Vinaria Chefredakteur Peter Schleimer tourte bei der En Primeur Kampagne des Jahrgangs 2021 durch Bordeaux. Notizen von vielen der rund 400 verkosteten Weine finden Sie in der kommenden Vinaria-Ausgabe, die in der dritten Maiwoche erscheinen wird.

Gerade als es so schien, als wären vom Klimawandel geprägte Jahre mit tropischer Hitze und Dürre die neue Normalität, entwickelte sich 2021 mancherorts in Europa zum Jahr der Plagen. Bordeaux war besonders stark betroffen. Dass dort dennoch teils sehr gute Weine entstanden, ist den hohen Standards in Sachen Weinbau und Kellertechnik zu verdanken.

Fielen die Vorberichte über die Qualität des jeweiligen Bordeaux-Jahrgangs in den letzten Jahren von enthusiastisch bis euphorisch, so waren die Wortmeldungen aus Bordeaux zum jüngsten Jahrgang 2021 eher verhalten. Umso umfangreicher und vielfältiger fiel dafür die Berichterstattung von außerhalb der Region und Frankreichs aus – kein Wunder, wurde doch die berühmtestes Weinbauregion der Welt von einer einzigartig scheinenden Serie an Katastrophen heimgesucht.

Die überwiegend negativen Berichte schraubten die Erwartungshaltung im Vorfeld der heurigen En-Primeur-Verkostungen entsprechend herunter und so stieg man mit gebührender Vorsicht in einen Jahrgang ein, der doch auch seine positiven Seiten hat.

Ob die Jahrgangskampagne erfolgreich sein wird, dürfte wohl stark von der Preisgestaltung abhängen. Die Hoffnungen auf stark fallende Preise bei den renommierten Châteaux dürften vergeblich sein – vielerorts wurden Ernteeinbußen und hohe Inflation als Gründe für Preissteigerungen angeführt.

Mieses Wetter sorgte für trübe Aussichten

Das meteorologische Menü, das im Jahr 2021 aufgetischt wurde, sorgte wohl bei allen Winzern für mehr oder weniger grobe Magenverstimmungen: Nahezu jede erdenkliche weinbauliche Plage gab sich in diesem Jahr ein Stelldichein. Dazu zählten strenger Frost, massiver wie anhaltender Krankheitsdruck vor allem durch Peronospora. Verrieselungen, Regen in abartigen Mengen, Fruchtansatz nach den starken Regenfällen, örtlich starker Hagel, späte Umfärbung, fortgesetzte wie starke Laubbildung während und nach der Umfärbung, das Ausbleiben von für blaue Trauben wichtigem Wasserstress, ein kühler Sommer, zwischenzeitlich Regen während der Erntezeit (insbesondere beim Merlot), dazu Mehltau, Graufäule und Botrytis.

Das bei diesem Spektrum an Grauslichkeiten jede Menge Frucht verloren ging, ist logisch: die Erntemengen zählen zu den extrem niedrigen und liegen im Bereich der in quantitativer Hinsicht katastrophalen Jahre 2013 und 2017. Ganz schlimm war es in den Süßweinappellationen Sauternes und Barsac, wo es frostbedingt fast zu einem Totalausfall kam.

Hohe Säure, kräftiges Tannin, moderater Alkohol

Alles mies war es aber keinesfalls. Dennoch muss man die sprichwörtliche Kirche im Dorf lassen: 2021 ist ein Jahr, in dem man mit Glück, Flexibilität und vitikulturellem wie kellertechnischem Können sowie finanziellen Ressourcen, Manpower und entsprechender Einrichtungen und Ausrüstung sehr gute Rotweine erzeugen konnte.

Exzellenter Weißweine mit Biss und Pikanz

Erreicht wurden Weine mit ausreichender physiologischer Reife und Gradation, die tendenziell von hoher Säure, potenziell recht kräftigem Tannin, dafür eher moderatem Alkohol geprägt sind. Ein großer Jahrgang ist auch in gelungenen Fällen kaum zu vermelden. Dafür gibt es eine Reihe exzellenter Weißweine mit Biss und Pikanz. Ähnliches gilt für die Apothekermengen an Süßweinen.

Ende April tourte ich nach zwei ausgelassenen Kampagnen endlich wieder durch Bordeaux für die En Primeur Verkostungen.

Peter Schleimer

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