Europas größte Weinmesse, die ProWein in Düsseldorf, muss wohl eine durchwachsene Bilanz zum 30-jährigen Jubiläum ziehen. Aber: es gibt keine Alternative.

Österreichs Weinbauspitze mit europäischen Kollegen: die Weinbaupräsidenten aus Niederösterreich und dem Burgenland, Reinhard Zöchmann und Andreas Liegenfeld (von links) mit Bundes-Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager (3. von rechts) und Weinbaudirektor Josef Glatt (2. von rechts). © Vinaria

Die ProWein muss sich dringend neu erfinden, wenn sie nicht endgültig unter die Räder kommen möchte. Viel weniger Besucher und Aussteller kennzeichneten die aktuelle ProWein, die am 12. März 2024 zu Ende geht.

Österreichs Winzer zufrieden

Österreichs Winzer waren verhalten zufrieden: weniger Gäste, aber gute Kontakte, mehr Zeit für einzelne Fachbesucher. Die Bilanz durchwegs positiv. Für Österreich führt auch kein Weg vorbei an einer erfolgreichen ProWein. Deutschland ist der Hauptmarkt und es gibt keine Alternative. Daher wird die Alpenrepublik aus eigenem Interesse wohl den Schulterschluss mit der Düsseldorfer Messe suchen (müssen). Und diese hoffentlich den Input annehmen.

Große Weinbauländer, schwache Auftritte

Anderswo sieht das anders aus. Etwa in den Hallen von Frankreich, Spanien, Italien - nur um die wichtigsten Weinbauländer zu nennen. Trostlose Sammelstände prägen die Hallen, seelenlose Präsentationen ohne anwesende Winzer. Viele Stände mangels Publikum unbesetzt. Die Struktur ist schon den ausstellenden Ländern geschuldet.

Der Sonntag ganz schwach besucht, am Montag etwas besser. Wie es weiter gehen soll, wird die ProWein rasch klären müssen. Dazu gehört auch besseres Besucherservice: es gibt kein Gebäck, kaum Wasser, keine Gläserstationen. Alles muss sich der Besucher an den Winzerständen "erbetteln". Aus der Zeit gefallen.

Die Geschichte wiederholt sich

Die Wine Paris - Vinexpo sitzt allen im Nacken. Erinnerungen werden wach. Vor gut zwanzig Jahren hat die damals junge ProWein der damals größten Weinmesse der Welt, der Vinitaly, sukzessive die internationale Kundschaft abspenstig gemacht; Aussteller und Besucher.

Die Vinitaly war und ist immer die große italienische Einkaufsmesse, das hat sie vor dem Untergang bewahrt. Und gibt ihr bis heute Kraft. Mittlerweile erlebt die Vinitaly eine Renaissance, ist eine fixe Größe.

Paris ist kein Ersatz für Düsseldorf

Die Wine Paris bringt sich frontal gegen Düsseldorf in Stellung. Über 50 Winzer aus Österreich nahmen daran in 2024 teil. Aber Vorsicht: die Franzosen sind Chauvinisten der Extraklasse. Da ist alles aus dem Ausland nur geduldetes Beiwerk. "Wir waren in der letzten Halle im hintersten Eck", erinnert sich ein deutscher Winzer, der gut auch für Österreichs Teilnehmer sprechen könnte. Die Franzosen schauen immer nur auf sich selbst, so der Tenor von Winzern aus deutschsprachigen Landen nach der Wine Paris 2024 im Februar.

Erfinden wir die ProWein neu!

Somit führt kein Weg an der ProWein vorbei. Erfinden wir die Messe neu! Die Chefs der Messe Düsseldorf, des Veranstalters, sind aufgerufen, die Weichen neu zu stellen. Bevor es zu spät ist, aber immer noch rechtzeitig für einen Neubeginn. So wie 2024 kann es aber nicht weiter gehen.

So zieht die Messe Düsseldorf selbst Bilanz über die ProWein 2024:
„Nach drei intensiven Messetagen konnte die weltweit größte und wichtigste Fachmesse für Weine und Spirituosen Optimismus in einem derzeit stagnierenden Markt verbreiten. Top-Beurteilungen des Messeangebots auf Besucherseite sowie ein hohes Commitment zur Wein-Hauptstadt Düsseldorf sorgten für positive Stimmung in den Messehallen. Trotz des Bahnstreiks, der vielen Besuchenden am letzten Messetag einen Strich durch ihre geplante Reise machte, konnte die ProWein zu ihrem 30-jährigen Jubiläum rund 47.000 registrierte Fachbesucher und Fachbesucherinnen aus 135 Ländern begrüßen.“