Dass Österreichs Weißweine Weltklasse sind, ist keine Neuigkeit. Doch in den vergangenen Jahren sind ihnen Österreichs Rote dicht auf den Fersen und haben mit Top-Bewertungen Schlagzeilen gemacht. Jetzt ist die beste Zeit, um die faszinierende Welt der österreichischen Rotweine zu entdecken.

Seit 2015 reiht sich ein Spitzenjahrgang fast nahtlos an den nächsten. Perfekt gereifte Rote aus den historischen Jahrgängen 2017, 2019 und 2021 beispielsweise, aber auch feinfruchtige und präzise 2020er und 2016er. Wer gerne mehr Muskeln im Glas hat, greift zum mächtigen und dichten 2018er.

Aus Zweigelt, Blaufränkisch, St. Laurent & Co. sind saftige und reife Rotweine voll Frucht und typisch österreichischer Frische entstanden. Durch die warmen Sommer- und goldenen Herbstmonate konnten die Trauben in den klassischen Rotweingebieten – Burgenland, aber auch Carnuntum und Thermenregion – optimal reifen. Das ermöglichte es den Winzer, das volle Potenzial ihrer Rebsorten und Terroirs auszuschöpfen und Rotweine von außergewöhnlicher Kraft, Struktur und Geschmackstiefe zu produzieren. Gleichzeitig sorgten ausreichende Niederschläge und kühle Nächte in der Reifephase für die typische Frische, die Österreichs Weine einzigartig macht. So entstanden Rotweine, die nicht nur kraftvoll und körperreich sind, sondern auch elegant und voller Finesse. Das gilt für reinsortige Rotweine gleichermaßen wie für Cuvées.

Samtiger Roter mit feiner Würze

Spricht man über österreichischen Rotwein, muss man beim Zweigelt (Rotburger) beginnen. Auf knapp 6.000 Hektar, also fast der Hälfte der österreichischen Rotweinfläche, wächst heute die Kreuzung aus Blaufränkisch und St. Laurent. Und das aus gutem Grund: Zweigelt ist ein Schmeichler mit samtigen Tanninen und tiefen Fruchtaromen von Weichseln, dunklen Kirschen und Waldbeerkonfit. Fast schon kitschig? Nein, denn eine feine Würze verleiht ihm den entscheidenden Pfiff. Etwas gekühlt sind leichte Zweigelt-Weine auch tolle Sommerbegleiter auf der Terrasse. Bekannt für seine Attraktivität in jungen Jahren, entdecken immer mehr Genießer Zweigelt auch gereift. Die Tannine werden dann noch feiner, und als geschmackliches Plus kommen Noten von Mokka und Leder dazu.

Charakter, Charakter, Charakter

Besonders profitiert hat von den großen Weinjahren auch der Blaufränkisch – ein Charakterkopf, der Österreich speziell international in der Liga der Spitzenrotweinländer etabliert. Als spätreifende Rebsorte kommen dem Blaufränkisch warme Sommer und milde Herbste sehr entgegen. So nämlich reift sein unverkennbares Fundament aus Tanningrip und vibrierender Frische zur Perfektion, und er entwickelt tiefgründige Aromen von dunklen Beeren, würzig-rauchiger Mineralik und leuchtenden floralen Einsprengseln. Wie kaum eine andere Sorte versteht es Blaufränkisch außerdem, seine Herkunft im Glas zu zeigen.

Der Raffinierte mit der Zuckerbremse

Der Dritte, der das Bild des österreichischen Rotweins prägt, ist der St. Laurent. Eine Diva im Weingarten, keine Frage. Aber zugleich eine Rebsorte, die für den Klimawandel wie gemacht scheint, verfügt sie doch über eine Art „Zuckerbremse“. Diese sorgt dafür, dass die Trauben auch in warmen Jahrgängen nicht zu viel Zucker einlagern. So werden die Weine nie zu schwer, sondern entfalten eine Eleganz und Raffinesse, die ihresgleichen sucht. Sie sind zart und fruchtig, fast seidig am Gaumen, und entwickeln Aromen von dunklen Waldbeeren, Kirschen und etwas Unterholz, das an famose Pinot Noirs denken lässt.

Genusstipp: Besonders charmant präsentieren sich fruchtig-frische Rotweine bei 14-16°C. Reife und kräftige Rote oder Cuvées entfalten ihre vielschichtigen Aromen am besten bei 16-18°C. Ob Zweigelt, Blaufränkisch oder St. Laurent – jetzt ist die beste Zeit, um die faszinierende Welt der österreichischen Rotweine zu entdecken.

Quelle: ÖWM