Weniger Aussteller, weniger Besucher, viel Platz: die Prowein, Europas größte Weinmesse in Düsseldorf (Deutschland), sorgt für eine zwiespältige Nachlese bei den rund 270 österreichischen Winzern, die vor einer guten Woche an der Fachmesse teilnahmen.

Die neue Halle der Österreicher hatte sich sehr bewährt, direkt am Weg in die Deutschlandhalle bestens platziert. 2019 waren noch rund 330 Winzer aus der Alpenrepublik zur ProWein gefahren. Künftig werden es wohl noch deutlich weniger sein als die 270 von Mitte Mai dieses Jahres. Zwiespältig fiel die Bilanz der Winzer aus: einige waren sehr zufrieden mit den nur halb sovielen Besuchern, weil sie sich mehr Zeit für die (potenziellen) Kunden nehmen konnten.

Viele andere litten unter der geringeren Frequenz. Wer keine Termine vereinbart hatte (meist mit Stammkunden und -händlern), stand oft einsam in den locker bestückten Hallen mit sechs Meter Abstand zwischen den Präsentationstischen. Für Neuakquise von Kunden erwies sich die ProWein 2022 als nicht ergiebig.

Hotels, Restaurants: Nebenkosten explodieren

Sorgen bereitet den ausländischen Winzern generell die extrem teure Kostensituation abseits der Messe, vor allem für Hotels und Restaurants. Große Messen haben in Düsseldorf traditionell eine Verdoppelung bis Verdreifachung etwa der Zimmerpreise zur Folge. Durch die ProWein-Verschiebung in diesem Jahr kamen etliche Winzer gleich doppelt zum Handkuss. Für März gebuchte Hotelzimmer und günstig im Voraus bezahlte Flüge waren meist nicht mehr erstattbar.

Vor diesem Hintergrund war am Wochenende auf der VieVinum das Thema ProWein vielfach präsent. Zahlreiche österreichische Winzer möchten 2023 nicht mehr oder vorübergehend nicht mehr teilnehmen. Andere möchten der ProWein noch einmal zum angestammten Termin im März eine Chance geben.

Mit rund 5.500 Ausstellern aus 60 Ländern für die Produktgruppen Wein, Spirituosen und Craft-Drinks war die ProWein in Düsseldorf auch diesem Jahr die weltweit größte Messe für Branchenprofis. Allerdings bedeutet das einen Rückgang von fast 20 Prozent im Vergleich zu 6.900 Ausstellern im Jahr 2019. Viele Betriebe, auch aus Deutschland, machten sich erst gar nicht auf den Weg: So war der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) diesmal mit nur 78 Weingütern vertreten, zuletzt waren es noch 129.

Leere Gänge, lange Gesichter, einsame Winzer

Laut offiziellen Zahlen der Messe Düsseldorf waren etwa 38.000 Besucher gekommen, gegenüber 61.500 bei der letzten ProWein davor im Jahr 2019. Ob die Zahlen stimmen oder sehr optimistisch geschätzt sind, kann derzeit nicht gesagt werden. Vor allem Aussteller und Besucher aus Übersee blieben fast geschlossen aus. Dazu die Aussteller und Gäste aus Russland und der Ukraine, aber auch der umliegenden Länder, die derzeit andere Sorgen plagen.

In der Deutschlandhalle war die Frequenz erträglich, vor allem das regionale Publikum verkostete die deutschen Weine. In den anderen Hallen war es viel ruhiger, „sah man oft nur Winzer, die Weine ihrer Kollegen nebenan verkosteten“, so ein deutscher Fachjournalist. Das sorgte für lange Gesichter.

Produkttrends: Alkoholfrei, Rosé, Weintourismus

Die ProWein ist immer eine Trendshow für vinophile Themen, denen Bedeutung vorhergesagt wird. So war es auch diesmal, zusammenfassend können folgende Schwerpunkte festgemacht werden: alkoholreduzierte oder gar -freie Weine dürften ihre Nische deutlich vergrößern. Vor allem jüngere Konsumenten greifen gerne zu diesen Alternativen. Laut einer Analyse der Marktforscher von IWSR wuchs dieser Markt von 2018 bis 2021 fast um ein Viertel auf 10 Milliarden Dollar (9,5 Mrd. Euro).

Der Trend zum Weintourismus ist ungebrochen, Nachhaltigkeit im Weinbau spielt eine immer größere Rolle und will von den Konsumenten nachvollzogen werden, Roséweine – ob still oder prickelnd – boomen und werden, so die einhellige Fachmeinung, weiter stark zulegen.