Im Zuge des Imagewechsels beim Grünen Veltliner zur Wein-Visitenkarte Österreichs begann die Suche nach einer internationalen Sorte. Jene fand man im Chardonnay. Vinaria vereinte die beiden Klassiker in einer Blindverkostung.

Der fabelhafte Aufstieg des Grünen Veltliners vom geklonten Massenträger zum internationalen Star war schon Thema vieler Berichte. Es war ja eigentlich nur eine von vielen Sorten weltweit, bei der man zum einen draufkam, dass man mithilfe von Rebenselektionen im Weingarten eigenständigere, spezifischere Weintypen erhielt. Und andererseits qualitätssteigernde Maßnahmen im Weingarten inklusive starker Ertragsbeschränkung wahre Wunder bei der Qualität wirken konnten.

In dieser Zeit vermeinte man auch das „Burgundische“ im Veltliner entdeckt zu haben. In der Folge kam es zu Vergleichen von Reserve-Weinen aus dieser Sorte mit bekanntlich aus Chardonnay bestehenden Herkunftsweinen aus dem Burgund, aber auch aus der Neuen Welt.

Hitzig und doch unterschiedlich

Vinaria entschloss sich, nach vielen Jahren wieder eine Vergleichsverkostung österreichischer Sortenweine aus Grünem Veltliner und Chardonnay durchzuführen. Aus den in ihrer Grundcharakteristik nicht unähnlichen Jahrgängen 2019, 2018 und 2017. Zwischen den drei Hitzejahren bestehen im Detail deutliche Unterschiede. Alle drei wurden ihrer hohen Traubenreife wegen gelobt.

Aus Sicht der Qualität waren die Verkostungen sehr erfreulich, in diesem Reifestadium hatten jene Weine, die sich anfangs pubertierend gezeigt hatten, ihre Flausen abgelegt. Insbesondere viele der 2019er und 2017er zeigten sich in toller Form.

Von der Erkennung der Sorten her war es bei den Blindverkostungen mit gemischter Reihung der Sorten in den allermeisten Fällen sofort klar, ob es sich um Veltliner oder Chardonnay handelte.

Riesen-Überraschung an der Spitze: massiv a.!

Eine Riesenüberraschung stellte der Sieger dar: Es handelte sich um den wirklich famosen Chardonnay massiv a. 2017 vom Weingut Artner aus Höflein im Carnuntum – ein gleichermaßen fruchterfüllter wie vitaler und ungemein konturierter Vertreter mit spürbarem und dennoch toll integriertem Holz.

Knapp dahinter der substanzreiche und strukturierte Bründlmayer-Veltliner aus der Ried Käferberg, überraschenderweise aus dem üppigen 2018er-Jahr. Danach folgten in knappem Abstand jede Menge weiterer hervorragender Weine.

Toll zeigten sich etliche der Top-Veltliner von 2017: Josef Bauer aus Feuersbrunn, Tom Dockner aus Theyern im Traisental beeindruckte mit Hochschopf, und Michael Gruber von Am Berg im Kamptal brillierte mit Käferberg.

Inmitten der Veltliner Phalanx behauptete sich das Weingut Kollwentz mit 2019 Tatschler und 2017 Gloria – beide selbstverständlich Chardonnays von erster Güte.

Unter den Grünen Veltlinern aus dem Jahrgang 2019 stachen Franz-Josef Gritschs Spitzer Singerriedel Smaragd, Schloss Gobelsburgs Kammerner Lamm und der Strasser Gaisberg vom Weingut Weixelbaum sowie der überraschende Grüne Veltliner Reserve der Winzer Krems heraus, die alle ebenso wie Bründlmayers Spiegel 2018 glatt 17,5 Punkte und fünf Sterne erreichten.

 

Topliste Grüner Veltliner vs. Chardonnay, 2019-2018-2017 (Auszug)

 

18,5 Weingut Artner 2017 CH massive a. (weiß) CA
18,3 Weingut Bründlmayer 2018 GV Ried Langenloiser Käferberg 1ÖTW KA
18,0 Josef Bauer 2017 GV Ried Spiegel Alte Reben WG
17,9 Tom Dockner 2017 GV Ried Neusiedler Hochschopf Reserve TR
17,8 Weingut Kollwentz 2019 CH Ried Großhöfleiner Tatschler BG
17,7 Weingut Kollwentz 2017 CH Ried Gloria BG
17,6 Weingut Am Berg 2017 GV Ried Käferberg Reserve KA
17,5 FJ Gritsch 2019 GV Ried Singerriedel Smaragd WA
17,5 Weingut Schloss Gobelsburg 2019 GV Ried Renner Kammern KA
17,5 Weingut Weixelbaum 2019 Wahre Werte GV Ried Gaisberg 1ÖTW Reserve KA
17,5 Winzer Krems 2019 GV Reserve KR
17,5 Weingut Bründlmayer 2018 GV Ried Langenloiser Spiegel 1ÖTW Vincent KA
17,4 Weingut Schloss Gobelsburg 2017 GV Ried Lamm Kammern KA
17,3 Weingut Eder Wachau 2017 GV Ried Süßenberg Smaragd WA
17,2 Gerhard Deim 2019 GV Ried Schönberger Kalvarienberg KA
17,2 Josef Scharl 2018 CH Ried Schemming Eruption VLST
17,1 Johann Donabaum 2019 GV Ried Spitzer Point Smaragd WA
17,0 Familie Brandl 2019 GV Ried Zöbinger Kogelberg Reserve KA
17,0 Weinhof Parzer 2018 GV Grosse Selektion NÖ
17,0 Graben Gritsch 2017 GV Ried Schaffenfeld Smaragd WA
16,8 Josef Bauer 2019 GV Ried Rosenberg WG
16,8 Roman Gritsch 2019 GV Ried Setzberg Smaragd WA
16,8 Familie Bauer 2018 GV Ried Hinterberg WG
16,8 Muster.Gamlitz 2017 CH Grubthal Privatarchiv SST

 

 

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Peter Artner © Steve Haider
Josef und Florian Bauer © Thomas Dröszler
Tom Dockner © Karma + Pitch
Andi Kollwentz © Bernhard Angerer
Willi Bründlmayer © Robert Herbst
Melitta, Michael und Ludwig sen. Gruber © Weingut Am Berg
Franz-Josef Gritsch © Weingut FJ Gritsch
Michael Moosbrugger vom Weingut Schloss Gobelsburg © Regina Hügli
Heinz Weixelbaum © POV/Robert Herbst
Kellermeister Franz Arndorfer und Geschäftsführer Ludwig Holzer (v.l.) von den Winzer Krems © POV/Robert Herbst
Andreas Eder © Monkia Löff
Gerhard Deim jun. © Weingut Deim
Josef und Andrea Scharl mit Josef jun. © Sophie Kirchner
Johann und Andrea Donabaum © Florian Schulte
Petra und Günther Brandl © Weingut Brandl
Sebastian Parzer, Andrea Parzer, Alexander Parzer, Christian Parzer (v.l.) © Philipp Monihart/www.charakter.photos
Graben Gritsch (v.r.): Josef und Margit Gritsch, Christina und Andreas Gritsch mit Jungkoch Willy Welser. © Nimo Zimmerhackl