Charmantes Fruchtspiel: Der Weinjahrgang 2022 hat für Freunde eines harmonischen Weinstils viel zu bieten. Bei den Rosés finden sich viele geschmeidige Weine mit dezent einnehmender Frucht. Vinaria stellt gut 130 empfehlenswerte Pinkys aus allen Weinbaugebieten vor.

Gerhard Pittnauer © Weingut Pittnauer

Pinke Sortenvielfalt

Von den Sorten her dominiert ganz klar der heimische Zweigelt, der sowohl reinsortig als auch in Cuvées zum Einsatz kommt und durch besonders großzügige Fruchtbeigaben glänzt. Im Burgenland immer häufiger wird Rosé auch aus Blaufränkisch hergestellt, wobei sich hier die klassischen mittelgewichtigen Varianten eher durch Rotbeerigkeit und Säurepikanz auszeichnen, die kräftigen Vertreter oft schon recht viel Samtigkeit mitbringen.

Hin und wieder werden auch die französischen Edelsorten Cabernet Sauvignon und Merlot für die Rosé-Erzeugung herangezogen, wobei gerade diese von der Frucht und Säure her ebenfalls attraktive und sortentypische Vertreter erbringen können. Seltener findet man Pinot Noir und St. Laurent als Rosé, die gerade in rosa Gestalt nicht immer ihre Sortenaromatik rüberzubringen imstande sind.

Gepresst oder gezogen

Um nun blassrosa bis prallpinke Erzeugnisse aus blauen Trauben zu produzieren, ist es notwendig, die Verweildauer vom Saft auf den farbstoffspendenden und gerbstoffgebenden Schalen zeitlich zu beschränken – ansonsten hätte man einen Rotwein.

Dabei kommen bei der Erzeugung von Roséweinen in der Regel zwei unterschiedliche Methoden zur Anwendung. Bei der Direktpressung werden spezifische Parzellen oder Traubenpartien dezidiert für die Erzeugung von Rosé auserkoren: Die blauen Trauben werden je nach Sorte und Reifezustand meist nach mehreren Stunden oder wenigen Tagen auf der Maische abgepresst und vergoren – Farbe und auch Charakter des entstehenden Weins sind abhängig von der Dauer der Maischestandzeit: von blassen bis tiefrosa Varianten, von teils fast Vernatsch-artiger Farbintensität sind alle Varianten möglich. Wird der Saft der blauen Trauben ohne Maischestandzeit abgepresst und ohne Schalen vergoren, entstehen fast weiße bis leicht rosastichige Weine, die meist unter der Bezeichnung gleichgepresst oder weißgepresst laufen.

Die häufigere Methode der Rosé-Erzeugung ist das sogenannte Saignée-Verfahren, der Saftabzug – diese Rosés entstehen quasi als Nebenprodukt bei der Rotweinherstellung: Der Saftabzug stellt aber eine durchaus übliche Methode zur „Verdichtung“ gewisser Rotweine dar, denn üblicherweise werden nach einem halben Tag bis nach einigen Tagen bis zu 20 Prozent des Mosts ohne Pressung aus dem Gärbehälter für Rotwein abgezogen und anschließend vinifiziert. Der verbleibende Anteil an Most für den Rotwein profitiert strukturell wie auch substanziell von dem deutlich erhöhten Anteil an Schalen im Verhältnis zur Flüssigkeit.

Die Saignée-Rosés sind meist schlankerer Bauart, frisch und fruchtbetont und als Sommerweine trefflich geeignet, die gepressten Rosés haben in der Regel spürbar mehr Struktur und Körper vorzuweisen. Für die Herstellung von als Rosé etikettiertem Stillwein mit Herkunftsangabe (g.g.A. oder g.U.) in der EU nicht zulässig ist hingegen das Vermischen von Weiß- und Rotwein; erlaubt ist dies allerdings noch bei der Erzeugung von Rosé-Schaumwein (auch Champagner), was noch durchaus üblich ist.

