Topwinzer Philipp Grassl aus Göttlesbrunn in Carnuntum gewann, wie berichtet, die große Vinaria Verkostung preiswerter Rotweine 2019 aus Österreich. Heute im Interview über den Siegerwein, seinen „Botschafter“ Rubin Carnuntum.

Vinaria: Der 2019er Rubin Carnuntum vollzog mit Einführung der DAC die Wandlung von der Gebietsmarke zum Herkunftswein. Welche Bedeutung hat diese Marke?

Philipp Grassl: Die Wandlung steht ja nur auf dem Papier: In Wahrheit ist es jene große Konstante in all den Jahren, seit es Carnuntum als eigen­ständige Appellation gibt, die sich immer weiter­entwickelt hat. Diesen ersten Herkunftswein mit klaren Leitlinien und sensorischem Rahmenprofil – und das auf freiwilliger,gemeinschaftlicher Basis –, den gab es bei uns schon zehn Jahre vor den ersten geregelten Herkünften. Gerade deswegen ist er ein unglaublich wichtiger Bestandteil und DER Botschafter für Carnuntum.

Vinaria: Der Rubin ist ein Gebietswein aus mehreren Lagen. Woher kommt er, welche Kriterien muss er erfüllen?

Philipp Grassl: Quer durch die Weingärten, hauptsächlich aus Göttlesbrunn und Höflein, es sind aber auch ein paar Stöcke aus Prellenkirchen dabei; es sind durchaus ältere Stöcke, so 25 Jahre aufwärts, aus Lagen schon mit gewissem Schotteranteil, damit die Frucht dunkler wird. Die Erträge sind wie immer sehr niedrig, maximal ein Kilogramm Trauben pro Stock.

Vinaria: Der Rubin besticht durch Geschmeidigkeit, hat aber auch gute Struktur: Wie laufen Vinifikation und Ausbau?

Philipp Grassl: Wir sind immer auf der Suche nach Balance. Wir vergären mit ganzen Beeren und haben dadurch eine etwas längere Gärkurve – immer um die 18 bis 20 Tage –, somit eine schonende, aber langsame Mazeration, die uns die Griffigkeit und Frische in den Weinen bringt, für die Carnuntum so bekannt ist. Danach kommt der Wein für ein Jahr in kleines und großes Holz, die Füllung findet immer kurz vor der Ernte statt.

Vinaria: 2019 wurde als großer Jahrgang gefeiert: Hat dieser gehalten was er versprach und wie sehen Sie den Vergleich zu den Vorjahren?

Philipp Grassl: 2018 war durch die Reife sehr hedonistisch, 2017 sehr straff und kernig – ein Langstreckenläufer. 2019 wird vermutlich langfristig der Sieger dieses Trios, weil der Jahrgang beides vereint und Frucht bei gleich­zeitiger Kraft in den Weinen zeigt. Die kalte, aber sonnige Phase Mitte September gab der Aromatik nochmals einen Schub, das hat vermutlich den Unterschied ausgemacht.

Vinaria: Ihr Vorausblick auf den wechselhaften Jahrgang 2020.

Philip Grassl: 2020 ist besonders in den warmen Gebieten bei uns im Osten wirklich gut gelungen, wir hatten quasi Sommer bis zum 25. September, als das Wetter brach. Bis dahin waren 70% der Ernte im Keller. Gerade die österreichischen Rotweinsorten wie Zweigelt, St. Laurent oder Blaufränkisch zeigen sich sehr gut gelungen. Durch die gute Niederschlags-Verteilung sind die Tannine wunderbar reif und die Frucht nahezu betörend.

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