Familie Reinisch
2523 Tattendorf
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Die große Palette an Weiß- und Rotweinen des Johanneshofs erlaubt eigentlich keine längeren Vorreden, somit also gleich in medias res. Schon der Auftakt in Gestalt der leichteren Weißweine ist rundum gelungen: Der „The First“ getaufte Blend aus Sauvignon Blanc und Cabernet Blanc von Sebastian und Thomas Reinisch stellt nämlich noch eine deutliche Steigerung gegenüber dem ohnehin sehr gelungenen Erstlingswerk von 2020 dar und realisiert gewissermaßen einen schlanken, idealtypischen Sommerwein. Sein adäquates Gegenstück ist sozusagen der altbekannte „Dialog“, der diesmal stark vom duftigen Sauvignon geprägt ist. Im Mittelbau des Sortiments der Gebrüder Reinisch sticht diesmal der sehr pointierte wie harmonische Chardonnay heraus, während sich der fleischige Rotgipfler und die Chardonnay-Variante von der Ried Lores gleichsam im gewohnten, ruhigen Fahrwasser bewegen. Von den Gumpoldskirchner Lagenweinen distanziert der 2020er Rotgipfler von der Ried Satzing aufgrund seiner strukturierten Art und des exotisch-überschwänglichen Fruchtspiels in diesem Jahr den gleichwohl sorten- wie herkunftstypischen Zierfandler aus der Monopollage Spiegel. Gelohnt hat sich das Warten auf den Dritten im Bunde, denn der 2018er Kästenbaum-Chardonnay hat diese Geduld mit einem erheblichen Zuwachs an Balance und Eleganz gedankt. Auf dem roten Sektor stellte sich zunächst die Kernfrage nach dem Niveau der leichteren, nur nach der Rebsorte benannten Qualitäten im Vergleich mit den drei sehr guten Vorjahren. Und siehe da: Sowohl der Pinot Noir und St. Laurent als auch der Zweigelt von 2020 fielen keineswegs ab und sind in dieser Preiskategorie in Österreich wohl nahezu konkurrenzlos. In der nach der weitläufigen Tattendorfer Ried Frauenfeld benannten Mittelstufe ist der springlebendige, nahezu vornehm strukturierte Zweigelt seinem Vorgänger von 2019 sogar mehr als ebenbürtig, während der gleichnamige St. Laurent noch etwas Zeit, sprich: Flaschenreife braucht. Für einen ersten Höhepunkt sorgt dann der ungemein stilsichere, hochelegante Grillenhügel-Pinot aus Gumpoldskirchen, der die Liebhaber eines leichtfüßigen, zartblumigen Pinot-Typs sicher begeistern wird. Die beiden 2019er Top-Weine aus der Ried Holzspur lieferten sich zum Verkostungszeitpunkt quasi ein totes Rennen. Sowohl der diesmal schmeckbar leichter und schwungvoller konzipierte St. Laurent als auch der druckvolle wie vielfältige Pinot haben zweifellos ihre Meriten und das Potenzial für eine Höchstwertung. Primus inter Pares, und zwar speziell wenn man ihm viel Luftzufuhr bzw. Dekantierzeit gibt, ist wieder einmal der dicht gebaute und finessenreiche Kästenbaum, der sich schon auf dem Niveau eines sehr guten Premier Crus der Bourgogne bewegt!