Unikat Schilcher

Der Schilcher genießt als ursteirischer Klassiker fraglos eine Sonderstellung. Dennoch handelt es sich dabei bezüglich der Machart eindeutig um einen Roséwein, weswegen ihn Vinaria in die Rosé-Verkostung eingliedert. Die Schilcher-Proben werden stets in einer getrennten Gruppe verkostet, zeichnet sich doch die dem Schilcher zugrundeliegende Sorte Blauer Wildbacher durch eine einzigartige Aromatik aus, die bei jeder Blindverkostung sofort auffällt. Bei der Endverkostung wiederum werden im Rahmen eines Mini-Finales auch die besten Schilcher mit den besten Rosés aus anderen Sorten verglichen.

Rosé-Jahrgang 2022

2022 war die Tatsache, dass der Sommer zu den vier heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen zählte, weniger dramatisch zu werten als die markante Trockenheit, die im Gegensatz zu den meisten Hitzejahren jüngerer Zeit nicht durch eine davor liegende nasse Phase gelindert wurde.

Ab Ende Juni herrschte derartige Dürre, dass vielerorts die Reben auf Notbetrieb umschalteten. Im September kam dann Regen, mancherorts im Übermaß. Vor allem der Donauraum war von diesem Regenszenario betroffen.

Nach dem exzellenten Jahrgang 2021 stellt sich 2022 also etwas heterogener dar: Die Frucht ist oft etwas zurückgenommen und kommt nicht ganz so reif daher wie im davorliegenden Jahrgang; auch ist die Säure tendenziell niedriger, wodurch viele Weine weniger pikant und lebhaft wirken.

Rosé by Nature vor dem besten Schilcher

Nach dem famosen Auftritt der Weinguts Strehn im vorigen Jahr mit gleich vier top gereihten Weinen, war heuer die Spitze wieder auf mehrere Winzer aufgeteilt. Den Top-Wein lieferte diesmal das Weingut Gerhard Pittnauer mit dem ebenso ungewöhnlichen wie eigenständigen Rosé by Nature. Auf dem zweiten Platz ex aequo landeten mit dem reifen wie pikanten Ried Pirkhofberg vom Weingut Friedrich der beste Schilcher der Verkostung sowie der charaktervolle Elefant im Porzellanladen von der Familie Strehn aus dem Mittelburgenland, die auch mit dem Seerosé sehr gut abschnitt. Der im vergangenen Jahr weit vorne platzierte Rosé Sushi ist heuer restsüß ausgefallen und war daher nicht zugelassen.

Dahinter war das Feld sehr vielfältig besetzt: Eine Bestätigung vergangener Top-Platzierungen lieferte Georg Prieler mit dem Rosé vom Stein, der knapp vor dem Schilcher Burgegg vom Weingut Jauk Wieser landete. Etwas dahinter folgten die Schilcher-Weingüter Herbstwein, Langmann und Kleindienst sowie die klassischen Rosé-Erzeuger Steininger, Barbach, Hermann Moser und Jürgen Horvath sowie Christ, FJ Gritsch und Waldschütz.

 

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Georg Prieler erzeugt Charakterrosé aus Blaufränkisch. © Regina Hügli
Eva, Peter, Brigitta und Karl Steininger (v.l.) punkteten mit Cabernet Sauvignon Rosé. © Robert Herbst
Pia Strehn © Felix Werionos
Katharina Prüfert-Barbach vom Weinbau Barbach in Perchtoldsdorf. © Adrian Almasan
Martin Moser lockt mit Rosi Mosi Zweigelt Rosé. © Regina Hügli
Traubenmost in schönstem Rosa im Weingut Strehn. © Felix Werinos
Rainer Christ konnte auch heuer mit dem Petershof-Rosé überzeugen. © Thomas Hantke
Der Kalmuck Pink Rosé von FJ Gritsch zählt immer wieder zu den besten Pinkys der Wachau. © Weingut FJ Gritsch
Jürgen und Katja Horvath (v.l.) © Weingut Jürgen Horvath
Bernhard und Karl Fein (v.l.) © Vitera Production
Markus und Viktoria Waldschütz überzeugten mit ihrem knackigen Zweigelt Rosé. © Michael Parak
Mit drei Schilchern in der Flaschenparade: Topwinzer Stefan Langmann. © Michael Parak
Christian Friedrich © Weingut Friedrich
Monika und Norbert Hess vom Weingut Jauk-Wieser in Deutschlandsberg. © Fotokuchl
Franz Herbsts Ried Höllberg war Preis-Leistung-Sieger in der Kategorie Schilcher. © Weingut Herbstwein