Es gibt zuviel Wein und die Nachfrage sinkt, auf der ganzen Welt, besonders in Europa. Am härtesten trifft das Delta zwischen Angebot und Nachfrage den Rotwein. Noch nichts ist fix, aber hinter den Kulissen wird in Österreich eine Hilfsmaßnahme in Form der Verspritung (Destillation) von Rotweinen vorbereitet.

Die Rotweinlager sind voll, von kleinen Fässern bis zu großen Tanks. Eine Krisendestillation soll den Winzern und Genossenschaften kurzfristig eine Atempause verschaffen. © LK NÖ

Die Lager sind voll, die kommende Lese der Rotweine steht bevor, wieder ein recht guter Jahrgang, wie zuletzt schon neunmal davor. Export ist keine Lösung, die heimischen Roten sind im Ausland nicht absetzbar, weil in jeder Preis- oder Qualitätsklasse zu teuer; aufgrund der weitaus höheren Produktionskosten und der kleinstrukturierten Betriebe im Vergleich zu den großen Weinbauländern. Zudem sind Überschuss und sinkende Nachfrage ein globales Problem.

Franzosen, Spanier, Italiener, Deutsche: die einen haben schon nationale Maßnahmen ergriffen, etwa Rodungen in Frankreich und Spanien. Die anderen setzen auf eine gemeinsame Lösung auf Ebene der EU, die auch kommen muß. „In Österreich gab es bereits Krisensitzungen mit Vertretern des Ministeriums, der Landwirtschaftskammern, des Weinbauverbandes und der Österreich Weinmarketing“, berichtet Josef Glatt, Direktor des Weinbauverbandes, in der Verbandszeitung Der Winzer.

Große Hoffnungen werden dabei auf rasche Maßnahmen durch die High-Level-Gruppe der EU (= Spitzenbeamte, direkt unter der Ministerebene) gesetzt. Diese tagt bereits am 11. September 2024. Theoretisch wären auch Stützungen aus nationalen Budgetmitteln denkbar, doch diese sind ebenfalls an einen EU-Mechanismus geknüpft und müßten in Brüssel genehmigt werden. Ein Procedere, so Josef Glatt, das mindestens ebenso lange dauern würde wie eine gemeinsame EU-Maßnahme. Zudem wären die nationalen Mittel auf maximal 2 Millionen Euro beschränkt.

Es ist also praktisch ausgemacht, dass eine Destillationsprogramm für ältere (reifere) heimische Rotweine kommen wird. Der Wein wird dabei zu Biosprit verarbeitet und Treibstoffen beigemengt. Vor allem seitens der Genossenschaften, die auf -zig Millionen Liter roten Billigweines sitzen und Platz für die neue Ernte brauchen, ist der Druck auf die Politik hoch. Die Weichen sollten in Brüssel und in den Nationalstaaten noch im Herbst gestellt sein.

Zuletzt gab es in Österreich im Jahr 2020, während der ersten Pandemiephase, ein Krisendestillationsprogramm. Damals durften auf diese Weise Weine, die mindestens zwei Jahre alt waren und mindestens 12 Volumenprozent Alkohol aufwiesen, entsorgt werden. Die gesamte Abwicklung würde aus logistischen Gründen wohl wieder über eine große Genossenschaft erfolgen (2020: Wolkersdorf) und unter strikter Aufsicht der Bundeskellerei-Inspektion.

Was immer kommen wird: die Destillation kann nur eine kurzfristige Hilfe und Notmaßnahme sein. Langfristig wird es um Rodungen gehen, in der gesamten EU. Wobei Österreich hier versuchen wird, notwendige Rodungen als Stilllegungen zu deklarieren und so den Winzern die Wieder-Auspflanzrechte zumindest für einige Jahre zu sichern.