Schloss Gobelsburg
3550 Gobelsburg
Schlossstraße 16
Tel. +43 2734 2422
Fax. -20
schloss@gobelsburg.at
www.gobelsburg.at
Dieses Weingut feierte bekanntlich im Vorjahr ein höchst ungewöhnliches Jubiläum, denn bereits vor 850 Jahren hatte das Zisterzienserstift Zwettl seine ersten Weinberge rund um den Heiligenstein erhalten. Gleichzeitig mit diesem denkwürdigen Ereignis wurde auch der neue Fasskeller eingeweiht, der mit seinem an klösterliche Bauweisen gemahnenden Kreuz-gang zum neuen Wahrzeichen des Traditionsbetriebes werden könnte. Michael Moosbrugger hat dies zum Anlass genommen, einige seit Längerem geplante Änderungen im Weinsortiment vorzunehmen. So kommen die Lagenweine nunmehr erst im zweiten Jahr nach der Lese auf den Markt, weshalb derzeit die 2020er aktuell sind. Die auf die historische Weinbereitung zurückgehenden Weine der Traditionsserie, bislang je ein Veltliner und Riesling pro Jahrgang, erscheinen hingegen ab letztem Jahr als Editionen, für die ganz bewusst auf die Angabe einer Rebsorte und eines Jahrgangs verzichtet wird. Die unter den Etiketten der Domäne und der Schlosskellerei Gobelsburg laufenden Weine waren von diesen Neuorientierungen freilich nicht betroffen, sodass gegenwärtig der vielversprechende Jahrgang 2021 auf dem Prüfstand steht. Und bei der Verkostung dieser immerhin acht Weine umfassenden Palette, wenn wir den wieder überaus knusprigen und charmanten Rosé Cistercien und den animierenden und reintönigen, eigentlich viel zu guten, weil von liturgischen Handlungen ablenkenden Messwein hinzuzählen, wird deutlich, dass das engagierte Team ganze Arbeit geleistet hat – so stilsicher und untadelig wie diesmal sind sie nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach noch nie gelungen. Speziell das als Kamptal Veltliner etikettierte Duo glänzt mit strahlender Kernobstfrucht, Reintönigkeit und Rasse, aber auch der mit „alpiner" Kühle und Frische aufwartende Urgestein Riesling und sein mit glockenklarem, hellfruchtigem Auftritt überraschender, schon sehr dicht strukturierter Kompagnon von der Schlosskellerei wissen zu überzeugen. Für die perfekte Überleitung zu den Lagenweinen sorgen dann die ebenfalls überaus gelungenen Ortsweine, von denen etwa der Zöbinger Riesling mit seiner kühlen Eleganz den Lagenweinen schon sehr nahe kommt. Von den Top-Rieslingen 2020 hat sich der Gaisberg, den die rassige Säure viel kerniger als gewohnt erscheinen lässt, recht positiv entwickelt. Noch immer sehr jung und etwas verkapselt wirkt der feingliedrige, ganz hellfruchtig auftretende 2020er vom Heiligenstein, dessen Zeit sicher noch kommen wird. Von den drei Veltliner-Lagenweinen aus dem Jahr 2020 ist diesmal der noble, ruhig strömende Lamm an der Reihe, der rund und geschmeidig über den Gaumen gleitet. Als Volltreffer entpuppt sich die Cuvée Three years der neu konzipierten Traditionslinie unter der Bezeichnung „Edition 850", die zum Großteil auf Grünem Veltliner und dem Jahrgang 2018 basiert: Das feinwürzige, mit reichlich exotischer Frucht ausgestattete Bukett wird von der cremigen Geschmacksfülle bestens ergänzt – eine nostalgisch anmutende Cuvée auf ganz hohem Niveau! Insgesamt deutlich verbessert haben sich die drei Sekte präsentiert, von denen vor allem der Blanc de Blancs mit seinem gekonnten Wechselspiel aus hellen Aromen und dezenter Hefe- note hervorsticht, ja durch seine klare Frucht und Balance sofort für sich einnimmt.
