Der bisherige Verlauf des Jahres schürt trotz Turbulenzen hohe Erwartungen an den heurigen Weinjahrgang. Die Menge wird Schätzungen zufolge bei rund 2,3 Mio. Hektoliter zu liegen kommen.

Der Österreichische Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager erwartet einen vielversprechenden Weinjahrgang 2023. „Nach einer klimatisch turbulenten und herausfordernden Saison, die unter anderem von schweren Unwettern geprägt war, wird im Vergleich zum Vorjahr mit einer etwas geringeren Weinmenge von rund 2,3 Mio. Hektoliter gerechnet. Wir gehen allerdings von einer sehr guten Weinqualität aus. Der Wechsel zwischen Niederschlags- und Hitzeperioden während des heurigen Vegetationsverlaufes bildet die perfekte Grundlage dafür“, betonte Schmuckenschlager. Ausschlaggebend dafür werden noch die kommenden Wochen sein, in denen die Winzer auf sonniges Wetter hoffen. Sorgen bereiten den Winzern bei aller Vorfreude auf die hohe Qualität allerdings die nach wie vor hohen Produktionskosten.

Die Prognose für den Jahrgang 2023 stimmt auch Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing (ÖWM) positiv: „Mit diesem wieder hervorragenden Jahrgang stellen wir die Weichen für die weitere erfolgreiche Entwicklung des österreichischen Weins – auch international. Auf dem Heimmarkt läutet der Sturm eine wichtige Verkaufsphase im Weinjahr ein. Als Unterstützung setzt die ÖWM den Fokus auf absatzfördernde Themen vom Weintourismus über die Bewerbung hochwertiger Rieden- und Reserveweine zur Festtagszeit bis zu Sekt Austria.”

Kulturgut Wein = österreichische Identität

Erfreulich sind die Ergebnisse einer Umfrage zu Bekanntheit, Konsum und Identität des österreichischen Weins, die vom Österreichischen Weinbauverband in Auftrag gegeben wurde: 69 Prozent der Befragten erachten das Kulturgut Wein als wichtig für die österreichische Identität. 74 Prozent geben an, Wein aus Österreich zu trinken. Und für fast die Hälfte der Befragten sind Weingut und/oder Winzer ausschlaggebendes Kaufargument.

Der Witterungsverlauf 2023 war bisher durchaus positiv. Ausgehend von einem sehr trockenen Winter gab es im März einen Mix aus warmen und kühlen Tagen. Der April war auffallend kühl, brachte aber in der zweiten Aprilhälfte die sehr wichtigen Niederschläge. Der Austrieb der Reben erfolgte aufgrund der eher kühlen Witterung Ende April und damit relativ spät. Im Hinblick auf die zu dieser Zeit drohende Spätfrostgefahr war dies jedoch durchaus positiv. Auch die kühleren Temperaturen Anfang Mai hatten glücklicherweise keine Spätfrostschäden zur Folge.

Witterungsverlauf 2023 sehr wechselhaft

Die Rebblüte begann in den meisten Weinbaugebieten Mitte Juni. „Der im Vergleich zu den Vorjahren späte Blühbeginn wird von der Branche durchaus positiv gesehen, denn eine spätere Blüte bedeutet auch einen späteren Reifebeginn etwas mehr in den Herbst hinein, wo von moderateren Tagestemperaturen und etwas kühleren Nachttemperaturen ausgegangen werden kann. Dies führt im Allgemeinen zu harmonischeren Weinen mit einem ausgeglichenen Zucker-Säure-Verhältnis“, berichtete Schmuckenschlager.

Ende Juni begann die erste Hitzeperiode dieses Jahres mit Temperaturen großteils über 30 °C, die bis Anfang August andauerte. Die befürchteten Trockenschäden blieben im Gegensatz zum Vorjahr glücklicherweise aus, da die Böden aufgrund der vorangegangenen Niederschläge sehr gut versorgt waren. Die Niederschläge Anfang August haben die erschöpften Wasserreserven wieder ausgeglichen und waren insbesondere auch im Hinblick auf den bevorstehenden Reifebeginn besonders wichtig.“ Mit der zweiten Hitzewelle des Jahres im August konnte die Reifeentwicklung der Reben zügig voranschreiten.

Hauptlese beginnt Ende September

„Mengenmäßig wird 2023 eine durchschnittliche Erntemenge erwartet, die mit voraussichtlich 2,3 Mio. Hektolitern etwas unter jener des Vorjahres liegen wird. Der Traubenansatz im heurigen Jahr war gut, schlechte Blütebedingungen gab es nur vereinzelt“, erklärte Weinbaupräsident Schmuckenschlager. Besonders betroffen von den Starkregenereignissen Anfang August war die Steiermark, wo es vielerorts schwer Hangrutschungen gab, die Weingärten teils vernichteten.

„Durch enorme Anstrengungen konnte ein Großteil der steirischen Weingärten aber gesund erhalten werden und auch die Steiermark steuert auf einen mengenmäßig zwar kleineren, aber aufgrund der Reifeentwicklung der letzten Wochen sehr guten Weinjahrgang zu“, so Schmuckenschlager.

Im Burgenland wird die Weinlese voraussichtlich Mitte September starten, in Niederösterreich und in der Steiermark erst gegen Ende September. Die Hauptlese wird in Österreich Ende September und in den ersten Oktoberwochen stattfinden.

Quelle: ÖWM