Richtiger Trinkspaß: Die große Vinaria Verkostung der jugendlich-leichten Sommerweine aus dem Jahrgang 2023 war echt vergnüglich. Der Top-Wein kam diesmal aus dem Riesling-Lager. Die Gesamtsieger dürften ein Begriff sein, es konnten sich aber auch viele Neuzugänge sehr gut positionieren.

Zur Sommerweinverkostung waren bereits auf Flasche gefüllte trockene Weißweine des Jahrgangs 2023, hergestellt aus weißen Qualitätsrebsorten mit maximal zwölf Prozent Alkohol auf dem Etikett zugelassen - eine Ausnahme stellen die in einer eigenen Verkostung degustierten Muskatsorten. Von über 250 eingereichten Weinen schafften 236 korrekt ausgewählte Proben die Vorrunde. Alle Weine waren mit Schraubverschluss versehen.

Alles Riesling, oder was?

Start mit der kleinen Gruppe der aromatischen Sorten, die diesmal auch den Siegerwein stellte, der der Handvoll Rieslinge entsprang. Der in bester deutscher Riesling-Manier mit deutlichem Restzucker und balancierender Säure ausgestattete Venesse vom Kamptaler Weingut Waldschütz überzeugte vom Start weg. Der ruhiger wirkende und ebenfalls ein wenig restsüße Wein von der Schlosskellerei Gobelsburg musste sich diesem jugendlichen Überschwang glatt geschlagen geben.

Die Spitze bei der Sorte Rivaner haben die Weinviertler besetzt. Wie bald jedes Jahr überzeugt das Weingut Pröll mit seinem Ried Fellingen als vorbildlichem Sortenvertreter, gleichauf mit dem FUNdament vom Weinwurm. Ebenfalls in Dobermannsdorf ansässig gefiel das Weingut Schulz mit seinem kühl ausgerichteten und mit hübscher Säure versehenen Wein.

Bei der Scheurebe, alternativ als Sämling bezeichnet, ist ebenfalls Riesling die Mutterrebe, bei der Vaterrebe hat sich bei beiden witzigerweise ein Trollinger, auch bekannt als Großvernatsch, dazugesellt. Beim Sämling allerdings taucht in der Großelterngeneration ein Silvaner als Großmutter auf.

Der Sämling Styria vom Weingut Muster.Gamlitz und die Scheurebe Klassik von Josef Scharl waren in dieser Gruppe an der Spitze, knapp gefolgt vom Sämling Klassik vom Peiserhof in der Weststeiermark. Der Vierte an der steirischen Spitze ist der Weinhof Rossmann aus St. Peter am Ottersbach. Auffallend war, dass die steirischen Betriebe mit deutlich mehr, aber sehr gut verpacktem Restzucker auftraten.

Keine Verwandtschaft mit dem Riesling verbindet den Sauvignon Blanc. Diese Sorte entstammt einer natürlichen Kreuzung zwischen Traminer und Chenin Blanc. Das Weingut Primus vom Graßnitzberg konnte mit einem durch und durch stimmigen und sehr eleganten Wein das Rennen für sich entscheiden. Ebenfalls ganz klassisch, wenn auch ein bisschen ruhiger beanspruchte der Ortswein Rechnitz vom Arkadenhof Mandl-Brunner den zweiten Platz.

Weiße Cuvées und Gemischte Sätze

Der Weinhof Platzer ist ein alter Bekannter in der Weinwelt und bei unseren Verkostungen, wenn auch mit Robert schon die nächste Generation die erfolgreiche Linie weiterführt. Auf die Weine aus Tieschen ist immer Verlass: Diesmal konnte Taste of Styria, eine Cuvée aus 70 Prozent Welschriesling und 30 Prozent Sauvignon Blanc den Siegerwein in der zweitgrößten Kategorie stellen und den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegen – zugleich handelte es sich auch um den höchstplatzierten Sommerwein aus der Steiermark.

Thomas Ott aus Reichersdorf konnte mit dem 2021 Veltliner Flins schon einmal den Gesamtsieg verbuchen, diesmal führt er auf dem zweiten Platz mit seinem Gemischten Satz die sehr erfolgreichen Teilnehmer aus dem Traisental an, knapp gefolgt vom Gemischten Satz TOM von Tom Dockner. Zwischen das Traisentaler Dreigestirn mit Englhart-Schoderböck hat sich ein „lustiger Kampl“, die Cuvée Retzbach vom Weingut Sonnenhügel, Unterretzbach, geschoben. Muskatig dominiert, vom Sauvignon unterstützt, ist dieser schwungvolle Wein ein Ausbund an Lebensfreude. Der hoch bewertete Gemischte Satz von Englhart-Schoderböck ist mit fünf Euro übrigens der günstigste Wein der diesjährigen Verkostung, das ist viel Wein für wenig Geld.

Grüner Veltliner: Niederösterreichs Dominanz

„Der Grüne Veltliner wird diesmal vermutlich stärker traubige und an Kernobst erinnernde Aromen“ aufweisen, war dem Jahrgangsbericht der ÖWM zu entnehmen, dieser Aussage entspricht der Veltliner Löss von Andreas Schmid aus Gobelsburg gänzlich. Der bei Sommerweinen kaum wegzudenkende Zisch stammt hier von der Limette, die Herkunft vom Löss unterstützt die gute Substanz, und der kleine Zuckerrest ist perfekt eingewirkt, für 6,90 Euro eine wahre Mezzie.

