Wenn am 4. und 5. Mai 2024 mehr als 100 Weingüter zum Wachauer Weinfrühling einladen, ist dies auch ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte der Vinea Wachau: ab dem Jahrgang 2023 sind sämtliche Weine der Kategorien Steinfeder®, Federspiel® und Smaragd® „Nachhaltig Austria“ zertifiziert.

Emmerich H. Knoll, Obmann der Vinea Wachau © Pamela Schmatz

Vinea Wachau ist der Gebietsschutzverband der Wachau, dem nahezu alle über 200 Winzerbetriebe des Weinbaugebiets angehören. Mit dem Jahrgang 2023, der nun auf den Markt kommt, sind sämtliche Weine der Kategorien Steinfeder®, Federspiel® und Smaragd® „Nachhaltig Austria“ zertifiziert. Neben der Handlese, dem Verzicht auf Aufbesserung und der Herkunftsgarantie zählt ab sofort somit auch die nachhaltige Wirtschaftsweise zu den gemeinsamen Grundwerten aller Mitgliedsbetriebe.

150 Wachau-Winzer „Nachhaltig Austria“ zertifiziert

Sämtliche Flaschenfüller und ihre Traubenlieferanten haben sich dem Zertifizierungsprozess unterzogen, mit Ausnahme der kleinsten Mitgliedsbetriebe mit sehr geringer Produktionsmenge, für die nur die Traubenzertifizierung umzusetzen war. Proaktiv zertifiziert sind daher mehr als 150 Weingüter aus der Wachau. Die Zertifizierung ist seit dem Jahrgang 2023 eine der verpflichtenden Bedingungen für Weine der Vinea.

Absolute Vorreiterrolle der Wachau

Rund 1.300 Hektar Rebfläche, viele davon in steilen Steinterrassen, wurden in den vergangenen drei Jahren in einem Mammut-Projekt der Zertifizierung unterzogen. Die Wachau ist damit das erste und einzige Weinbaugebiet Österreichs, das praktisch vollständig nachhaltig arbeitet – und dies zertifiziert. Aber das ist nicht das erste große Projekt im Zeichen der Nachhaltigkeit. Bereits seit vielen Jahren wird in der Wachau der Traubenwickler flächendeckend biologisch bekämpft, wodurch auf den Insektizideinsatz verzichtet werden kann. „Auch das ist einzigartig in der österreichischen Weinlandschaft“, so Leo Alzinger, Vorstandsmitglied der Vinea Wachau.

Nachhaltig satt biologisch

Viele Betriebe in der Wachau sind bereits biologisch zertifiziert. Für Vinea Wachau war es wichtig, alle Betriebe – auch die ganz kleinen – in den Zertifizierungsprozess mitzunehmen. Es ging um eine gesamtheitliche Sicht im Weinbau: etwa die Zusammenhänge zwischen Traktordurchfahrten und der Vielfalt an Bodenorganismen oder zwischen der Diversität von Gräsern und der Vielfalt von Nützlingen. „Bevor man sich einer biologischen Rezeptur anschließt, sollte man das komplexe Zusammenspiel der Natur verstehen und den eigenen Beitrag dazu erkennen“, erläutert Emmerich H. Knoll. Unabhängig von der nachhaltigen Zertifizierung läuft parallel auch das Projekt einer biologischen Zertifizierung.

Biodiversitäts-Offensive der Vinea Wachau

Während die aufwändige Arbeit in den Steilhängen für die meisten Winzer zum täglichen Leben gehört, war es der bürokratische Aufwand, der vielen als Hürde erschien. „Sämtliche Arbeitsschritte müssen aufgezeichnet und dokumentiert werden, gerade in den kleinteiligen Weinparzellen ist das aufwändig. Hier haben wir als Verein viel Unterstützung angeboten. Andererseits ist der hohe Anteil an Handarbeit in den Terrassen von vornherein sehr biodiversitätsfördernd und ressourcenschonend“, erklärt Emmerich H. Knoll, Obmann der Vinea Wachau.

Durch die vielfältigen Betriebsstrukturen in der Wachau – von Traubenproduzenten und Nebenerwerbswinzern bis hin zur Domäne Wachau – gab es ganz individuelle Herausforderungen. Dass wir in drei Jahren so viele Winzer überzeugt haben, macht uns stolz“,  so Knoll.

Ein Biodiversitätsbericht für das Weinbaugebiet wurde ebenfalls erstellt. Dieser analysiert Zusammenhänge zwischen Kulturlandschaft, Tier- und Pflanzenwelt sowie der Bewirtschaftung und gibt den den Hauern maßgeschneiderte Empfehlungen, etwa für die Förderung von Nützlingen wie Insekten oder Vögel, die Eindämmung invasiver Pflanzenarten, die Unterstützung des Humusaufbaus und die Verhinderung der Erosion.  

FRAGEN & ANTWORTEN: Eine ganze Reihe von spezifischen Fragen und die Antworten dazu finden Sie im angefügten Dokument am Ende dieses Beitrags.

 

 

Zur Biodiversitätsoffensive der Vinea Wachau zählen unter anderem folgende Maßnahmen:

Das Verwirren der Traubenwickler
Das Aufstellen von Greifvogelstangen und Nistkästen für seltene Vogelarten
Das Unterstock-Begrünungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Domäne Wachau und zehn weiteren Winzer:innen
Seminare zu umweltsensiblen Themen im Rahmen des Weiterbildungsprogramms „Wachauer Qualitätsoffensive

Alle Details und vertiefende Informationen im Weblink am Ende dieses Beitrages zum Bericht Hannes Seehofer, dem Naturschutzbeauftragten der Wachau.

Martin Mittelbach vom Tegernseerhof bei der Weingartenarbeit. © Pamela Schmatz
Das Aufbauen der Trockensteinmauern ist eine wahre Kunst. © Pamela Schmatz
Die Handlese ist zwingendes Asset das Wachauer Weinbaus. © Pamela Schmatz
Die weltberühmte Ried Achleiten in Weißenkirchen. © Robert Herbst
Mitten in der Weinstadt Spitz trohnt die Ried 1000 Eimerberg. © Robert Herbst
Das Zusammenspiel vieler Faktoren macht die Nachhaltig Austria-Zertifizierung aus. © Vinea Wachau