Weine
Blumiger Beginn, dann nach Erbsen und grünem Spargel, auch pfeffrig, ausgereift und pikant, feine Apfelfrucht, sehr markant, harmonisch und mundwässernd, alles im Lot.
Vielfältiges Bukett nach Winteräpfeln und Birnen, dann ein Touch von gerösteten Haselnüssen, kraftvoll angelegt, doch nie breit, glasklar und lebhaft, nervig im langen Abgang.
Kamille und Safran im fein gesponnenen Bukett, reif und vital zugleich, fleischig und ausgewogen, derzeit quasi ein Chamäleon, das sich innerhalb kurzer Zeit stark verändert, die große Lage schimmert jedoch in jeder Phase durch – gute Prognose.
Nach Zuckermelone und Papaya, etwas Hefegebäck, saftig und gefällig, geht ein wenig in die Breite, charmanter Riesling zum Einstieg.
Anfangs verkapselt, nimmt rasch Fahrt auf, kühl und pfeffrig, blitzsauber und konturiert, makellose, helle Fruchtaromen, nuanciert wie ausgewogen, von zupackender Säure gestützt – aus einem Guss.
Beginnt mit dem bereits bekannten kühlen Hauch nach Nadelholz und Wacholder. Eine Spur von weißem Pfirsich und Cassis dahinter, extraktsüß und druckvoll, viele Details, prononcierte Rasse, herkunftstypisch und lang.
Ruhig strömende, gelbfruchtige Aromen à la Mirabelle und Kirschpflaume, zartgliedrig und reintönig, jahrgangsbedingt straffer und schlanker gebaut, lebhaft und kernig, mittlere Länge.
Zunächst noch verkapselt und streng, spielt sich rasch frei und offeriert dann Weingartenpfirsich und Ananas, ergänzt von herber Kräuterwürze, recht engmaschig und von der hellen Frucht geprägt, passender Säurebogen im Abgang, gute Perspektiven, benötigt Flaschenreife.
Aus drei verschiedenen Jahrgängen und den Rebsorten Grüner Veltliner und Riesling komponiert wurde dieser zur Feier des 850-Jahr-Jubiläums hervor- gebrachte Premium-Wein. Ebenso feinwürziges wie konzentriertes Bukett, das einen weiten Bogen beschreibt: zuerst kaffeeartige Reifetöne, dann nach Ananas und Pfirsich, fleischig und geschmeidig, mächtiger Körper und viele Facetten, eine prachtvolle, nostalgische Reminiszenz, die den allerbesten Weinen von anno dazumal gerecht wird, große Länge, große Zukunft.
Erdbeere und Zitronenmelisse in der Nase, sehr frisch und fordernd, aber auch akzentuiert, schlank und spritzig, zarte rotbeerige Komponenten, schön trocken im reschen Abgang, die Sommerparty kann beginnen.
Nach Rhabarber und Pfeffer, saftig, rund und offen, etwas rustikaler Zuschnitt, Zuckermelone, burschikos, etwas Gerbstoff vor dem Abgang, geht kontinuierlich auf.
Szechuan-Pfeffer und grüner Tee, auch Schälnüsse, zeigt Konturen und viele Details, reintönig und animierend, straff und hellfruchtig bis zum relativ langen Abgang, rundum gelungen.
Traubiger, beschwingter Auftakt, nach alpinen Kräutern wie Quendel, kühl und zurückhaltend, Rosenöl und Litschi, auch rotbeeriges Spiel, schlank strukturiert, doch typisch für Rebsorte wie Herkunft.
Kräftige Perlage, Nase nach Brioche, überhaupt angenehm hefig, noch schüchterne rotbeerige Frucht, geht auf und passt auch gut ins Rotweinglas, kleiner Zuckerrest, leichtgewichtig und charmant.
Zart perlend, fruchtbetontes Bukett nach Ananas und Birne, etwas schlank, doch straff und kernig, leichte Gerbstoffnote im Abgang, noch ein wenig unruhig.
Stetige Perlage, kreidige Würze, Anklänge von Hefegebäck und Anis, sehr lebhaft, feinkörnig und beschwingt, klare Zitrusfrucht, hefige Untertöne, bestens abgestimmt, druckvoll, lang und zukunftsträchtig.