Dem stehen die nachgereihten weder preislich noch qualitativ nach. Der Grüne vom Weingut Jungmayr, Ebersbrunn, bringt neben einem fast schon aromatischen roten Apfel ebenfalls Limettenfrische und eine feste Prise grünen Pfeffer auf den Gaumen. Der Weinviertel DAC vom Winzerhof Stift überzeugt mit viel Veltliner-Flair. Der TOM von Tom Dockner ist ein rundum gelungenes Exemplar für Sorte und Herkunft. Den Namen „Leicht-Sinn“ im Wein vom Weingut Eder, Gedersdorf, darf man ruhig ernst nehmen, da macht jeder Schluck Lust auf den nächsten. Die Schlosskellerei Gobelsburg konnte mit ihrem Messwein einen weiteren Bilderbuchveltliner im Bereich 16 Punkte plus platzieren.

Die neutralen Sorten

Philipp Schmidt aus Hagenbrunn war schon im Vorjahr mit seiner Cuvée Wiener Duo erfolgreich, dieses Ergebnis konnte er diesmal sogar toppen. In der Sommerwein-Kategorie eindrucksvoll hat sich der Welschriesling präsentiert – ein leichter, fruchtverspielter Wein mit viel Animo, der ihn an die Spitze der bunt gemischten neutralen Weine brachte. In der Gesamtwertung war ihm damit der dritte Platz sicher, gleichauf mit dem Gemischten Satz von Thomas Ott.

Mit einigem Abstand, bei ungetrübter Trinkfreude, konnte sich der Welschriesling der Winzervereinigung Erzherzog Johann Weine platzieren, den dritten Platz belegte der Wein vom Weinhof Rossmann aus St. Peter am Ottersbach. Die 15,5-Punkte-Hürde meisterten auch weitere acht Weine unterschiedlicher Herkunft und Ausrichtung.

Unter den weißen Burgunder-Sorten überzeugten die Weißburgunder, unter denen der feine, klassische Wein vom Weingut Lackenblick mit 15,8 Punkten vorn lag. Knapp dahinter überzeugten der Weinhof Fassold mit einem etwas kühlen Wein mit guter Substanz sowie das Germuth Stammhaus mit einem durchaus anspruchsvollen Sommerwein.

 

Topliste  Sommerweine 2023 Gesamtwertung

16,5 Weingut Waldschütz Riesling Strass Venesse KA
16,4 Weinhof Platzer Taste of Styria STMK
16,4 Weingut Schmid Grüner Veltliner Löss KA
16,3 Weingut Thomas Ott Gemischter Satz Alte Reben NÖ
16,3 Weingut Philipp Schmidt Welschriesling WI
16,2 Weingut Tom Dockner Gemischter Satz TOM NÖ
16,2 Weingut Jungmayr Grüner Veltliner Classic NÖ
16,1 Weingut Sonnenhügel Schleinzer   Cuvée Retzbach NÖ
16,1 Winzerhof Stift Grüner Veltliner WV
16,1 Weingut Primus Sauvignon Blanc SST
16,0 Weingut Schloss Gobelsburg Grüner Veltliner Messwein NÖ
16,0 Weingut Eder Grüner Veltliner Leicht-Sinn NÖ
16,0 Weinhof Englhart-Schoderböck Gemischter Satz NÖ
16,0 Weingut Tom Dockner Grüner Veltliner TOM TR
15,9 Arkadenhof Mandl-Brunner Sauvignon Blanc Rechnitz BG
15,9 Weingut Schloss Gobelsburg Riesling Urgestein NÖ
15,9 Respiz-Hof Kölbl   Grüner Veltliner NÖ

 

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Markus Waldschütz ist der strahlende Sieger der großen Vinaria Verkostung der Sommerweine aus dem Jahrgang 2023. Sein Riesling Venesse besticht mit neuer Stilistik. © Robert Herbst
Robert Platzer © Foto Schleich, Bad Radkersburg
Andreas Schmid © Weingut Schmid
Thomas Ott führte die Riege erfolgreicher Winzer aus dem Traisental an. © Christina Leurer
Philipp Schmidt aus Hagenbrunn lieferte den besten Welschriesling der Verkostung ab. © Ben Leitner
Fixsterne aus dem Traisental: Linda, Silke, Rosalie & Tom Dockner. © Helge Woell
Robert, Erni, Daniel & Lisi, Lisa Jungmayr sorgten mit Grüner Veltliner für Aufsehen. © Weingut Jungmayr
Sigrid und Christoph Schleinzer vom Weingut Sonnenhügel in Unterretzbach. © Astrid Bartl
Glockenklare pointierte Sommerweine kommen regelmäßig von Franz-Joseph, Franz und Regina Stift. © Martin Lifka
Spezialisten für Sauvignon & Co.: Thomas (li) und Christian Polz vom Weingut Primus in der Südsteiermark. © Karin Bergmann
Michael Moosbrugger vom Weingut Schloss Gobelsburg. © Weingut Schloss Gobelsburg
Marina sowie Franziska und Martin Eder aus Gedersdorf mit Eltern Sissi und Sepp. © Hannes Polt
Betriebsführer Michael Schoderböck mit Sohn Dominik Schoderböck aus Inzersdorf. © Foto Kraus
Helga und Erhard Brunner vom Rechnitzer Arkadenhof. © Arkadenhof Mandl-Brunner