Ernst Triebaumer
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Beginnen wir einmal mit den unkonventionell bereiteten Weinen, von denen heuer zwei ganz verschiedene auf dem Prüfstand waren. Zum einen ein spontan mit der ganzen Traube ver- gorener Traminer, der 18 Monate im großen Fass reifte und trotz dieser ungewöhnlichen Methode und minimaler Schwefelzugabe die Aromatik der Rebsorte in individueller Weise zum Ausdruck brachte. Zum anderen präsentierte sich im roten Bereich der bereits bekannte, ohne Schwefel- zugabe gereifte Blaufränkisch Urwerk 2017 recht maischig und archaisch, aber dennoch charakteristisch, was Weinfreunde, die diese ungeschminkte, puristische Stilistik schätzen, sicher erfreuen wird. Haben wir ja schon im Vorjahr die überzeugende Frühform der preisgünstigen Rotweine hervor- gehoben, so ist die Lobeshymne dieses Jahr noch zu steigern, sind doch die 2019er Standard- weine so gut wie noch nie ausgefallen. Dies gilt für die vor Fruchtfülle und Saftigkeit prunkenden Blaufränkischen Rusterberg und Gemärk im Besonderen, aber auch für den durch den hohen Merlot-Anteil schon sehr runden und harmonischen Tridendron. Auch der hauptsächlich auf Blaufränkisch aus der Spitzenlage Mariental basierende Maulwurf verdient ein Sonderlob, zumal er sich mit seinem kirschfruchtigen, rassigen Stil dem „großen Bruder“ in Gestalt des Mariental-Blaufränkischen immer weiter annähert. Punkto Komplexität und Finesse scheint der Blaufränkische 2019 von der Ried Oberer Wald nahezu eine neue Dimension zu erreichen. Auch er könnte bei kontinuierlicher Weiterent- wicklung zum besten aller Zeiten erwählt werden; bereits jetzt erinnert er mit seinem Tiefgang an die größten Vorjahre wie 2006, 2012 und 2016. Während der 2018er Cabernet-Merlot eine für den Jahrgang ungewöhnliche Tanninfülle besitzt und zu seiner Harmonisierung vermutlich von weiterer Flaschenreife profitieren dürfte, präsentiert sich der bereits legendäre Blau- fränkische von der Ried Mariental aus diesem Jahr doch bedeutend offenherziger und zu- gänglicher, als dies etwa in den beiden Vor- gängerjahren der Fall war, und scheint somit ein typisches Kind des Jahrgangs zu sein. Dennoch sollte er in keiner Sammlung von Liebhabern dieses unverkennbaren Modellweines fehlen, denn der Vergleich mit Jahrgängen wie 2011 und 2015 könnte schon spannend werden.
Weine
Intensive, malzige Nase nach Hefegebäck und Mandarinen, auch Salzkaramell, rund und ausgewogen, gelbfruchtiges Spiel, satter Schmelz und gute Länge, hat sich positiv entwickelt.
(ME/BF/CS) Schwarze Oliven und Kirschen, der Merlot gibt klar den Ton an, offenherzig und geschliffen, fruchtsüß und ausgewogen bei mittlerem Gewicht, reife Tannine im sanften Abgang.
(BF/CS/ME) Markanter Blaufränkisch-Auftakt à la Mariental, würzig und eindringlich, auch schotige
Akzente vom Cabernet, engmaschig und körperreich, satte Brombeerfrucht, Waldboden und Wacholder, auf dem Weg zum Klassiker.
Betörendes, hochfeines Duftspiel nach Zwetschken, Schwarztee und Blutorange, geht sofort in die Tiefe, reichhaltig und vielschichtig, süßer Früchtereigen, viel Finesse, klingt „ewig“ lange nach – schlägt für den Oberen Wald ein neues Kapitel auf!
Zunächst rauchig, maischig und verhalten, Maulbeeren und Zwetschken im Hintergrund, auf dem Gaumen präsenter und fruchtbetont, kernig und dicht, noch embryonal, fordernde Art.
Nach dunkler Schokolade und Efeu duftend, ein Hauch von Cassis, reichhaltig und ausgereift, für 2018 erstaunlich druckvoll, reintönig und dicht, reife Tannine, ganz gute Länge.
Feine Melange aus Brombeeren und schwarzen Kirschen, auch Weihrauch und Menthol, elegant, etwas sanfter und offener als gewohnt, extraktsüß und vielfältig, samtige Tannine im langen Nachhall, sehr vornehm.