut vor wenigen Jahren in Schieflage geriet und verkauft wurde. Eingestiegen ist die deutsche Unternehmerfamilie Lindner, multimillionenschwere Baulöwen aus Bayern mit handfesten Interessen in der biologischen Landwirtschaft.

Mittlerweile wurde die Umstellung auf bio abgeschlossen, der Betrieb neu aufgestellt, auch personell: Eigentümerseits kümmert sich Veronika Lindner um das Weingut, oberste Eigentümervertreterin der Lindner Group, einem aus 80 Firmen bestehenden Konzern mit 7.500 Mitarbeitern und über einer Milliarde Euro Umsatz. Als Geschäftsführer und Weingutsleiter fungiert Markus Bach, ein gebürtiger Würzburger, den schon vor Jahren die Faszination Eisenberg packte (und dessen Bruder Manager bei Lindner ist). Bach ist in der Region tief verwurzelt und Absolvent der Wein-Fachhochschule in Eisenstadt.

Umstellung auf bio, Fokus auf Terroir

Den Eigentümern auch kein Unbekannter ist der neue Kellermeister Edgar Brutler, ein Donauschwabe aus dem rumänischen Transsilvanien, wo die Familie Lindner eine große Landwirtschaft besitzt. Brutler ist Absolvent der Hochschule für Önologie in Geisenheim (Deutschland). Gemeinsam ist allen Akteuren die Leidenschaft für das einzigartige Terroir des Eisenbergs im Südburgenland. Auf diesem eigenwilligen Berg mit seinen alten Reben in steilen Lagen wachsen Trauben, die einen speziellen Charakter in sich tragen. Wild und urwüchsig und manchmal erschreckend sturköpfig, wie Bach und Brutler meinen.

Grundlage bei Groszer Wein ist die biologische Landwirtschaft. Neben den klassischen Rebsorten Blaufränkisch und Zweigelt finden sich Gemischte Sätze in Weiß und Rosé, und ein PetNat-Rösler im Sortiment. Den Naturweinen gilt die große Liebe der beiden Önologen, bereits neun Weine finden sich im Angebot, darunter Blaufränkisch, Pinot Noir, Syrah, Müller-Thurgau, Welschriesling und Gemischter Satz. Bei der Weinbereitung herrscht das Credo: So wenig wie möglich, so viel wie nötig und jedenfalls mit viel Bauchgefühl.

„Liebe auf den ersten Schluck“

Für Veronika Lindner, die die Begeisterung für Bio-Landwirtschaft und Weinbau mit ihrem Vater Hans teilt, dem Gründer des Konzerns, war es Liebe auf den ersten Schluck: „Wir möchten im Wein den urtümlichen Charakter der Gegend ausdrücken, nichts abschleifen und das Wilde nicht verstecken Vielleicht sehen wir es ja verklärt.“ Nachsatz: „Aber ist das nicht das Recht der Verliebten?

Bautycoon Hans Linder hat schon lange nach einem eigenen Weingut gesucht und wurde vor zwei Jahren bei Groszer Wein fündig. Seither wurde am Comeback gefeilt. Die Lindners betreiben auch in Deutschland eine große Bio-Landwirtschaft („Land.Luft“), gesunde, nachhaltige Ernährung ist ihnen ein Herzensanliegen.

Die Lindner Group, ein Weltmarktführer
Hans Lindner gründete in den 1960er-Jahren sein erstes Unternehmen, eine Schreinerei. Über das Baugeschäft kam Lindner zu seinen Kompetenzzentren für Boden-, Wand-, Akustik- und Fassadenbauten, wo man heute in vielen Segmenten Weltmarktführer ist und zahlreiche Patente hält. Lindners aufsehenerregendste Bauwerke sind das komplette 160.000 Quadratmeter große avandgardistische Dach des Flughafens von Hong Kong und die gesamten Innendecken der Hauptmoschee von Mekka. Zigtausende Großbauten wurden über die Jahrzehnte fertiggestellt. Die Österreich-Tochter des Konzerns sitzt in Baden bei Wien und ist auch formelle Eigentümerin des Weinguts Groszer Wein. Hans Lindner (80) hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, den Verwaltungsrat leitet Tochter Veronika Lindner. Die wichtigste Firma im Lindner-Reich wurde vor zwei Jahren in die Lindner SE umgewandelt, eine AG nach europäischem Recht. Die Gruppe setzt mit 7.500 Mitarbeitern über eine Milliarde Euro pro Jahr um. Täglich wird an bis zu 1.500 Baustellen weitweit gerabeitet.